Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 1-4: Von Deutschland bis in die Türkei.

von Elisa | take an adVANture
Wadi Rum in Jordanien

Nachdem ich mittlerweile wieder in Deutschland angekommen bin und die meiste Zeit des Tages dem fiesen Post-Travel-Blues fröne, kommen jetzt so langsam die ersten Berichte über diese wunderbare Reise. Ich habe mich diesmal dazu entschieden, ein klassisches Tagebuch zu führen. Jeder Tag brachte eine neue Geschichte, die euch alle unbedingt erzählen muss. Die Originalartikel findet ihr auf dem Blog vom Team BorderCross, hier auf take an adVANture gibt es aber, zeitlich bedingt, eine etwas ausführlichere Kopie davon. 

Zusammen mit meinen 5 Teammitgliedern bin ich innerhalb von 3 Wochen über 8000km gefahren, habe 8 Landesgrenzen passiert und viele Nächte im Auto verbracht. Wir haben Abenteuer erlebt, von denen ich vorher nicht einmal gewagt habe zu träumen. Wir sind stundenlang über irgendwelche Nebenstraßen durch den Balkan gekurvt, haben eine Grenze nach der anderen passiert und sind in Gegenden gelangt, die wohl selten ein Tourist zu Gesicht bekommt. In Istanbul haben wir uns nicht nur einmal verfahren. Das Feuerwehrauto meistens vorneweg, waren wir das Highlight an jeder Kreuzung und in jedem selbst verursachten Verkehrschaos.

Die Ohrbooten haben es schon richtig erkannt: „Das Leben ist wie eine große Autobahn…“. Aber lasst mich erstmal ganz von vorne anfangen.

Tag 1 der Allgäu-Orient-Rallye: Oberstaufen und Murphys Gesetz.

Nach einer feuchtfröhlichen Nacht in Oberstaufen kam endlich der Tag, dem ich seit mittlerweile 10 Monaten entgegenfieberte: Der offizielle Start der Allgäu-Orient-Rallye war nur noch knapp 2h entfernt. Die komplette Innenstadt bestand aus gut 150 Autos, alle entlang der Hauptstraße aufgereiht. Das ganze Event war ein großes Spektakel mit vielen Schaulustigen. Und Elmo, unser Feuerwehrauto, war ganz klar das Highlight bei den Passanten und vor allem bei den Kindern.

Polaroidbild von der Grenze zu Oesterreich

Gleich am Anfang mussten wir aber lernen: Murphys Gesetz besagt, dass alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Bevor ich jetzt aber zu ausschweifend werde, hier die Kurzfassung davon: Reisepass im Ruhrpott im Kopierer vergessen, Grüne Versicherungskarte im Kopierer im Süden vergessen, gerissene Bremsleitung bei Bertha, dem Peugeot Boxer, auf dem Weg zur Startrampe. Während 4 von uns zur ersten Rallyeaufgabe fuhren, machte sich Bertha auf den Weg zu Versicherungskarte und neuer Bremsleitung. In der Zwischenzeit konnte der Rest von uns das Roadbook (die Bibel für die nächsten 3 Wochen) im Klettergarten ergattern und die erste Rallyeaufgabe erfüllen. Alle miteinander wurden wir pünktlich an der österreichischen Grenze wieder glücklich vereint und dem Abenteuer Allgäu-Orient-Rallye stand vorerst nichts mehr im Weg. Da wir laut Regelwerk Autobahnen meiden mussten, kamen wir die nächsten Stunden nur langsam voran. Unser erstes Nachtlager schlugen wir damals gegen 23.00Uhr irgendwo in einer Seitenstraße an einem Firmengelände in Österreich auf.

Gefahrene Kilometer: ca. 500km.

Tag 2 der Allgäu-Orient-Rallye: Österreich, Ungarn und eine Tonne Übergewicht.

Bis Istanbul lagen noch gut 2000km und gerade mal 3 Tage vor uns. Die Nacht endete um 5.00Uhr früh und kurz vor 9.00Uhr überquerten wir die österreichisch-ungarische Grenze. Außer einem kurzen Zwischenstopp am Balaton haben wir zugesehen, dass wir vorwärts kommen.

Blick auf den Balaton in UngarnFeuerwehrauto an Kreuzung

Gegen 18.00Uhr erreichten wir Rumänien. Beim Grenzübertritt musste Elmo auf die Waage: 8.5 Tonnen, eine Tonne schwerer, als bei entsprechender Führerscheinklasse erlaubt! Aber das eigentliche Highlight des Tages – zusammen mit dem Team Fehlzündung teilten wir uns die ersten beiden Plätze in der aktuellen Rallyewertung. Das mussten wir natürlich am Abend mit beiden Teams zusammen auf einem Campingplatz bei Arad gebührend feiern. Ein Magirus-Deutz mit Übergewicht, ein Peugeot Boxer mit gerade mal 69PS, ein Volvo 850 im Notlauf und 2 Opel Fronteras, die mit 90km/h bei der nächsten Bodenwelle abheben würden, auf Platz 1 und 2. Läuft, würde ich mal sagen!

