Die umweltfreundliche Campingtoilette ohne Chemie, plus Varianten, Entsorgung & Tipps für’s grüne Vanlife. Für mich persönlich kann man über das stille Örtchen (vor allem beim Camping) nicht oft genug reden. Nicht nur, weil es grundsätzlich das Normalste der Welt ist und jeden einzelnen Menschen unserer Erde in irgendeiner Form betrifft (es also kein Tabuthema sein sollte), sondern auch, weil falsches oder fehlendes Wissen zu Problemen führen kann – zwischenmenschlich und umwelttechnisch. In diesem Beitrag möchte ich das Thema deshalb gerne aufgreifen und solche Fragen klären, wie warum es überhaupt eine Toilette im Camper braucht, wie das Ganze ohne Chemie oder sogar ganz ohne Wasser funktioniert, wo man die Hinterlassenschaften – fest wie flüssig – entsorgen kann und was das alles mit dem Kreislauf der Natur zu tun hat. Hauptsächlich in Bezug auf kleine Campervans, VW Bus & Co., wo das Klo mobil, platzsparend und möglichst unsichtbar sein sollte.
Denn sind wir mal ganz ehrlich: Wie oft habt ihr euch schon den leckeren Tee oder das kühle Bier am Abend verkniffen, um nachts nicht nochmal raus auf die Toilette zu müssen? Wie traurig wart ihr, als ihr die Nacht mit dem Van nicht mitten in der schönsten Altstadt verbringen konntet, weil es dort kein öffentliches Klo gab? Wie viele Schweißtropfen habt ihr schon vergossen, weil ihr dringend mal musstet, ihr euch jedoch in einer baum- und strauchlosen, aber nicht menschenleeren Landschaft befunden habt? Wahrscheinlich ging das in irgendeiner Art und Weise schon einmal jeder und jedem von uns.
Am Ende dieses Artikels habt ihr ganz viel Inspiration gesammelt, welche Campingtoilette für euch die richtige ist, wie ihr sie entleeren und reinigen könnt, und welches (umweltbewusste) Zubehör ihr noch benötigt.
1. Darum braucht’s ein Campingklo.
Alles rund um die Campingtoilette betrifft nicht nur die Menschen, die Langzeit im Camper leben, sondern auch diejenigen, die nur mal kurz das Vanlife genießen – vor allem freistehend und autark. Denn genau dann hat’s nicht die Vorteile der sanitären Einrichtung von Campingplatz & Co., sondern die Freiheit bringt eine Verantwortung mit sich, derer wir uns bewusst sein müssen.
Zuerst zeige ich euch hier zwei Möglichkeiten auf, um “außer Haus” auf’s Klo gehen zu können, bevor ich darauf eingehen möchte, warum es dennoch wichtig ist, in Camper und Wohnmobil eine Toilette mitzunehmen.
1.1 Poo with a view in Wald und Wiese – als Notlösung.
Das ist die Klappspaten-Variante, mit dem Fokus darauf – wie überall in der Natur – absolut keine Spuren zu hinterlassen. Diese Variante ist die absolute Notlösung! Über das ‘Warum’ lest ihr in Punkt 1.3.
So geht’s: Mind. 60 m abseits von Gewässern und öffentlichen Plätzen grabt ihr ein rund 15 cm tiefes Loch, verrichtet darüber die Notdurft, bedeckt im Anschluss das Geschäft mit Erde und entsorgt das benutzte Toilettenpapier im normalen Müll. ACHTUNG: Das gilt nicht für Naturschutzgebiete, dort solltet ihr komplett darauf verzichten und öffentliche Toiletten oder euer Camper Klo aufsuchen.
Transparenz: Der Artikel enthält *Affiliate Links, die mit einem (*) gekennzeichnet sind. Wenn ihr darüber ein Produkt bestellt, bekomme ich eine kleine Provision, für euch aber entstehen keine zusätzlichen Kosten.
▷ Deshalb mind. 60 m abseits von Gewässern: Menschlicher Kot kann eine Vielzahl an Bakterien, Keimen, Parasiten und Viren enthalten, außerdem Rückstände einer ungesunden Ernährungsweise oder von Medikamenten. Das Alles sollte nicht in Gewässer gelangen.
