Eine Wanderung auf den Breidtinden, dem höchsten Berg der Insel Senja.

von Elisa | take an adVANture
Breidtinden Wanderung

Breidtinden, Senja, Norwegen. Könnt ihr euch eigentlich noch genau an jede Wanderung erinnern? Sagen wir mal, so aus den letzten 2 Jahren? Das wird ziemlich schwierig, oder? Manchmal gibt es aber einfach Touren, bei denen man schon nach den ersten paar Schritten weiß, dass sie einem noch lange im Gedächtnis bleiben werden. So erging es mir bei der Wanderung auf den Breidtinden, dem höchsten Berg der Insel Senja – Spoiler: auch wenn ich es dann doch nicht ganz bis zum Gipfel geschafft habe. Es war trotzdem unfassbar schön, wahnsinnig anstrengend und genau das, wonach ich während meines Solo-Roadtrips durch den Hohen Norden Skandinaviens immer mal wieder gesucht habe.

Über diese Tour und die schönen Aussichten möchte ich euch im heutigen Artikel ein bisschen mehr erzählen.

Der Breidtinden – Lage und Anfahrt.

Der Breidtinden ist mit ca. 1001m der höchste Berg der Insel Senja und befindet sich dort im Norden, in der Nähe des Örtchens Mefjordbotn und direkt im Süden des Mefjorden. Und somit oberhalb des Polarkreises.

Die Anreise zum Ausgangspunkt der Wanderung ist relativ einfach, wobei der Einstieg wiederum nicht so leicht zu finden ist. Es gibt kein Schild und Wegweiser sucht man vergeblich – nur durch die Empfehlung zweier Jungs, die ich am Vortag kennengelernt hatte, wusste ich um die genaue Lage. Der Ausgangspunkt der Tour ist ein Parkplatz direkt an der Straße zwischen Mefjordbotn und Senjahopen. Ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Orten befindet sich ein Tunnel und gleich danach (von Mefjordbotn kommend) gibt es eine kleine Ausbuchtung auf der Meeresseite, mit dem Schild „Svartholvatnet“. Dort könnt ihr den Wagen parken und eure Wanderung starten.

Schild Svartholvatnet auf der Insel Senja

Der Einstieg zur Wanderung befindet sich rechts von dem Parkplatz, wenn ihr in Richtung der Berge schaut, und ist mit einem blauen Fleck auf einem Stein gekennzeichnet.

Eine Wanderung auf den Breidtinden.

Davor: Ich hatte die Nacht zuvor schlecht geschlafen, meine Gedanken kreisten seit Tagen und in jeder freien Minute um meinen kaputten Campervan. Kopf und Körper brauchten mal wieder etwas, was beide auspowert und der Seele guttut. Also entschied ich mich bei bestem Spätsommerwetter Anfang September für eine wunderschöne Wanderung im hohen Norden von Norwegen.

Der Anfang: Voller Vorfreude packte ich meinen Rucksack, etwas Wasser, ein paar Snacks und Obst und machte mich auf den Weg nach oben. Gleich am Anfang der Tour zeigte sich, was mich die folgenden Stunde erwarten würde. Kleine blaue Markierungen dienten als grobe Orientierung durch ein enormes Geröllfeld, zwischen Birken und über jede Menge Steine ging es meist steil hinauf. Nach einer Stunde hatte ich so schon eine beachtliche Zahl an Höhenmetern zurückgelegt. Eine klapprige Metalleiter erleichterte den Aufstieg am Ende der ersten Etappen und während der darauffolgenden kurzen Pause genoß ich schonmal die Aussicht.

Aussicht beim Wandern auf den Breidtinden
Wandern Senja Breidtinden
Svartholvatnet auf der Insel Senja
Hütten am Svartholvatnet

Svartholvatnet: Nach ein paar Metern auf flachem Gelände erstreckte sich vor mir ein Plateau mit dem See Svartholvatnet. An dessen Ufer standen einsam ein paar Hütten und kleine Boote trieben angeleint im Wasser. Rechts und links davon ragten schroffe Berge direkt in die Höhe – ein wunderbar perfektes Idyll.