Gefahrene Kilometer: ca. 670km.

Tag 3 der Allgäu-Orient-Rallye: In zahllosen Stunden durch Rumänien.

Wieder endete die Nacht gegen 5.30Uhr und still und leise (so leise, wie man eben mit einem Feuerwehrauto sein kann) verliessen wir den Campingplatz. Im Laufe des Tages trafen wir zufällig auf das Team Kamelroas und führten die ein oder andere Unterhaltung via CB-Funk. Schon witzig, wem man innerhalb Europas auf diversen Nebenstraßen so über den Weg fährt. Unser Ziel für den Tag war ein Kinderheim in Rotbav bei Brașov. Wir haben vor der Rallye über die Webseite vom Team zu Sachspenden aufgerufen und über die Monate sind jede Menge Spielsachen und Kleidung zusammengekommen. Das Kindernest Rumänien ist ein christliches Kinderhilfswerk für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Was die Mädels und Jungs in ihrem jungen Alter bereits durchmachen mussten, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Unsere Spenden wurden auf alle Fälle dankend angenommen und somit konnten wir die Feuerwehr wieder auf ihr Normalgewicht bringen. 

Kinderheim in RotbavReparatur an Ole in Rumaenien

Viel mehr gibt es zu dem Tag eigentlich nicht zu sagen. Kurzzeitig mussten wir noch etwas an Ole rumwerkeln, das Problem bekamen wir aber bis zum Ende der Rallye nicht richtig in den Griff. Bis in die Nacht hinein sind wir gefahren und haben unser Nachtlager an einem dunklen Straßenrand aufgeschlagen.

Gefahrene Kilometer: ca. 670km.

Tag 4 der Allgäu-Orient-Rallye: Rumänien, Bulgarien, Hundebabys und finally: TÜRKEI!

Von lautem Hundegebell geweckt, endete die Nacht kurz nach 6.00Uhr. Die Donaufähre brachte uns kurz darauf von Rumänien nach Bulgarien. Mit einem Feuerwehrauto mit einem durchschnittlichen Spritverbrauch von 28 Litern auf 100 Kilometern und einem Tankvolumen von gerade mal 100 Litern muss man öfter mal eine Tankstelle aufsuchen. Und eine dieser vielen Tankstellen wurde uns fast zum „Verhängnis“, als wir Mädels uns dort in ein kleines Hundebaby verliebt haben. Leider siegte die Vernunft über das Herz und wir mussten ohne Hund weiterfahren. Auch wenn es über die nächsten Wochen verteilt nicht der letzte Versuch von mir war, diverse Tiere in Ole zu schmuggeln. In weiser Voraussicht steuerten wir am Abend einen kleinen Grenzübergang zur Türkei an. Ohne Probleme konnten wir nach rund 1h weiter und das erste Etappenziel der Rallye in Angriff nehmen: ISTANBUL!

Warten auf die Faehre nach BulgarienHundebaby in BulgarienVolvo 850 auf Parkplatz in IstanbulBlick auf das Fahrerlager in Istanbul.Fahrerlager der Allgaeu Orient Rallye in Istanbul

Jetzt müsst ihr euch kurz vorstellen, wie ihr mitten in der Nacht durch eine orientalische Millionenstadt fahrt, mit eben genau diesen 3 Autos und einem Ziel, das mitten in der Innenstadt liegt. Genau dann habt ihr eine ungefähre Vorstellung, wie es uns in dem Moment ergangen ist. Schlussendlich sind wir einige Straßen und Brücken mehrmals gefahren, konnten aber den Parkplatz doch noch finden. Das Etappenziel wurde entsprechend gebührend gefeiert.

Gefahrene Kilometer: ca. 700km.


Alle bisher erschienenen Artikel über die Allgäu Orient Rallye:

• take an adVANture goes Orient – Allgäu Orient Rallye.

• Der Post-Travel-Blues und seine Nebenwirkungen.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 1-4: Von Deutschland bis in die Türkei.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 5-6: Mehrmals quer durch Istanbul.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 7-14: Türkei – Ein Roadtrip von West nach Ost nach Süd.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 15-18: Kreuz und quer durch Israel.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 19-23: Auf Abwegen in Jordanien.

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