Etappenwandern im Schwarzwald – der Seensteig rund um Baiersbronn.

von Elisa | take an adVANture
Seensteig Ellbachseeblick

[Werbung] Seensteig, Baiersbronn, Baden-Württemberg. Das erste Mal, dass ich den Schwarzwald so ganz bewusst als mögliches Sehnsuchtsziel wahrgenommen habe, das war durch eine bildgewaltige Naturdokumentation vor einiger Zeit. Die Kamera lenkte damals das Auge des Betrachters auf eine raue Natur, auf dichte Nadelwälder, die von einem feinen Morgennebel umspielt wurden. Die Sonne glitzerte in den Wassertropfen an den Bäumen und erst so langsam erwachte das wilde Leben. Weiter ging es durch fast undurchdringliches Unterholz, entlang kleiner Bäche und Seen, bis hin zum Ruf des Auerhahns. Und nebenbei erzählte eine tiefe ruhige Stimme Spannendes über Deutschlands höchstes Mittelgebirge. Über die Fichten und Tannen, über den Nationalpark und die beiden Naturparks, über Stürme, Grinden und Hochmoore.


Offenlegung: Die beschriebene Wanderung und der Artikel entstanden in Zusammenarbeit mit Baiersbonn Touristik. Meine Erfahrungen und Eindrücke über diese Tour und das Erlebte bleiben davon aber unbeeinflusst.


Schon komisch, dass der Schwarzwald Schwarzwald heißt*, sieht man doch als allererstes eine ganz andere Farbe: nämlich das Grün. Und wusstet ihr, dass es davon ein paar Hundert verschiedene Töne auf unserer Erde gibt? Da hätten wir zum Beispiel das Maigrün oder das Lindgrün. Dann noch das Knallgrün oder das Lodengrün. Schöngrün oder Schattengrün, Spinatgrün oder … das Waldgrün. Ja, das Waldgrün ist wohl eines der Schönsten.

Von dem konnte ich mich letztens beim Wandern im Schwarzwald auf dem Seensteig rund um Baiersbronn überzeugen. Ich habe Energie getankt, Natur eingeatmet und Zeit für Träumereien gehabt. Eine schöne Tour durch Wald und Wiese, mit einem meiner Lieblingsweggefährten: dem Wasser. Und das gab es in Form von Regen, Seen, Moor, Morgentau und kleinen Bächen. Gepaart mit jeder Menge Waldgeflüster und weiterem Kiefergrün, Braungrün, Efeugrün, Farngrün, Heidegrün, Kaisergrün, … .

Seensteig Etappe 1: Von Baiersbronn nach Mitteltal.

Der Himmel hält sich bedeckt, als ich mich gegen 09.00 Uhr auf den Weg zur ersten Etappe mache. Ich freue mich auf die folgenden Stunden, auf die mehr als ein Dutzend Kilometer und die dichten Wälder, durch die die Pfade führen werden. Mein erstes Ziel ist der Sankenbachsee und um den zu erreichen, laufe ich gemütlich, ohne Hast und mit jeder Menge Ruhe und Zeit. Zuerst auf einem Schotterweg, dann auf einem naturbelassenen Waldweg. Der Sankenbach plätschert mir mal links und mal rechts entgegen und tut damit sein übriges für einen gelungenen Auftakt.

Der Sankenbachsee liegt in einem Kessel aus der letzten Eiszeit. Schon vor etwa 3000 Jahren ist er fast vollständig ausgelaufen, erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der frühere Erdmoränenwall wieder aufgeschüttet und der Bereich damit in den Ursprungszustand zurückversetzt. Diese und weitere Informationen findet man als wissbegieriger Wanderer fein säuberlich auf Tafeln vermerkt – man kann aber auch einfach nur gucken und genießen. Da parallel zum Wanderweg eine Forststraße hinauf führt, kann der See auch problemlos von Alt und Jung erreicht werden.

Brücke über den Sankenbach auf dem Seensteig
Wanderweg auf erster Etappe vom Seensteig
Vogelbeere
Blässhuhn am Sankenbachsee
Sankenbachsee

Gleich auf der gegenüberliegenden Seite wartet schon das nächste Schmankerl, ein ausgewiesenes Naturdenkmal. Der Sankenbachwasserfall stürzt schmal und zweistufig 40 Meter in die Tiefe. Fast schon mit alpinem Charakter führt der Weg seitlich über Wurzeln und steinerne Stufen nach oben, quert das obere Becken mithilfe einer Holzbrücke und steigt noch ein paar Meter hinauf bis zur Wasserfallhütte. Die Bäume spenden Schatten und wer möchte, der kann hier etwas verweilen.