Den See hatte ich noch eine ganze Weile im Blick. Links von ihm folgte ich dem Pfad, der schon nach kurzer Zeit wieder steiler wurde. Drehte ich mich um, schaute ich wiederum direkt auf das unverstellte Panorama vom Mefjord. Ich erreichte bald schon einen Pass, passierte einen viel kleineren See, eher einem Tümpel gleich, und gelangte, immer an einem Grat entlang, zu einem weiteren Plateau – die blauen Markierungen immer im Blick.

Svartholvatnet von oben
Verlauf Wanderweg auf den Breidtinden
Blick auf den Gipfel vom Breidtinden
Tümpel auf dem Weg zum Breidtindan

Zwischenpassage: Mal wieder (oder immer noch) kam ich aufgrund der faszinierenden Landschaft aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und auch die Tatsache, dass ich diese Augenblicke ganz für mich alleine hatte, machte die Momente der innerlichen „Ahhs“ und „Ohhs“ noch intensiver.

Auf dem Plateau befand sich wieder ein kleiner See, die umliegenden Berge spiegelten sich in der Wasseroberfläche. Die Spätsommersonne gab an dem Tag alles und ein Sprung ins kühle Wasser wäre einfach zu verlockend gewesen … ich blieb aber vernünftig. Ich fragte mich, wie in der letzten Stunde immer mal wieder, welcher der Gipfel denn der richtige sei. Kaum einige Höhenmeter später gab die Umgebung den direkten Blick auf die Bergspitze frei, ohne irgendeinen erkenntlichen weiteren Verlauf meines Weges.

Mit einer groben Richtung als Orientierung und dem Ziel im Blick, stolperte ich durch ein riesiges Geröllfeld, das sich vor mir erstreckte. Es folgte ein besser erkennbarer Pfad, dem wiederum ein immer steiler werdendes Gefälle. Zu meinen beiden Füßen gesellten sich bald schon meine beiden Hände, als Hilfestellung am immer unwegsamer werdenden Berghang.

Wanderin auf dem Weg zum Breidtinden
Senja Wanderwege Breidtinden
Breidtinden Melfjord
Bergwelt von Senja

Endspurt: Ich „klebte“ am Hang und war mir nicht mehr so sicher, ob ich den weiteren Weg wagen sollte. Denn schließlich war ich ganz alleine, ohne Empfang, und Hilfe wäre weit weg gewesen. In meinem Kopf wog ich das Für und das Wider für den weiteren Aufstieg ab. Dafür sprach, dass ich Dinge gerne zu Ende bringe, dagegen wiederum ein Versprechen, dass ich dem Daheimgebliebenen gegeben hatte: Ich solle doch auf mich aufpassen.

Da ich vor mir keinen Weg und keine Sicherungen erkennen konnte und im Falle eines Unfalls, auch wenn noch so klein, ich auf mich allein gestellt gewesen wäre, entschied ich mich gegen meinen Ehrgeiz und für die Vernunft. Ich suchte mir eine sichere und bequeme Stelle, setzte mich in die Sonne und genoß die unfassbare Aussicht auf Meer und Berge.

Aussicht von Berghang des Breidtinden
Aussicht vom Breidtinden genießen
Wanderung Breidtinden Senja
Bergwelt der Insel Senja

Rückweg: Nach einer Stunde mit dieser Aussicht und dem inneren Kampf zwischen Vernunft und Ehrgeiz machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Camper. Der Rückweg verlangte noch einmal alles, alle Kräftereserven wurden angezapft und die körperlichen Grenzen ausgereizt. – ein wahnsinnig befreiendes Gefühl, für Kopf und Körper.

Ich denke noch immer gerne an diese Wanderung zurück und bin mir aus tiefstem Herzen sicher, dass ich diesen Berg ein weiteres Mal in Angriff nehmen werde!

