Der Durmitor Nationalpark in Montenegro. Und eine Nebelsuppe.

von Elisa | take an adVANture

Durmitor Nationalpark, Montenegro. Kennt ihr das, wenn Leute, die gerade frisch an einem Ort angekommen sind, voller Inbrunst rufen: „Es ist so schön hier, hier muss ich unbedingt nochmal herkommen.“ Ja? Ich möchte sie dann immer schütteln, ihnen einen Klaps verpassen und sagen: „Man, genieße einfach das Hier und Jetzt. Lass dich komplett mit jeder Faser deines Körpers in diese Gegend ein und erlebe die Momente so intensiv, dass die Bilder und Gefühle für immer in deinem Gedächtnis bleiben.“

Das hört sich im Kopf natürlich toll an und ich sehe viele von euch nickend vor Rechner, Smartphone oder Tablet sitzen. Jetzt folgt das obligatorische ‚aber‘. Aber was ist, wenn jede Faser eures Körpers hauptsächlich damit beschäftigt ist, diese nasse Kälte zu ignorieren? Diese Feuchtigkeit, die an den Klamotten haftet und unter die Decken kriecht?

 

DER DURMITOR NATIONALPARK.

Wir befinden uns im Durmitor Nationalpark in Montenegro. Einem wunderschönen Bergmassiv im Norden des Landes. Es ist Anfang Oktober. Ich liege in unserem Bulli unter mindestens 2 Decken verpackt, die Temperaturen dürften mittlerweile weit unter 10 Grad liegen. Zumindest regnet es nicht. Noch nicht! Die letzten 2 Stunden war die erste regenfreie Zeit seit Tagen. Eigentlich fast seit dem Moment, als wir die Grenze von Österreich nach Slowenien überfahren haben. Die Decken sind klamm, die meisten Klamotten auch und meinen Kopf verstecke ich unter einer Wollmütze. Die Jacke vom Abendbrot habe ich noch an, es ist einfach zu kalt. Ich lese im Schein der Campinglampe und höre dabei den Geräuschen zu. Es klackt und gluckert, der Motor unseres Busses erholt sich von den Strapazen der letzten Tage. Und sonst ist da nur Stille.

Durmitor Nationalpark

Wie ich gerade auf diese Gegend gekommen bin? Eigentlich so, wie ich immer auf irgendwelche Reiseziele stoße. Man stöbert so im Netz, scrollt durch Facebook, findet da einen Artikel und bähm, dann kreisen meine Gedanken nur noch um diesen einen Ort. Somit stand eins der Ziele für den letzten Roadtrip der Saison fest. Der Durmitor Nationalpark, seit 1980 UNESCO-Weltnaturerbe.

Durmitor Nationalpark

Und es hat sich gelohnt. Absolut. Trotz Kälte, trotz Regen. Und trotz der grauen, farblosen Nebelsuppe, die sich manchmal während mehrerer Stunden über die Landschaft legt. Denn wenn diese Suppe auch nur kurz die Sicht freigibt, dann fällt mir nur noch ein Wort ein: Magisch. Irgendwie verwunschen erstreckt sich die Landschaft mal sanft und dann wieder schroff. Braune Hochplateaus, karge Bergspitzen und grüne Schluchten wechseln sich ab.

 

MEINE HIGHLIGHTS.

Geplant waren eigentlich mehrere Wanderungen im Nationalpark. Aber aufgrund der Wetterbedingungen, des fiesen Regens und des immer wieder aufziehenden Nebels hatte man uns von mehreren Seiten davon abgeraten. Das gute an einem Roadtrip ist die Verfügbarkeit eines eigenen Autos. Los ging es also, irgendwohin, ohne Ziel. So weit, wie es die Straßenbedingungen zugelassen haben. Und wir uns sicher waren, dass wir wieder den Weg zurück finden.

 

Der Schwarze See (Crno Jerezo).

Ein Gletschersee zu Füßen des Bergmassivs und die Hauptattraktion im Durmitor Nationalpark. Der Weg vom Eingang des Parks bis zum See ist asphaltiert und mit einigen fliegenden Verkäufern gesäumt. Um den Schwarzen See herum führt ein ca. 3,5km langer Wanderweg, den man bei einem einstündigen Spaziergang ohne größere Anstrengungen gehen kann. Die großen Touristengruppen bleiben die meiste Zeit im vorderen Bereich des Sees, auf der kleinen Wanderung hat man zumindest in der Nebensaison so ziemlich seine Ruhe.