▷ Deshalb mind. 60 m abseits der Öffentlichkeit: Genauer gehe ich darauf noch in Kapitel 1.3 ein, aber grundsätzlich geht es einfach darum Geruch, “Tretminen” und unschöne Aussichten zu vermeiden.
▷ Deshalb müsst ihr ein mind. 15 cm tiefes Loch buddeln: Hierbei geht es nicht nur um den Anblick und darum, dass Hunde oder wilde Tiere damit in Berührung kommen könnten, sondern vor allem um den Zersetzungsprozess. Die Kleinstlebewesen und Bakterien, die für eine zeitnahe und gesunde Zersetzung notwendig sind, befinden sich in den oberen 20 cm der Erde.
▷ Deshalb hat Toilettenpapier nichts in der Natur verloren: Toilettenpapier ist in der Natur mittlerweile zu einem großen Problem geworden – optisch und umwelttechnisch. Je nach klimatischen Bedingungen dauert der Zersetzungsprozess, bei Papiertaschentüchern sogar noch viel länger (gebleicht, “waschfest” und reißfest bis zu 5 Jahre, mind. aber mehrere Wochen), ganz zu schweigen von Feuchttüchern (chemisch behandelt mehrere Jahre) – Quelle. Deshalb wird das Toilettenpapier einfach wieder mitgenommen und im Müll entsorgt (oder z.B. beim Pieseln einfach ganz darauf verzichtet).
PS: “How to shit in the woods (Wie man im Wald sch…)” ist der Titel eines Buches und ein informatives Standardwerk. Bestellbar online via genialokal* oder in eurer Buchhandlung um’s Eck.
1.2 Die öffentliche Toilette.
Manchmal kostet sie eine kleine Gebühr, manchmal braucht’s ein paar nette Worte oder eine kurze Nachfrage, manchmal auch ein Getränk eurer Wahl. Öffentliche Toiletten findet ihr vor allem im urbanen Raum und sie sind eine kostengünstige Möglichkeit für’s tägliche große und kleine Geschäft.

Öffentliche Toiletten findet ihr z.B.:
• auf Raststätten oder Parkplätzen
• bei Tankstellen
• in großen Supermärkten oder Einkaufszentren
• in Cafés und Restaurants
• in (Bus-) Bahnhöfen
• im Stadtzentrum
• am öffentlichen Strand (See und Meer)
• am Rand von Stadtparks
• in der Tourismusinformation
• an Wahrzeichen oder in Museen
• in Sportstätten oder Bildungseinrichtungen
Bei der Suche nach der nächsten öffentlichen Toilette helfen euch übrigens auch Apps, wie z.B. WC Finder oder Toiletten Finder.
1.3 Das große Problem bzw. warum ihr eine (mobile) Campingtoilette einplanen solltet.
Die Natur sollte dieses Thema betreffend niemals die erste Wahl sein. Mittlerweile liest man immer öfter über Probleme, die das Freistehen vor allem an bekannten Plätzen mit sich bringt. Ganz vorne liegt dabei die Verschmutzung durch menschliche Hinterlassenschaften, was dazu führt, dass es rund um diese Plätze stinkt, widerlich aussieht, durch einen punktuellen hohen Nährstoffeintrag und kaum verrottendes Toilettenpapier (oder noch schlimmer, durch Papiertaschentücher oder gar Feuchttücher) die Umwelt stark belastet wird, ebenso durch Krankheitserreger, (artfremde) Bakterien, Medikamentenrückstände oder Rückstände einer ungesunden Ernährungsweise. Das Buddeln eines Lochs zerstört zudem punktuell die Vegetation.
Ich selbst habe das leider mehrmals während meines Roadtrips durch das Baltikum erlebt. Unter anderem standen wir auf einem offiziellen Stellplatz an einem wunderschönen See, umgeben von tiefgrünem Wald. Im Umkreis von dutzenden Metern war alles voller Toilettenpapier, auf eine Tretmine folgte gleich die nächste. Es war absolut eklig und hat mich so wütend gemacht, denn eine Campingtoilette mitzunehmen, ist dank der Vielfalt heutzutage kein Problem mehr.