Die Wanderung zusammengefasst:

• Höhenmeter: ↑ ca. 1000m  – ↓ ca. 1000m (bis zum Gipfel).

• Dauer: ca. 6-7h retour (geschätzt – ich habe 6h gebraucht und musste rund 75m unterhalb des Gipfels umkehren).

• Kondition: Festes Schuhwerk ist ein absolutes Muss. Die Tour auf den Breidtinden ist anspruchsvoll; Vorkenntnisse, ein guter Orientierungssinn und Trittsicherheit müssen vorhanden sein. In verschiedenen Foren wird die Wanderung mit dem Anspruch T5 oder T6 markiert. Außerdem müsst ihr Verpflegung selber mitbringen. Ich weiß leider nicht, ob das Wasser der Seen Trinkqualität hat. Bei schlechter Sicht, Regen oder Schnee würde ich euch von der Tour abraten.

• Eine Wanderführer hatte ich nicht dabei, ich bin mir auch nicht sicher, ob es einen deutschsprachigen gibt. Als weitere Recherche möchte ich euch den Blogartikel von Thomas Guthmann über die gleiche Tour empfehlen.

Eine Wanderung auf den Breidtinden - den höchsten Berg der Insel Senja.
Pin mich: Euch hat der Artikel gefallen? Dann pinnt ihn doch gerne auf Pinterest und teilt ihn mit Familie und Freunden.

Ihr möchtet mehr über einen Roadtrip über die Insel Senja erfahren? Ich habe alle meine Tipps und Highlights für euch in einem eigenen Reiseguide zusammengefasst: Ein Roadtrip über die Insel Senja – ein Reiseguide.

You may also like

6 Kommentare

Avatar
Martin 11. Januar 2017 - 19:43

Ich bin gerade ganz sprachlos, weil ich die Breidtinden in Norwegen gar nicht kenne. Die Anfahrt habe ich gleich mal abgespeichert :) Aber ich weiß genau was du meinst, man kann sich nicht an alle Touren erinnern, aber einige bleiben einem einfach im Gedächtnis :)

Liebe Grüße,
Martin

Antworten
Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 11. Januar 2017 - 20:52

Hey Martin,

ich habe auch nur durch Zufall über die Wanderung erfahren. Zum Glück. Es war so schön dort. :)
Freut mich, dass dir die Tour gefällt.

Lieben Gruß,
Elisa

Antworten
Avatar
Imke 12. Januar 2017 - 21:33

Hallo Elisa,

das sind aber super schöne Fotos – und ein tolles Erlebnis. Ich gehe nicht oft wandern (eher als Aktivität im Urlaub), daher würde ich mich so eine Tour eventuell alleine gar nicht trauen. Also dafür mal Respekt ;)

Viele Grüße
Imke

Antworten
Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 16. Januar 2017 - 18:35

Hallo Imke,

danke dir vielmals! :)
Ich wandere sogar recht gerne alleine. Da kann ich mein eigenes Tempo gehen und so oft ich will Fotostops einlegen. Und überraschenderweise lernt man doch schnell, sich im Gelände zurechtzufinden. So eine Solotour macht wirklich viel mit einem.

Lieben Gruß
Elisa

Antworten
Avatar
Renee Ullmann 29. April 2018 - 14:07

Seit Jahren fahre wir, jetzt nur noch ich,in das atemberaubende Norge. Ich nutze die Zeit zum wandern, Land und Leute kennen lernen, also ich will kein Massentourismus. Und nun ist es so weit, es geht auf die Insel Senja. Lasse mich überraschen, vor allem von der Natur.

Antworten
Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 2. Mai 2018 - 19:23

Hallo Renee, wenn du so begeistert von Norwegen bist, dann wirst du Senja lieben. Kaum Tourismus und viel Ursprünglichkeit. Ich wünsche dir auf alle Fälle jede Menge Spaß und tolle Wanderungen.

Viele Grüße,
Elisa

Antworten

Kommentar schreiben