Durmitor NationalparkDurmitor Nationalpark

Im Sommer und bei schönem Wetter wird hier wahrscheinlich die Hölle los sein. Aber es lohnt sich. In dem dunklen See spiegelt sich die herbstliche Landschaft. Die vom Nebel verschleierten Bergspitzen verpassen dem Ganzen eine mystisch magische Stimmung.

 

Nach oben. Ohne Ziel.

Viele Straßen (oder eher bessere Feldwege) ohne Ziel und Namen führen durch die gefühlt endlosen Weiten des Durmitor Nationalparks. In Žabljak biegen wir auf Höhe des Friedhofs von einer der Hauptstraßen in Richtung Westen ab. Und fahren … einfach nach oben. Vorbei an den kleinen Hütten, an vielen leerstehenden Häusern und unter stillgelegten Skiliften hindurch. Irgendwann befinden wir uns über der Baumgrenze und bald schon darauf auch oberhalb der 2000m-Marke. Der Nebel zieht so schnell auf und verschwindet wieder, dass es einem schwindelig wird.

Durmitor NationalparkDurmitor Nationalpark

Vielleicht liegt es aber auch an den steilen Abhängen, die seitlich der einspurigen Straße ohne Begrenzung nach unten führen. Ab und zu gibt der Nebel den Blick auf eine unwirkliche Landschaft frei. Irgendwann drehen wir wieder um. Und irgendwo biegen wir wieder ab. In Richtung … Tja, wo lang eigentlich? Keine Ahnung. Es muss in der Nähe von Nadgora sein. Als die Straße nur noch schwer passierbar wird halten wir und gehen zu Fuß ein Stück nach oben. Und wieder genießen wir den Ausblick.

 

Von Žabljak nach Plužine.

Oder wie wir die schönste Straße Europas gefunden haben. Naja, das ist vielleicht etwas übertrieben. Oder doch nicht?

Durmitor NationalparkDurmitor Nationalpark

Braun, karg, kalt, nass, windig – das wäre jetzt die unromantische Beschreibung für die Strecke. Mystisch, ergreifend, atemberaubend, verzaubernd, märchenhaft – das ist die passende emotionale Beschreibung dafür.

Es führt genau eine relativ gut ausgebaute einspurige Straße durch den Durmitor Nationalpark hindurch. Von Žabljak aus geht es erst nach Süden und nach kurzer Zeit Richtung Westen nach Plužine. Für die 50km sollte man ca. 1,5h Fahrzeit einplanen, ohne Fotostops. Mit Fotostops kann man es gefühlt bis in die Unendlichkeit ausdehnen.

 

DIE ANREISE ZUM DURMITOR NATIONALPARK.

Mit dem eigenen Auto (oder Mietwagen) ist man innerhalb von ungefähr 4 Stunden von der Küste aus in Žabljak, einer Kleinstadt am Rande des Durmitor Nationalparks. Nicht besonders schön und auch nicht wirklich einladend, ist sie der Anlaufpunkt für einen Aufenthalt in der Gegend. Verfahren auf dem Weg in den Norden ist schwer möglich, da es quasi nur eine handvoll gut ausgebauter Straßen gibt. Man sollte sich Zeit nehmen, schnell fahren kann man eh nicht, und den Blick auf die Landschaft genießen.

Durmitor Nationalpark

 

WO ÜBERNACHTEN IM DURMITOR NATIONALPARK?

Es gibt ein paar Campingplätze um Žabljak herum. Oft sind sie wunderschön gelegen, mit traumhaften Aussichten. Aber der Standard ist mit unserem Standard absolut nicht zu vergleichen. Vor allem in der Nebensaison findet man nur das nötigste. Ob das Wasser warm ist oder überhaupt fließt, ist reine Glückssache. Ich persönlich liebe solche Campingplätze. Mit den meisten Mitcampern (sofern vorhanden) liegt man meist auf einer Wellenlänge, die Ruhe ist himmlisch und man ist der Natur ganz nah. Mein Favorit ist der ‚Campingplatz kod Boće‚ etwas außerhalb von Žabljak. In der Nähe des Schwarzen Sees liegt das ‚Autocamp Ivan Do‚, das wiederum auf der Internetseite besser aussieht, als es wirklich ist. Luxus ist bei keinem zu erwarten, die Preise liegen bei 7-8€ für Campervan und 2 Personen.