Zwar gab es oft öffentliche Plumsklos an den Plätzen, aber deren Zustand war meist genauso unappetitlich, wie der vollgesch*** Wald drumherum. Was mich gleich zum nächsten Punkt kommen lässt: Nicht immer sind öffentliche Toiletten hygienisch und sauber, ganz im Gegenteil. Weitere Punkte, die für ein eigenes Campingklo sprechen, sind außerdem schlechtes Wetter und Durchfall bzw. Unwohlsein. Zu Coronazeiten war es übrigens nur Camper:innen mit einer eigenen Campingtoilette an Board gestattet, auf Campingplätzen zu übernachten.
In den folgenden Kapiteln nehme ich euch deshalb mit in die Welt der mobilen Campingklos, mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit in kompakt – damit für die nächste Tour aus dem Camper ohne Toilette ein Camper mit umweltfreundlicher Campingtoilette wird. All diese Tipps sind ünrigens nicht nur etwas für Camping Anfänger:innen.
2. Die Trockentoilette als Campingtoilette.
Die Trockentoilette ist eine Komposttoilette und funktioniert gänzlich ohne Wasserspülung oder dergleichen – eben trocken. Von der Grundidee her ist sie darauf ausgelegt, mittels Kompostierung den Kreislauf zu schließen und die wertvollen Nährstoffe der Exkremente als Dünger wieder der Erde zurückzuführen, ohne Abwasser zu erzeugen.
2.1 Wie funktioniert eine Trockentoilette?
Vom Prinzip her erinnert die Trockentoilette an ein Plumpsklo ohne Chemie. In einem Behälter werden Kot und Urin zusammen aufgefangen, mit Streu o. ä. bedeckt (um Gerüche zu minimieren, Flüssigkeiten aufzusaugen und ggf. die Kompostierung zu fördern) und anschließend nach Bedarf entsorgt.
2.2 Modell einer Trockentoilette.
Wir selbst nutzen im VW Bus das Trockenklo “Camper” von Goldeimer* (einem Social Business und Teil der Viva con Agua Familie), deren Unternehmensphilosophie es mir ziemlich angetan hat. Alle Gewinne aus dem Verkauf ihrer Produkte fließen in ihre Vision »Alle für Klos! Klos für alle!«, die Menschen weltweit einen Zugang zu sanitären Anlagen ermöglichen soll. Außerdem gefällt mir ihr Einsatz für eine Kreislaufwirtschaft sehr, ein Thema, das mich seit einer ganzen Weile extrem begeistert.

Die Trockentoilette selbst ist in Deutschland gefertigt, aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, der Eimer wiederum ist aus recyceltem Plastik. Wir lagern die Campingtoilette unter’m selbstgebauten Camper Bett bzw. im “Wohnraum”.
>>> Hier könnt ihr das Trockenklo “Camper” von Goldeimer kaufen*
2.3 Entsorgung des Inhalts einer Trockentoilette.
Leider ist die auf Kompostierung ausgerichtete Nutzung / Funktionsweise im Camper kaum möglich. Deshalb befindet sich in dem Behälter unserer Trockentoilette eine schwarze Plastiktüte aus recyceltem Kunststoff, die samt Inhalt von 2 Personen (Hinterlassenschaften plus Sägespäne / Kleintierstreu) ca. alle 2 – 4 Tage gut verschlossen im Restmüll entsorgt wird.
Nachtrag: Mittlerweile haben wir die Trockentoilette mittels Trenneinsatz zu einer Trockentrenntoilette umgerüstet, mehr dazu erfahrt ihr weiter unten.
3. Die Trockentrenntoilette als Camperklo.
Die Trockentrenntoilette (TTT) gehört zur Familie der Trockentoiletten und funktioniert nach dem gleichen Prinzip, mit dem Unterschied, dass fest und flüssig voneinander getrennt aufgefangen werden – daher der Name. Diese Trennung hat den enormen Vorteil, dass es zu wenig bis keiner Geruchsbildung kommt. Die typischen Plumpsklo-Fäulnis-Gerüche entstehen nämlich erst, wenn Urin und Kot aufeinander treffen, denn dann beginnt sofort der Zersetzungsprozess.