Danach wird es ruhig. Auf Forstwegen und am Rande von Kniebis entlang, sorgen kleine Abstecher ins Dickicht hinein für Abwechslung. Auf dem Abschnitt kommt man zügig voran und kann ein bisschen Zeit aufholen, die man später wieder bei schönen Aussichten hemmungslos verschwenden kann.

Wasserlauf unterhalb vom Sankenbachwasserfall
Sankenbachwasserfall
Sankenbachsee von oben
Buche auf dem Seensteig Etappe 1
Schild über die Natur am Seensteig

Kurz darauf folgt die Aussicht, auf die ich schon lange gewartet habe. Eine barrierefrei erreichbare Aussichtsplattform ragt über die Wipfel der Bäume und auch über die Kante der Karwand hinaus. Und gibt nicht nur den Blick auf den etwa 150 Meter unterhalb liegenden Ellbachsee frei, sondern auch bis ins bergige Hinterland Richtung Mitteltal. Ellbachseeblick heißt der Punkt, bei dem es sich lohnt zu verweilen. Baum und Wald so weit das Auge reicht und dieses Gefühl, dass man selbst gleich nur ein winzig kleiner grüner Fleck sein wird, der durch dieses zusammenhängende Meer an Bäumen wandert. Grün deshalb, weil es anfängt zu regnen und ich somit meine neongrüne Regenjacke aus dem Rucksack hole.

Relativ steil schlängelt sich der Wanderweg links der Plattform an der Karwand hinunter. Wurzeln und nasse Steine lenken meine Aufmerksamkeit auf den Boden. Nur einen kurzen Augenblick schaue ich nach links und in dem Moment grinst es mir auf Augenhöhe entgegen. Ein lachendes Gesicht, ein Baumstumpf mit Mimik. Ich grinse zurück, versuche noch schnell die schiefe Nase geradezurücken und richte den Blick dann wieder auf meine wandernden Füße und einen sicheren Tritt. Vorbei an der Ellbachseehütte, bis ans Ufer vom gleichnamigen See.

Seensteig Ellbachseeblick
Baumstumpf am Seensteig
Baumstumpf mit Gesicht
Ellbachseehütte
Tanne am Forstweg auf Etappe 1 vom Seensteig

Auch der Ellbachsee ist ein Karsee, der während der letzten Eiszeit entstanden ist. Als flächenhaftes Naturdenkmal ist es von einem Moor umgeben und bildet ein eigenständiges Biotop für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Da der Regen stärker wird und bis zum Ziel noch einige Kilometer vor mir liegen, bleibe ich nicht lange. Kurz darauf hat man die Wahl: Entweder folgt man der klassischen Wegstrecke auf der Forststraße oder man nimmt den „Abenteuerpfad“. Natürlich entscheide ich mich für letzteres. Schmal, über viele Wurzeln und kleine Bäche, geht es hinein in den Wald, teilweise dort entlang, wo nie ein Sonnenstrahl den Boden berührt. Die Farne reichen bis weit über meinen Kopf und außer dem Regen und den Flügelschlägen eines aufgeschreckten Greifvogels höre ich nichts. Nass, selig und mit schlammigen Füßen spuckt mich der urwüchsige Pfad nach ein paar Hundert Metern wieder auf dem befestigten Forstweg aus. Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind ein Muss.

Noch kurz bleibe ich an der Ellbachtanne stehen, einer 270 Jahre alten und 45 Meter hohen Weißtanne, die schon so manchem Unwetter getrotzt hat und aus ihrem Leben wohl so einiges zu erzählen hätte. Ich werfe mir den Regenponcho über und laufe die letzten Kilometer bis nach Mitteltal ohne Pause.

⇒ Hinweis: Die sogenannte Seensteig Pauschale ist eine Wanderpauschale, bei der man 6 Hotelübernachtungen, passend zu den Etappen, und einen entsprechenden Gepäcktransport buchen kann. Weitere Leistungen, wie die kostenlose Nutzung vom ÖPNV, sind inkludiert und ermöglichen u.a. ein Wandern mit leichtem Gepäck.

Seensteig Etappe 3: Vom Schliffkopf an den Mummelsee.

Bei strahlendem Sonnenschein und auf über 1050 Metern Höhe startet meine Tour durch Teile vom Nationalpark Schwarzwald. Hier oben, auf dem Schliffkopf, zeigt sich mir eine Art Hochmoor mit blühendem Heidekraut, wilden Heidelbeeren und vielen anderen kleinen Sträuchern. Der Morgentau lässt die Wiesen wie mit Diamanten übersät glitzern und schon nach kurzer Zeit sammeln sich diverse Fotos von feinen Wassertropfen auf meiner SD-Karte. Da ich aber die ca. 3 Kilometer längere Alternativroute über Willis Kaiservariante gehen möchte, muss ich mich recht bald sputen.

