Ein Roadtrip über Sardinien. Ist das wirklich noch Europa?

von Elisa | take an adVANture

Sardinien. Italien. Ich sitze schon eine gefühlte Ewigkeit vor dem Rechner und überlege, wie ich Sardinien am besten in Worte fassen kann. Es gibt wenige Orte, die ich gerne noch einmal besuchen möchte. Gehört Sardinien dazu? Definitiv! Der Trip hat mich überrascht, denn so hatte ich das Ganze nicht erwartet. Ohne große Erwartungen wurde der Roadtrip zu einem der schönsten seit langem. Schroffe Landschaften und sanftes Meer, wunderschöne Straßen und himmlische Aussichten. Einsamkeit, Ruhe und perfektes Campingfeeling.

INHALTSVERZEICHNIS:

1. Roadtrip Sardinien: die Route.

2. Roadtrip Sardinien: meine Highlights.

3. Roadtrip Sardinien: Campingplätze vs. wild campen.

4. Roadtrip Sardinien: die Campingplätze.

5. Roadtrip Sardinien: die Erkenntnisse unseres Trips.

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Noch immer in Ermangelung eines Vans (die Suche zieht sich jetzt schon eine Weile), musste unser treuer Fritzi mal wieder für den Trip herhalten. Fritzi, ein Ford Mondeo Kombi 2.0 TDCi und mittlerweile schon knapp 12 Jahre alt, steckt gerade mitten in der Pubertät, ist ziemlich zickig, aber sonst ein relativ umgänglicher Zeitgenosse. Wobei ein 2-Wochen-Trip mit und in ihm das Maximum ist, ab dann artet das Schlafplatzum- und -freiräumen schon fast in Stress aus. Und für das echte Vanlife-Feeling soll es dann doch bald eine Nummer größer sein (Nachtrag: mittlerweile sind wir stolze Besitzer eines VW T5).

 

ROADTRIP SARDINIEN: DIE ROUTE.

Geplant war während des zweiwöchigen Roadtrips eigentlich eine komplette Umrundung der Insel. Das haben wir uns aber ziemlich schnell wieder von der Backe geschmiert. Aufgrund der Straßenverhältnisse und der vielen, vielen, vielen Kurven liegt die angenehmste Reisegeschwindigkeit bei vielleicht 50-60km/h. Und da ich meinen Mageninhalt gerne in mir behalten wollte, habe ich darauf auch tunlichst bestanden.

Wir starteten in Olbia und nach ein paar Tagen im Norden der Insel ging es weiter Richtung Westen. In Schneckentempo führte unser Roadtrip entlang der Küste entlang, bei leckerster Pizza und immer auf der Suche nach einem schönen Stellplatz. Nach einer Woche fuhren wir einmal quer über die Insel und verbrachten ein paar chillige Tage mit viel Dolce Vita im Osten der Insel.

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ROARDTRIP SARDINIEN: MEINE HIGHLIGHTS.

Manchmal frage ich mich, wieso man sich eigentlich stundenlanges Rumsitzen im Flieger antut? Wenn man doch die „Karibik“ oder die „Great-Ocean-Road“ auch in Europa finden kann? Die Eindrücke waren überwältigend, schon nach ein paar Tagen musste ich mich derbe anstrengen, um alle Orte noch Revue passieren lassen zu können. Es gab ein paar besonders schöne Plätze und Streckenabschnitte, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

 

1. Capo Testa.

Der nordwestlichste Punkt Sardiniens betört mit beeindruckenden Granitfelsen, freiem Eintritt und keinen „Klettern verboten“ – Schildern. Also feste Schuhe an und lasst dem Kinde in euch freien Lauf! Bei gutem Wetter reicht die Sicht von hier bis nach Korsika.

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2. SP105 / SP49 zwischen Alghero und Bosa.

Die Panoramastraße schlängelt sich rund 50km direkt an der Westküste entlang. Manchmal etwas abseits vom Meer, aber permanent mit einer Top-Aussicht. Ich wollte die Straße eigentlich noch 2mal Retour fahren, aber mein Vorschlag stoß leider auf wenig Gegenliebe.

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3. Von und zur Costa Verde.

Die Costa Verde liegt im südwestlichen Teil Sardiniens. Es führen viele kleine und mittelgroße Straßen dahin, die schon ein Highlight für sich sind. Zu empfehlen ist die Strecke von Arborea via Marceddi (lasst euch nicht von der ca. 1km langen einspurigen Brücke mit dem „Befahren verboten“ – Schild abschrecken: haben wir uns auch nicht) bis irgendwo an die Küste. Oder dann nach Guspini. Oder ans Capo Pecora. Oder …

 

4. SS125 zwischen Baunei und Dorgali.

Im Osten Sardiniens schlängelt sich die Straße durch das Supramonte, über Hochplateaus und vorbei an krassen Felsformationen und Schluchten. Eine Motte hätte uns in einer Seitenstraßen zwar fast das Leben gekostet (Achtung: kann Spuren von Übertreibung enthalten), aber der Ausblick dabei war der Wahnsinn. Wieso müssen diese Viecher auch unerlaubt als Anhalter mitfahren? Außer Motten kann man aber noch anderen Tieren hautnah begegnen. Halb wilden Schweinen, Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen und das auf nicht einmal einem Kilometer Streckenlänge.