3.1 Wie funktioniert eine Trenntoilette?
Die Funktionsweise der Trenntoilette ist eigentlich ziemlich simpel. Ein spezieller Trenneinsatz unterhalb der Klobrille, ein Separator, ermöglicht es Fäkalien und Urin voneinander getrennt aufzufangen. Unterteilt in zwei Bereiche, kann so der Urin in einen Kanister geleitet werden, die Fäkalien landen in einem Eimer.
3.2 Modelle einer Trenntoilette.
Mittlerweile gibt es einige Hersteller von Trockentrenntoiletten auf dem Markt, passende Campingtoiletten drei bekannter Marken möchte ich euch gerne vorstellen. Kompakt und platzsparend lassen sich diese Modelle teilweise sogar in den Camper Schrank integrieren, je nach Grundrissgestaltung.
Kildwick ▷ Mit dem MiniLoo* ((B) 33,70 cm / (T) 38,4 cm / (H) 44,5 cm), dem MicroLoo* ((B) 33,70 cm / (T) 38,4 cm / (H) 33,70 cm) und dem PiccoLoo* ((B) 33,70 cm / (T) 38,4 cm / (H) 31,70 cm) stehen hier gleich mehrere kompakte Trenntoiletten für den kleinen Camper zur Auswahl, mit und ohne Lüfter, ziemlich hübsch aus Birkensperrholz und Kunststoff.
>>> Hier könnt ihr das “MiniLoo*”, “MicroLoo*” oder “PiccoLoo*” kaufen.
MeineTrenntoilette ▷ Die Trockentrenntoilette “Trelino”* besteht aus Kunststoff und einem Holzdeckel, hat die Maße (B) 34,5 cm / (T) 40,0 cm / (H) 28,5 cm, einen 3,5 l Urinkanister (reicht laut Hersteller für ca. 7 Toilettengänge) und einen 6 l Feststoffbehälter. Mit dieser kompakten Größe passt sie perfekt in kleinere Vans.
>>> Hier könnt ihr die “Trelino” kaufen*
TROBOLO® ▷ Die IndiBlœm ist mit den Maßen (B) 31,00 cm / (T) 46,50 cm / (H) 47,50 cm nicht ganz so kompakt und gehört auch zu den teureren Varianten, die Leerungsintervalle sind bei ihr aber die größten, außerdem ist das Holz FSC®-zertifiziert.
>>> Hier könnt ihr die IndiBlœm kaufen.
(Einige Modelle können mit oder ohne elektrischem Abluftsystem gekauft (bzw. nachgerüstet) werden. Der Lüfter sorgt dafür, dass Restgerüche nach außen transportiert werden und sich nicht zu viel Feuchtigkeit im Inneren der Trenntoilette im Camper ansammelt.)
3.3 Entsorgung des Inhalts einer Trenntoilette.
Der Inhalt der Trenntoilette wird getrennt entsorgt. Unterwegs im Camper funktioniert aber auch hier eine Kompostierung leider kaum.
Der Urin kann ganz einfach in eine (öffentliche) Toilette oder in einen der Kanalisation angeschlossen Ausguss (z.B. bei einer Entsorgungsstation) gekippt werden. Alternativ (als Notlösung!) besteht die Möglichkeit den Urin großflächig verteilt und bestenfalls stark verdünnt in der Natur zu entsorgen. Hier ist es aber extrem wichtig, dass das weit entfernt von Gewässern passiert und nicht in Wasser- oder Naturschutzgebieten oder an stark frequentierten Plätzen. Nehmt ihr Medikamente (darunter zählt auch die Antibabypille), dann gehört der Inhalt nicht in die Natur.