Durmitor Nationalpark

In der Nähe des ersten Campingplatzes liegt das ‚Autocamp Razvršje‚, dass von außen auch einen schönen Eindruck macht. Und wer doch mal ein günstiges Dach über dem Kopf braucht, der findet im Hostel ‚Hikers Den‚ in Žabljak eine passende Unterkunft.


Dieses Mal ist es so ein Ort, an den ich unbedingt noch einmal zurückkehren möchte. Und das dachte ich mir vom ersten Augenblick an. Ich möchte mich mit jeder Faser meines Körpers in diese Gegend einlassen und jeden Moment so intensiv erleben, dass die Bilder und Gefühle für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Denn ich möchte diese Landschaft gerne noch einmal bei Sonnenschein und ohne tiefsitzender Nebelsuppe besuchen. Ich möchte stundenlange Wanderungen unternehmen und abends total müde, aber überglücklich in meinen Schlafsack kriechen.

Für noch mehr Tipps für einen Roadtrip in Montenegro hier entlang >>> Roadtrip Montenegro. Tipps und Tricks für eine Tour mit dem eigenen Auto.

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18 Kommentare

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Kathrin 19. November 2015 - 14:57

Wow, das sieht alles ziemlich toll aus! Hab in letzter Zeit irgendwie öfter was über Montenegro gelesen. Ich glaub, ich muss da auch mal hin. :-)

Grüüüße

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 19. November 2015 - 18:24

Dann musst du mich aber unbedingt mitnehmen. :D

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ilir 19. November 2015 - 21:03

Hallo
Schaut doch nächstes mal wenn ihr in montenegro seid auch mal in meine alte heimat den nationalpark prokletije und den ort plav wo der schöne see plavsko jezero liegt…ihr werdet diese gegend lieben…viel spass noch beim reisen…

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 19. November 2015 - 21:24

Vielen Dank für deine Tipps!!!
Die werde ich mir merken. :)
Ich hoffe ich kann bald wieder in das schöne Land reisen.

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Holger Haug 19. November 2015 - 21:59

Durmitor war auf meiner ersten größeren Reise auf eigene Faust im Jahr 1989 einer der Orte die mir bis heute im Kopf geblieben sind mit „WOW!! Ist das toll hier !!“
Die Nacht im einzigen Zelt in Zalbjak, als plötzlich der Campingplatzwächter mit dem Gewehr im Nebel vor uns auftauchte, der nur nachsehen wollte ob alles in Ordnung ist „smile“-Emoticon

Danke für die schöne Erinnerung !! Ich muss wieder hin… ;)

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 19. November 2015 - 22:15

Das klingt ja nach einer spannenden Story. Jetzt wird man nur noch in der Nebensaison alleine auf irgendeinem Campingplatz dort stehen.
Und: Sehr gerne!

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Eva 20. November 2015 - 09:25

Krass, nie davon gehört. Sieht wunderbar aus, aber ein bisschen friere ich mit Dir.

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 20. November 2015 - 11:30

Ohja. Das Wetter heute erinnert mich so ein bisschen an das Wetter damals. Nur war da die Aussicht schöner. :)

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8 Reiseblogger verraten ihr Reisehighlight #2015 - Travelroads 1. Januar 2016 - 18:57

[…] Eine kleine Geschichte zum Durmitor Nationalpark findet ihr hier: https://takeanadvanture.com/durmitor-nationalpark-montenegro-roadtrip-camping/ […]

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Nadine 7. Januar 2016 - 19:09

Hallo Elisa, wunderbare Bilder. Gerade wegen des Nebels. Sag mal, ihr ward mit dem Mietwagen unterwegs? Ich will schon seit Jahren dorthin, am liebsten mit dem eigenen Auto – dann sehe ich aber immer die lange Strecke bis nach Montenegro … In welchem Zustand waren denn die Straßen, die ihr benutzt habt? – Viele Grüße, Nadine
PS: Nein, jemanden, der schon bei Ankunft (?!) ruft, er müsse wieder dorthin, wo er gerade angekommen ist, habe ich noch nie erlebt. ;-)

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 7. Januar 2016 - 20:03

Hallo Nadine,

danke dir. :)
Wir waren mit dem eigenen Auto unterwegs (VW T5 Transporter). Die Strecke ist wirklich lang, aber machbar. Für den Hinweg sollte man mind. 2.5 Tage einplanen. Wir sind über Slowenien und Kroatien nach Montenegro gefahren, mit jeweils einer Nacht in den Ländern. Man kommt relativ gut voran, die Autobahnen sind in einem guten Zustand. Wobei die Preise für Maut und Vignette heftig sind (Österreich 8€, Slowenien 30€, Kroatien ca. 40€, Gebühren für Sonderstrecken in Österreich (wie Tauerntunnel – da weiß ich die Preise grad nicht)).