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ROADTRIP SARDINIEN: CAMPINGPLÄTZE VS. WILD CAMPEN.

Wild campen ist auf Sardinien offiziell verboten. Während der Hauptsaison würde ich mich, vor allem an der Ost- und Nordküste, auch strikt an das Verbot halten. Außerhalb der Saison ist es etwas lockerer, da nur noch etwa jeder 4. Campingplatz geöffnet hat. Mehr als einmal standen wir vor verschlossenen Toren, obwohl laut Karte der Platz noch einige Tage hätte offen sein müssen.

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Aber! Wenn ihr euch nicht auf die Parkplätze direkt am Strand stellt, sodass die Einheimischen ungehindert parken und ans Meer kommen können, dann sollte das Wildcampen kein Problem sein. Im schlimmsten Fall bitten euch die Carabinieri von dort zu verschwinden. Haltet Ausschau nach anderen suchenden Campern, unterhaltet euch, fragt nach oder fahrt einfach hinterher. Für die Nacht haben dann alle doch das gleiche Ziel. Die schönste Nacht mit einem atemberaubend sternenklaren Himmel hatten wir am Capo Pecora an der Westküste Sardiniens bei Buggerru.

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ROADTRIP SARDINIEN: DIE CAMPINGPLÄTZE.

• Campingplatz Isuledda in Cannigione d’Arzachena: Ein relativ großer Campingplatz, direkt an der Küste gelegen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in der Hochsaison hier ziemlich voll wird. Aber in der Nebensaison war es ein Traum! Die Stellplätze befinden sich mitten in der Natur und teilweise direkt am Meer. Restaurant (fand ich persönlich nicht gut) und ein kleiner Laden sind vorhanden, die sanitären Anlagen waren sauber und ausreichend.

• Campingplatz Laguna Blu in Alghero: Ein ziemlich großer Campingplatz an einer Lagune bei Alghero gelegen und eigentlich nur eine Notlösung. Nachdem wir Stunden nach einem Campingplatz gesucht hatten, sind wir schlussendlich hier gelandet. Wenn wir nicht gemusst hätten, wären wir dort nicht geblieben. Es war aber schon spät. Die Leute waren nett, die sanitären Anlagen sauber und die Nähe zu Alghero ist ein Pluspunkt. Ansonsten fand ich den Geruch der Lagune etwas störend.

• Campingplatz S’Abba Druche kurz vor Bosa von Alghero kommend: Ein mittelgroßer Campingplatz direkt am Meer. Das war einer der schönsten Stellplätze, den wir während des Roadtrips auf Sardinien hatten. Wenig Infrastruktur, die sanitären Anlagen waren sauber, aber auf das Nötigste beschränkt. Das angrenzende Restaurant hatte leider schon geschlossen. Eine absolute Empfehlung von mir! Einsamkeit, Ruhe und Sonnenuntergangsbaden inklusive.

• Campingplatz Villaggio Telis in Arbatax: Ein schöner Campingplatz, der terrassenartig direkt am Meer liegt. Nichts besonderes, aber trotzdem entspannend schön. Und anscheinend auch perfekt für Familien, nirgendwo anders habe ich so viele Camper mit Kindern erlebt. Auf dem Gelände gibt es ein Restaurant, die sanitären Anlagen sind gut.

• Campingplatz Porto Sosàlinos in Orosei: Hier waren wir leider nur eine Nacht. Obwohl der Campingplatz wirklich schön gelegen ist, kam irgendwie kein so richtiges Campinggefühl auf. Was aber definitiv an uns lag. Die einzelnen Stellplätze liegen schön zwischen den Bäumen und in den offenen Duschen hat man einen traumhaften Ausblick auf die umliegende Landschaft.

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ROADTRIP SARDINIEN: DIE ERKENNTNISSE UNSERES TRIPS.

Ich mag keinen Tintenfisch. Zum Essen. Absolut nicht. Wahrscheinlich werden alle Gourmets und Foodblogger der Welt mich mit Kochlöffel und Schneebesen verfluchen. Übermüdet, hungrig und leicht betüdelt weiß ich nicht, was ich mir unter „calamari con patate fritte“ vorgestellt habe?! Eigentlich ist die Beschreibung ziemlich eindeutig und auch mit meinen rudimentären Italienischkenntnissen verständlich. Nach einer weiteren halben Flasche Rosé war er dann doch verputzt, zumindest der Teil, von dem ich dachte, dass der essbar ist. Nie wieder. Never ever ever.