Da auch die Fäkalien unterwegs nicht kompostiert werden können, werden sie, zusammen mit dem Toilettenpapier und ggf. Streu, in einem Plastikbeutel aus recyceltem Kunststoff aufgefangen und gut verschlossen im Restmüll entsorgt. Wieso ich euch übrigens NICHT die kompostierbaren Beutel empfehle, das erfahrt ihr unter Punkt Nr. 6.3.
4. Die (mobile) Kassettentoilette als Klassiker der Campingtoiletten.
Kassettentoiletten sind die Klassiker unter den Campertoiletten, funktionieren mit Wasser und Spülung, und werden auch gerne als Chemietoilette bezeichnet – wobei es aber möglich ist, sie ohne chemische Sanitärzusätze zu nutzen.
4.1 Wie funktioniert eine Kassettentoilette?
Die Kassettentoilette besteht aus zwei Teilen. Ein Teil ist eine Kombination aus Spülwassertank und Toilettenschüssel, der andere Teil ist der Fäkalientank. Im Wohnmobil sind Kassettentoiletten meist festverbaut, mit einem von außen herausnehmbaren Fäkalientank, mobil lassen sich beide Teile ganz einfach voneinander trennen. Ein Schieber schließt die Öffnung zwischen beiden Bauteilen, eine Pumpe kann manuell für die Spülung betätigt werden.
Da Wasser, Toilettenpapier, Urin und Kot zusammen im Fäkalientank aufgefangen werden, werden dort normalerweise chemische Sanitärzusätze hinzugefügt, die Gerüche unterbinden und die Zersetzung fördern sollen.
4.2 Modell einer Kassettentoilette.
Die bekannteste tragbare Kassettentoilette ist die Porta Potti von Thetford, mobil und kompakt, aus Kunststoff und in unterschiedlichen Größen erhältlich. Die Porta Potti 335 ist die kleinste Variante, mit Abmessungen von (B) 34,2 cm / (T) 38,2 cm / (H) 31,3 cm und einem 10 l Fäkalientank.
>>> Hier könnt ihr die kleinste Porta Potti kaufen*

4.3 Entsorgung des Inhalts einer Kassettentoilette.
Die Abwasserkassette kann vom Rest getrennt und zur dafür vorgesehenen Entsorgungsstation getragen werden. Dort entleert ihr den Inhalt einfach in den entsprechenden Ausguss. Entsorgungsstationen findet ihr an Campingplätzen, offiziellen Stellplätzen, in manchen Gemeinden und teilweise an Tankstellen oder Raststätten.
Um die Umwelt zu schützen, solltet ihr die Kassettentoilette ohne Chemie benutzen, indem ihr einfach auf kurze Leerungsintervalle achtet. Oder aber ihr fügt dem Fäkalientank biologisch abbaubare Toilettenzusätze hinzu, auf mikrobiologischer Basis. Als Recherche empfehle ich euch den Artikel “Ökologisch unbedenkliche Putzmittel und Toilettenzusätze beim Camping” von Susanne auf Cool Camping Wohnmobil.
5. Weitere Formen einer Campingtoilette.
In diesem Kapitel möchte ich euch gerne noch weitere Formen einer Campingtoilette aufzeigen, die sich evtl. für euren Camper eignen könnten, meist aber für den Einbau in einen größeren Van, einen Kastenwagen oder ein Wohnmobil gedacht sind.
Die Zerhackertoilette ▷ Die Zerhackertoilette ist eine fest eingebaute Campertoilette, die die Hinterlassenschaften zerhackt, Wasser benötigt, ohne Chemie funktioniert und elektrisch betrieben wird.
>>> Nima hat auf CamperStyle ausführlich über die Zerhackertoilette geschrieben.
Die Verbrennungstoilette ▷ Die Verbrennungstoilette ist eine fest eingebaute Campingtoilette, die elektrisch betrieben mittels Gas alle Hinterlassenschaften, fest und flüssig, zu einem Häufchen Asche verbrennt. Sie benötigt zwar kein Wasser und keine Chemie, ist aber extrem teuer.
>>> Michael und Sabine haben auf Herman unterwegs ausführlich über die Verbrennungstoilette geschrieben.