Die Straßen in Montenegro sind relativ OK. Schneller wie 80km/h darf und kann man eh nicht fahren. Das Problem sind vor allem Steinschläge auf der Straße, die nicht nur auf abgelegenen Straßen zu finden sind. Innerorts an der Küste sind wir über eine fußballgroßen Stein gefahren – das hat dermaßen gescheppert, dass ich dachte wir hätten uns den Reifen und Radkasten zerstört. Aber zum Glück war nichts (einen Platten haben wir uns erst ein paar Tage später irgendwo in Kroatien geholt). Auch wegen der Polizei sollte man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten.
Ich plane auch noch einen allgemeinen Beitrag über Roadtrips in Montenegro – da hinke ich noch ein bisschen hinterher. :)
Ein Trip lohnt sich wirklich. Und eine Tour mit dem Auto kann ich nur empfehlen – es gibt so viel zu entdecken!!!

Lieben Gruß
Elisa

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Dori 1. März 2016 - 10:24

Wow, die Bilder lassen richtig gut erahnen wie herrlich diese Gegend bei schönem Wetter sein muss. Es war mir überhaupt nicht bewusst, dass Montenegro eine Reise wert ist. Absolut schön und richtig zum Entspannen.
Wir hatten bei unserer Islandreise im September auch wahnsinniges Pech mit dem Wetter. 1 Woche Regen, alles war schon nass und feucht, im Camper war es schon ziemlich ungemütlich…aber dennoch waren wir begeistert von der Natur und so muss es wohl bei dir auch gewesen sein! Einfach unglaublich, wenn man selbst bei schlechtem Wetter von einem Land begeistert ist!
Viele Grüße
Dori

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 1. März 2016 - 22:00

Hey Dori,
bei schönem Wetter muss es wirklich atemberaubend sein.
Ich finde es auch immer wieder faszinierend, wenn selbst bei schlechtem Wetter ein Land so eine positive Erinnerung hinterlässt. Es ging mir vor ein paar Jahren schon mal mit Tasmanien so.
Lieben Gruß
Elisa

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Sonja 26. April 2016 - 15:31

Liebe Elisa,

toller Bericht. Die Kälte ist quasi durch den Laptop spürbar :)
Das war doch ein gelungener Auftakt oder? Schließlich hat es Montenegro geschafft, dass du noch mal wiederkehren magst :) Wann geht’s los?

Herzlichst
Sonja

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 26. April 2016 - 17:29

Hallo Sonja,

danke schön! :D
Ja, es gibt wenige Orte, die mich selbst bei miesem Wetter in ihren Bann gezogen haben. Genau genommen gibt es nur 2: Montenegro und Tasmanien. Und zu beiden muss ich wirklich nochmal hin. Aber vorher stehen noch viele andere Ziele in der Welt an! :)

Lieben Gruß
Elisa

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Balkan Roadtrip: Unterwegs im Schmelztiegel der Kulturen – 1 THING TO DO 11. Februar 2017 - 11:37

[…] allem in Erinnerung geblieben ist mir die Fahrt auf einer namenlosen Straße durch den Durmitor-Nationalpark. Es waren nicht viele Kilometer, aber wir mussten einfach aller paar Minuten anhalten und über […]

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Ria 23. September 2017 - 14:01

Liebe Elisa,
danke für deinen ehrlichen und wundervollen Artikel. Ich werde auch im Oktober nach Montenegro reisen. Auf schlechtes Wetter stelle ich mich da auch ein – aber der NP bei Grau und Nebel sieht wirklich mystisch aus. Und danke für den Tipp mit der Straße durch den NP – jetzt will ich die auch unbedingt fahren!
Liebe Grüße
Ria

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 6. Oktober 2017 - 13:31

Liebe Ria,
hab vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich schon auf deine Bilder und Berichte von der Tour.
Und ich wünsche dir wahnsinnig viel Spaß in dem tollen Land. :D

Lieben Gruß,
Elisa

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