Die Bussuche muss langsam konkreter werden. Ich habe mir im Urlaub viele Inspirationen und Anregungen geholt. Vielen Dank an die Leute, die mir Führungen durch ihr Heim auf vier Rädern gegeben haben!

Die Westküste hat mir persönlich besser gefallen, als die Ostküste. Es ist weniger touristisch und um einiges rauer und ursprünglicher. Wenn möglich, meidet die Hauptsaison. Das einzigste „Problem“ in der Nachsaison waren die geschlossenen Campingplätze und Supermärkte.

Und, ziemlich abgedroschen, aber wahr: der Weg ist das Ziel! Und keine Erwartungen sind die besten Erwartungen.

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INFOBOX

– Anreise: nach Olbia via Fähre am Besten von Genua oder Livorno aus. Unsere Fähre war eine von Moby Lines. Kleiner Tipp: Es reicht, wenn ihr nur die Fähre bucht, Liegesessel oder sogar Kabinen könnt ihr euch sparen. Nehmt eure Schlafsäcke und Isomatten mit nach oben und sucht euch ein schönes Plätzchen. Am Besten auf dem Deck unter freiem Sternenhimmel.

– Essen: Die beste Pizza habe ich in Alghero im Bella Napoli gegessen. Mit scharfem Peperoni-Öl und frischen Oliven. Einfach zum Niederknien.

– Essen: Die leckerste Antipasti mit in Knoblauch eingelegten Oliven und Pane Carasau (sardische Spezialität) gab es im Ristorante Del Porto in Arbatax.


Das Fazit nachdem ich jetzt so in den letzten Zügen des Artikel stecke: Ich möchte gerne noch einmal hin. Eigentlich war der Trip aus verschiedenen Gründen eine Notlösung. Und ich hatte nette Strände, viele Rentner und sonst nichts besonderes erwartet. Was mich dann aber überrascht hatte, war die raue Schönheit der Insel. Schroffe Berge bis an die Küste und unbefestigte Straßen bis zum teilweise karibisch blauem Meer. Und ja, es gab viele Rentner. Aber vor allem die mit den inspirierenden Lebensgeschichten. Das nächste Mal komme ich aber mit Bus und mindestens 4 Wochen Zeit wieder. Ich möchte dann mehr wandern. Und auch mal schnorcheln. Und sogar surfen.

Für eine kleine Bilderreise über die Straßen von Sardinien HIER entlang.

Wer von euch war schonmal auf Sardinien? Wie waren eure Erfahrungen und Eindrücke?

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6 Kommentare

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3 Roadtrips, die jeder Roadtrip-Fan einmal im Leben gemacht haben muss 13. Mai 2015 - 10:39

[…] und Planung war es in der Nachsaison nicht ganz so einfach noch offene Campingplätze zu finden. Eigentlich ist wild Campen ja verboten, aber das Verbot mussten wir an einigen Orten etwas umgehen. Sardinien gehört unbedingt auf eure Wunschliste, vor allem wenn ihr mit eurem eigenen Auto […]

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Roadtrip Italien | Routen & Tipps von 8 Reisebloggern 12. Oktober 2016 - 22:45

[…] Italien Roadtrip #10: Sardinien […]

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Lena 18. Oktober 2016 - 17:52

Hach ja, Sardinien ist wirklich wunderschön! Ich möchte auch unbedingt noch mal hin. Wobei ich Korsika noch ein klitzekleines bisschen schöner finde. Aber da es dort deutlich teurer ist, wird es wohl doch „die Kerze“ für einen zweiten Besuch, und nicht „die Flamme“. Schön ist es auf jeden Fall beiderorts, auch auf Sardinien!

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 20. Oktober 2016 - 07:03

Unterwegs hatten wir ein älteres Ehepaar in ihrem Camper getroffen, die meinten auch, dass Korsika ihnen besser gefallen hätte. Wenn also Korsika noch schöner als Sardinien ist, dann muss ich wohl langsam mal den nächsten Roadtrip planen. :D

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Markus 14. Mai 2017 - 16:17

Hi Elisa, vielen Dank für Deinen Beitrag. Wo ich jetzt so lese, dass die Strecken zeitlivh lange dauern muss ich nochmal unsere Route checken. Fährt es sich wirklich so „langsam“?

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 5. Juni 2017 - 14:34

Hallo Markus,

durch die vielen Kurven ist man gezwungen, nicht so schnell zu fahren. Aber noch viel zeitintensiver sind die vielen Fotostopps, die man unweigerlich auf der Strecke macht. Oder machen muss. :)
Ich bereue es nicht, das wir so langsam gereist sind. Jetzt habe ich schließlich noch einen Grund, wieder nach Sardinien zu fahren. ;)

LG,

Elisa

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