Eine Komposttoilette mit Kurbel ▷ Die Nature’s Head ist eine “halbfest” eingebaute Trenntoilette aus Kunststoff, bei der die Kompostierung im Camper funktioniert. Fest und flüssig werden getrennt, dem großen Feststoffbehälter werden Kokosfasern hinzugefügt und die Fäkalien mittels Rührwerk untergerührt.
>>> Hier könnt ihr die Nature’s Head kaufen*
Eine Trenntoilette für einen extra Urintank ▷ Die Separett ist eine fest eingebaute Trockentrenntoilette mit integriertem Lüfter und Feststoffbehälter, aber ohne Urintank. Der kann extra z.B. unter dem Wohnmobil montiert werden und dadurch größer ausfallen, wie bei den weiter oben vorgestellten Trenntoiletten.
>>> Hier könnt ihr die Separett Villa kaufen*
Da einige dieser Campingtoiletten elektrisch betrieben werden (bzw. deren Lüftungsanlage) benötigt euer Camper Elektrik. Meinen umfangreichen Artikel für den Selbstbau habe ich euch verlinkt.
6. Zubehör für die nachhaltige Campingtoilette.
In den folgenden Zeilen möchte ich euch gerne noch (umweltfreundliche) Tipps zum Zubehör für die Campingtoilette geben, um auf ein paar weitere Punkte aufmerksam zu machen. Sie gehören übrigens zu den 12 Tipps für eine nachhaltige Camper Ausstattung, die ich euch im verlinkten Artikel zusammengeschrieben habe.
6.1 Streumaterial.
Einstreu saugt Restfeuchtigkeit auf, minimiert Restgerüche und fördert, je nach Material, die Kompostierung der Hinterlassenschaften.
Ist es euch nicht möglich unterwegs im Camper die Fäkalien zu kompostieren, was sicherlich die meisten von uns betrifft, dann reicht natürliches Kleintierstreu oder Sägespäne. Ich selbst besorge mir vor jeder Reise eine großen Stoffbeutel voll Sägespäne bei der örtlichen Tischlerei, als Abfallprodukt. Unterwegs ist das aber etwas schwierig, deswegen muss ich dann meist auf Kleintierstreu aus dem Tierbedarf zurückgreifen (gibt’s mittlerweile sogar aus Hanf). Die Plastikverpackung eignet sich übrigens hervorragend als Müllbeutel.
6.2 Toilettenpapier.
Auch beim Toilettenpapier können wir einen Unterschied machen und eine Ressource schonen, die Jahrzehnte zum Wachsen braucht – und die wir sonst mit einem “Wisch” verschwenden würden. Klopapier aus 100% Recyclingpapier gibt es z.B. von Goldeimer* (Großverpackungen sind hier bestellbar), unverpacktes Toilettenpapier im örtlichen Unverpacktladen.

Spezielles Campingtoilettenpapier (meist teuer und sehr dünn) braucht ihr vor allem für die Trockentoilette oder Trenntoilette nicht.
6.3 Plastiktüten.
Um die Fäkalien hygienisch entsorgen zu können, werden sie in einem Kunststoffbeutel aufgefangen. Viele Hersteller:innen haben dafür kompostierbare Beutel im Angebot.
ABER: Für die Campingtoilette ohne der Möglichkeit der Kompostierung möchte ich euch stattdessen empfehlen, auf Plastikbeutel aus recyceltem Kunststoff, zertifiziert mit dem Blauen Engel, zurückzugreifen, in passender Größe (angegeben in Liter).
Und zwar aus folgendem Grund: Durch die Entsorgung im Restmüll werden Beutel und Inhalt anschließend verbrannt. Der mit den kompostierbaren Beuteln angestrebte Kreislauf wird somit nicht erreicht, zuvor wurden aber Energie und Ressourcen verbraucht (Quelle).
6.4 Reinigung.
Für die Reinigung der Campingtoilette könnt ihr ganz einfach auf natürliche Mittel zurückgreifen, wie Essigwasser oder Zitronensäure.