Für die Alternative quert man die Schwarzwaldhochstraße, was ich mehr rennend als laufend mache, da sich der Bereich, etwas unpraktisch gelegen, kurz hinter einer Kurve befindet.

Seensteig Schliffkopf
Seensteig Schliffkopf Aussicht
Heidekraut Grinde Schliffkopf

Danach folgt pure Einsamkeit. Keine Menschenseele zeigt sich mir in den Wäldern und ich genieße den Duft der Natur. Die Farbe Grün strahlt hier mal wieder in einer Übermacht und in allen Nuancen, sodass ich gedanklich ins Schwärmen gerate. Auch der Verlauf des Weges hält einige Überraschungen bereit. Mal sind es Forstwege, dann wieder naturbelassene Pfade, bei denen man manchmal sogar über umgestürzte aber gesicherte Bäume kraxeln muss.

Für reichlich Kontrast und Abwechslung sorgt Mutter Erde selbst. Da ist der tiefblaue Himmel, da sind Vögel und Schmetterlinge, gelbe und rote Blumen, Wurzeln und Steine, wechselnde Aussichten. Auch wenn es vielleicht an Superlativen fehlt, ist es doch das, was mein Wanderherz begehrt. Hier kann man die Gedanken schweifen lassen, die wie die Eichhörnchen von Baum zu Baum hüpfen und sich irgendwann im Tiefgrün verlieren. Ein tiefer Atemzug und schon geht es mit neuer Energie weiter.

einzelner Baum am Seensteig
Löcher in altem Baum
naturbelassener Pfad auf dem Seensteig Etappe 3
Schmetterling
Waldweg Seensteig

Die Passhöhe Ruhestein ist das nächste Zwischenziel. Leider fehlt mir die Zeit dem Nationalparkzentrum einen Besuch abzustatten. Stattdessen schlängelt sich der Weg den Skihang entlang und so auch ich. Es geht stetig bergauf und oben angekommen zeigt sich wieder eine dieser schönen Landschaften, die mich anfangs schon am Schliffkopf begeistert haben. Es ist die Grinde, eine fast baumfreie Feuchtheide, moorastig und Heimat diverser Pflanzen- und Tierarten.

Kurz nach dem Eutinggrab gibt das bergige Gelände den Blick auf den rund 120 Meter tiefergelegenen Wildsee frei. Der Karsee umfasst zusammen mit der Hornisgrinde, dem höchste Berg des Nordschwarzwaldes, das Naturschutzgebiet „Wilder See – Hornisgrinde“ und ist gleichzeitig teilweise Bannwald und in dem Bereich das älteste Naturwaldreservat in Baden-Württemberg. Bannwälder, das sind Wälder bei denen die Holznutzung unterbleibt und die Natur wieder sich selbst überlassen wird. Das und so einiges mehr erfahre ich wieder beim Vorbeigehen, als spannende Informationstafeln ihr Wissen allen Interessierten preisgeben. Wer möchte, der kann zum Wildsee hinabsteigen oder etwas später in der Darmstädter Hütte einkehren.

Seensteig Wildsee
Grinde Heidelandschaft Seensteig
Nadelbaum zwischen Heidegewächs
weiter Blick über die Landschaft im Nordschwarzwald

Durch eine kleine Unachtsamkeit lande ich etwas später auf einem der Himmelswege, der parallel unterhalb des Seensteigs verläuft. Ich überlege kurz, ob ich den Forstweg nicht einfach weitergehe, da beide Wege am Seibelseckle wieder aufeinandertreffen. Zum Glück entscheide ich mich dagegen und nehme einen Verbindungsweg, mit dem ich auf den viel schöneren Pfad vom Seensteig gelange.

Das Ende der dritten Etappe kündigt sich bald schon mit viel Tamtam an. Die Anzahl an Menschen wird größer, ebenso wie die Geräusche der Autos von der Schwarzwaldhochstraße. Der Mummelsee ist dabei das Objekt so mancher Begierde und lockt eine Vielzahl an Leuten an seine Ufer – mich eingeschlossen. Lange bleibe ich nicht, denn nach der Einsamkeit der letzten Stunden ist mir der Trubel etwas zu viel. Das Ende der Etappe ist auch mein Ende auf dem Seensteig, aber angefixt von der Schönheit der Wälder werde ich die 5 Etappen sicherlich ein anderes Mal als Ganzes in Angriff nehmen.

⇒ Hinweis: Die Orientierung auf dem Seensteig fällt nicht schwer, die Wege sind sehr gut markiert und ausgeschildert. In der Touristeninformation oder im Wander-Informationszentrum in Baiersbronn erhält man den Baiersbronner Wanderguide und kann zudem noch eine Wanderkarte kaufen. Wer online navigieren möchte, der lädt sich Tourenguide – Die App für Baiersbronn auf’s Smartphone.