Strömt doch ein etwas unangenehmer Duft aus der Toilette heraus, dann könnt ihr ein bisschen getrockneten Kaffeesatz in den Feststoffbehälter geben, der beim Camping vom Kaffee kochen übrig geblieben ist und Gerüche bindet.
6.5 Auslaufschutz für den Urinkanister.
Das ist ein kleines Teil mit großer Wirkung, deren Bedeutung man sich erst in unebenem Gelände bewusst wird. Es betrifft hauptsächlich die Trenntoiletten und dort den Urinkanister, aus dem es, je nach Füllstand und Unebenheit unter den Rädern, unterwegs ordentlich plätschern könnte. Theoretisch könnte man vor jeder Fahrt einfach den Deckel auf den Kanister schrauben, praktisch siegt die Faulheit (und Vergesslichkeit) und man macht es dann doch nicht.
Wir selbst nutzen den Auslaufschutz von MeineTrenntoilette*, Kildwick verfügt ebenso über einen Überlaufschutz für den Urinkanister*.
7. Umweltfreundliche Campingtoilette selber bauen.
Alternativ habt ihr übrigens auch die Möglichkeit euch eine Campingtoilette, wie die Trockentrenntoilette, selber zu bauen. Bausätze oder einzelne Bauteile erleichtern euch dabei die Umsetzung. Als Basis benötigt ihr dafür einen Feststoffbehälter, einen Urinkanister und den Trenneinsatz, beim Rest sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Anleitungen zum Selbstbau gibt’s via YouTube, wie die hier von FräuleinÖko.
>>> mögliche Bausätze findet ihr z.B. als FreeLoo bei Kildwick* oder bei MeineTrenntoilette*, jeweils in unterschiedlichen Größen

8. Der ökologische Kreislauf.
Der ökologische Kreislauf der Natur ist ein super spannendes Thema – wir Menschen haben es nur leider verlernt in Kreisläufen zu denken und zu handeln. Unsere Ausscheidungen bestehen nämlich aus wertvollen Nährstoffen, umgewandelt aus der Nahrung, die wir zuvor zu uns genommen haben (und die dem Boden ja Nährstoffe entzogen hat). Wäre es da nicht sinnvoll diese Nährstoffe der Natur in Form von natürlichem Dünger zurückgeben, um den Kreislauf wieder zu schließen?
Stattdessen betrachten wir Fäkalien als Abfall, der in Kläranlagen, gemischt mit Grauwasser, aufwendig entsorgt werden muss, und bringen künstlichen Dünger auf unseren Feldern aus. Was dazu führt, dass das Gleichgewicht kippt, Böden immer nährstoffärmer und weniger nutzbar werden, deshalb noch mehr synthetisches Düngemittel benötigt wird und die Abwärtsspirale (in Kombination mit weiteren konventionellen Anbaumethoden) erst so richtig Fahrt aufnimmt. Was sehr schade ist, denn dadurch schaden wir nicht nur unserer Erde, sondern vor allem uns selbst.

Mittels korrekter Kompostierung oder Fermentierung kann aus Kot Humus hergestellt werden, bestenfalls sogar Terra Preta, fruchtbarste schwarze Erde. Urin wiederum enthält Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K), die wichtigsten Pflanzennährstoffe, und kann somit als Volldünger (auch NPK-Dünger genannt) eingesetzt werden. Jeweils ausreichend lang gelagert / kompostiert / richtig fermentiert, werden beim Abbauprozess sogar Keime, Bakterien und Medikamentenrückstände abgetötet / entfernt.
Eine der wichtigsten Ressourcen unserer Welt ist tatsächlich unsere Erde – und zwar vor allem die Humusschicht, die sich in den ersten 10 – 30 cm des Oberbodens befindet. Sie ist Hauptlebensraum und Hauptnahrungsquelle für eine Vielzahl von Bodenlebewesen, verschwindet aber in unserer menschengemachte Kulturlandschaft immer mehr. Dabei ist sie einer der Eckpfeiler für Biodiversität.
Für mich selbst ist das ein unglaublich wichtiges Thema, das ich hier nur am Rande erwähnen möchte – als Information, vielleicht auch als Anregung zur Recherche (z.B. “Boden – Humuss sein!” auf Wohnwagon).