Wandern rund um Baisersbronn.

Der Seensteig ist ein Etappenwanderweg, der innerhalb von 5 Etappen und auf 91km von und nach Baiersbronn führt und dabei sieben Karseen verbindet. Ein Qualitätsweg durch Wälder, Moore, über Grinden und vorbei an Wasserfällen.

Wer übrigens noch anderweitig Wanderungen rund um Baiersbronn sucht, dem stehen mit dem Baiersbronner Wanderhimmel insgesamt 550km zur Verfügung. Da gibt es Genießerpfade, Themenwege und Erlebniswanderungen, lange Touren, kurze, einfache und schwere. Zum Auftakt meiner Zeit bin ich ein paar Stunden entlang des Genießerpfades „Satteleisteig“ gewandert, mit einer leckeren Brotzeit in der Wanderhütte Sattelei und einem anschließenden kleinen Dessert direkt aus der Natur. Leicht erreichbare Hotspots hat man zwar nicht für sich alleine, geht man aber nur ein paar Minuten weiter, dann hört man nur noch sich selbst und das natürliche Drumherum.

Baiersbronn Wegweiser Genießerpfade
Aussichtspunkt Satteleisteig Baiersbronn
Wanderweg Satteleisteig mit Wanderschuhen
wilde Brombeeren sammeln
Baumpilz

⇒ Hinweis: geführte Wanderung, wie zum Beispiel eine kulinarische Wildpflanzenwanderung, werden regelmäßig angeboten. Anmeldemöglichkeiten und Informationen gibt es im Wander-Informationszentrum oder bei der Touristeninformation in der Stadt.

* Der Schwarzwald heißt übrigens Schwarzwald, weil er hauptsächlich aus Fichten besteht und diese Nadelbäume so dicht und schnell wachsen, dass kaum Sonnenlicht auf den Boden fällt. Der Wald wirkt dort besonders dunkel … und eben auch schwarz.

Etappenwandern im Schwarzwald – der Seensteig rund um Baiersbronn.
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5 Kommentare

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Anke 1. September 2019 - 18:51

Liebe Elisa,
was für ein schönes Portrait einer meiner Lieblingsregionen im wunderschönen Deutschland. Ich liebe den Schwarzwald und bin meist mindestens einmal im Jahr dort. Oft zur Winterzeit, denn den Schliffkopf und die Hornisgrinde im Schnee zu erleben ist einmalig schön! Viele Orte rund um Baiersbronn, sowohl der Ort selbst als auch Mitteltal oder Obertal sind auf den ersten Blick ja eher schlicht. Aber die Natur ist wunderschön und der dichte Wald und die sanften Hügel sind Balsam für die Seele, ein Genuss für Nase, Augen und alle Sinne!
Liebe Grüße vom Niederrhein
Anke

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 4. September 2019 - 07:16

Hallo Anke,

vielen lieben Dank für deine schönen Worte – das freut mich wirklich sehr. Deine Begeisterung für die Region kann ich vollkommen nachvollziehen und ja, gerade den Winter stelle ich mir dort auch magisch vor. Es ist immer wieder faszinierend, wie viel Vielfalt in einem kleinen Land wie Deutschland doch steckt. :)

Alles liebe euch 3en,

Elisa

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Marion 17. Februar 2020 - 17:47

Liebe Elisa,
da ich ( zum Glück und voller Dankbarkeit) wieder im Nordschwarzwald lebe, kann ich bei jeder Gelegenheit diese wundervolle Natur erwandern. Am liebsten natürlich mit meinem Mann, gern aber auch mal allein. Es ist ein wahrer Märchenwald. Hab auf meinen Wanderungen so viele tolle Begegnungen, nur leider sind manche Touristen sehr penetrant und rücksichtslos.
Vielleicht begegnen wir uns ja mal hier in meiner Heimat
Liebe Grüße
Marion

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 22. Februar 2020 - 17:27

Hallo liebe Marion, da wohnst du wirklich in einer wunderbaren Gegend – wie schön. Leider gibt es die rücksichtslosen Touristen anscheinend überall, sehr schade. Zum Glück überwiegen aber oft doch noch die schönen Begegnungen, die man lange in Erinnerung behält. Viel Spaß auf deinen Wanderung, mein Neid sei dir gewiss.

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Abenteuer Weitwandern: 7 spannende Fernwanderwege in Deutschland 25. Mai 2020 - 22:31

[…] WEBSITE SEENSTEIG MEHR ÜBER DEN SEENSTEIG BEI TAKE AN ADVANTURE […]

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