Interessiert euch das Thema Kreislaufwirtschaft im Allgemeinen auch so sehr, dann empfehle ich euch das Buch “Cradle to Cradle – Einfach intelligent produzieren“, das ihr online via genialokal*, in eurer Buchhandlung vor Ort oder gebraucht via medimops bestellen könnt. Über weitere Buchtipps das Thema betreffend freue ich mich sehr.
9. Welche Toilette im Camper? Mein Fazit.
Der Zugang zu einer Toilette und vor allem auch die Wahl von Form und Funktion, ist ein Privileg, dessen wir uns bewusst sein sollten. Viele Menschen auf dieser Welt haben das nicht.
Was ist jetzt aber die beste Campingtoilette? Ich selbst mag unsere Trockentoilette als Teil der Camping Hygiene sehr, habe sie aber vor einer Weile mittels Trenneinsatz zu einer Trenntoilette umgerüstet, da es einfach zu viel Streu brauchte, um die Flüssigkeiten aufzusaugen, damit kein Geruch entsteht. Hätte ich Platz für einen separaten Sanitärbereich, wäre mein persönlicher Favorit die Nature’s Head, da ich dort komplett auf Plastikbeutel verzichten könnte. Ein weiterer Vorteil der Trockentrenntoiletten ist außerdem, dass wir sorgsamer mit der wertvollen Ressource “Wasser” umgehen (zum Vergleich: In Deutschland verbraucht alleine die Toilettenspülung pro Kopf und Tag bis zu 40 l) und bei korrekter Handhabe noch mehr Umweltbewusstsein in unseren Campingalltag integrieren können.


Ganz kurz möchte ich noch zwei Themen aufgreifen. Erstens: Die Kombination Menstruation und Trenntoilette ist kein Problem. Ich selbst nutze eine Menstruationstasse und entleere sie im Feststoffbehälter. Andere Hygieneprodukte, wie Bio-Tampons und Bio-Binden, könnt ihr dort ebenso entsorgen. Zweitens: Wir haben es noch nicht geschafft unsere TTT ganz geruchsneutral zu betreiben, aus dem Behälter für’s Feste strömt trotz Streu immer etwas Duft hinaus. Ich weiß noch nicht genau, woran es liegt.
Platz ist in der kleinsten Bude. Und es ist eine spannende Knobelei eine Örtlichkeit für die Campingtoilette bei der Camper Ausbau Planung zu berücksichtigen. Ich selbst bin übrigens kein Fan von den faltbaren Campingtoiletten, wie z.B. der Bivvy Loo, da ich es zum einen bequem haben möchte und zum anderen auch mit dieser Variante zu viel Müll in Form von Plastikbeuteln produziert wird, durch den ständigen Wechsel zwischen Auf- und Abbau.
Und ganz zum Schluss noch einmal eine Bitte, die mir sehr auf Herzen liegt: Bitte benutzt keine Papiertaschentücher, vor allem keine Feuchttücher, für’s Geschäft in der Natur, und entsorgt euer benutztes Toilettenpapier fachgerecht im Müll. Dankeschön. Erzählt es auch gerne weiter.
Habt ihr Fragen oder Anregungen oder möchtet ihr mir von euren Erfahrungen zum Thema “Camping Toilette” berichten? Dann hinterlasst mir super gerne einen Kommentar oder schreibt eine Email an elisa(at)takeanadVANture.com – dadurch kann ich außerdem die Artikel hier auf meinem Camping Blog für euch immer weiter verbessern. Ich freue mich auch immer sehr über euer Feedback.

Wenn ihr keinen Artikel über nachhaltiges Campen oder dergleichen auf take an adVANture verpassen und immer auf dem Laufenden sein wollt, dann folgt mir doch via Facebook oder Instagram. Dort teile ich auch aktuelle Fotos und Geschichten von unterwegs sowie Gedanken und Erfahrungen. Auf Pinterest findet ihr zudem ein Board, das ich komplett dem grünen Camping gewidmet habe.
Liebe Grüße

1 Kommentar
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