Der Pamir-Highway ist ein Sehnsuchtsziel, vielleicht auch sowas wie ein Abenteuer, vor allem aber extremer Lebensraum und dennoch Lebensader für die Menschen vor Ort. Etappenweise liest du hier meinen Erfahrungsbericht, wie wir mit unserem fast 40 Jahre alten Bulli – ohne Allrad – eine der schönsten und abgelegensten Fernstraßen individuell und auf eigene Faust bereist haben.
Ich stelle dir außerdem zwischendurch Bücher und Reiseliteratur vor, mit denen du besser planen und bereits vorher gedanklich ins ‚Dach der Welt‘ eintauchen kannst.
Und: Neben dem, was wir da oben erlebt haben, findest du hier auch Tipps für deinen Roadtrip (ein ausführlicher Info-Artikel folgt).
Hast du Fragen zu einer Reise über den Pamir-Highway? Stelle sie am besten in einem Kommentar oder schreib mir gerne eine Email an elisa(at)takeanadVANture.com.
Inhaltsverzeichnis
Pamir-Highway: Unterwegs auf einer der berühmtesten Fernstraßen der Welt
Es ist mittlerweile der vierte Anlauf. Wir befinden uns im Niemandsland zwischen Kirgistan und Tadschikistan, kurz vorm Kyzyl-Art-Pass, dem mit 4.280 m zweithöchsten Gebirgspass auf dem Pamir Highway.
Ich stehe am Rand der steilen Schotterpiste, neben mir liegen unser 20 L Wasserkanister, der gefüllte Duschsack, unsere Trinkflaschen, der Dieselkanister und die Trenntoilette auf dem Boden verteilt.
Das ist alles, was sich unkompliziert ausräumen ließ und das Fahrzeug schnell etwas leichter machte.


Mein Mann lässt den Bulli rund 200 m zurückrollen und versucht es ein weiteres Mal. Gang rein, Gas, der Camper schaukelt sich auf, die Räder drehen durch und kurz darauf passiert … nichts mehr.
Wieder schaffen wir es nicht über diese eine Bodenwelle, die eigentlich vollkommen unscheinbar wirkt.
Man sagt, dass ein Fahrzeug je 1.000 Höhenmeter 10 % an Leistung verliert. Jetzt kann man sich ausrechnen, was das für einen 50 PS ‚starken‘ VW T3 in dieser Höhe bedeutet.
Die ersten Male habe ich es parallel noch mit Anschieben versucht, aber die Luft hier oben ist dünn und der Effekt keine weitere Rede wert.
Von Osh bis zur tadschikischen Grenze
Rückblick: Knapp zwei Monate Reiserei durch Kirgistan liegen hinter uns. Auch wenn das, wofür wir uns vorbereitet und wofür wir Vorkehrungen getroffen haben, erst in Tadschikistan startet, befinden wir uns jetzt schon auf dem legendären Pamir-Highway.
Von Osh bis zur Grenze eilt der Straße ihr Ruf aber noch nicht voraus, denn der Highway ist hier zweispurig ausgebaut und fast durchgängig asphaltiert. Einzig die zu überwindenden Höhenmeter lassen erahnen, dass das mit dem Bulli kein leichtes Unterfangen werden wird.
In Sarytasch, dem letzten Dorf auf der kirgisischen Seite, hat man im Grunde zwei Optionen.
Biegt man links ab, ist man 70 km später in China. Biegt man rechts ab, führen anschließend zwei Wege nach Tadschikistan. Einer davon ist die Weiterführung vom Highway, jetzt aber in dem Zustand, der Legenden verspricht.




Wir bleiben noch ein paar Tage am Fuße des Pik Ibn Sina (besser bekannt als Pik Lenin) auf etwa 3.000 m – 3.500 m Höhe im Alai-Hochgebirgstal. Um uns zu akklimatisieren und um ein paar letzte Aufträge abzuarbeiten, stehen wir einmal am Tulpar See, einmal am Ortsrand von Sary Mogul.
Ich nehme außerdem noch an einem mehrtägigen Online-Seminar meiner Weiterbildung zur Baubiologin teil und wundere und freue mich gleichermaßen, was für eine Bereicherung die Digitalisierung in diesem Fall für unser nomadisches Leben ist.
Der Pik Lenin ist mit seinen 7.134 m die höchste Erhebung der Transalai-Hochgebirgskette und der fünfthöchste Berg des Pamir-Gebirges. Er gilt als einer der am leichtesten zu besteigenden Siebentausender der Welt, wobei so eine Bewertung immer irgendwie auch relativ ist.
Mehr als zwei Wochen soll eine Expedition bis zum Gipfel (und zurück) dauern. Mehrere Unglücke machten den Berg bereits zur Überschrift von tragischen Schlagzeilen.
Tag 1: vom Grenzübertritt bis zum Karakul
Erst seit ein paar Wochen ist dieser Grenzübergang ausschließlich für Reisende wieder geöffnet. Zwischen Kirgistan und Tadschikistan gibt es seit Jahren einen Konflikt, teilweise mit bewaffneten Auseinandersetzungen, die eigentliche Grenzziehung betreffend.
Zurückzuführen ist das (ganz grob zusammengefasst) auf die willkürliche und neu definierte Grenzziehung nach dem Ende der Sowjetunion (mehr dazu: Kirgistan und Tadschikistan – Mehr als ein Grenzkonflikt – Roundtable Osteuropa (Link zu YouTube)).
Neben der Besorgung der GBAO-Permit, die wir für das Bereisen der autonomen Region Berg-Badachschan (Gorno-Badakhshan) in Tadschikistan benötigen, mussten wir uns vorher noch auf eine Liste vom kirgisischen Militär setzen lassen.
Nur so haben wir die Möglichkeit, überhaupt erst einmal in diese Richtung ausreisen zu dürfen.


All das haben wir bereits in Osh erledigt. So starten wir am Morgen gut vorbereitet unsere Fahrt Richtung Grenze, auf immer schlechter werdendem Untergrund.
Die Ausreise aus Kirgistan verläuft unkompliziert und da wir den Grenzbeamten mit ein / zwei Kippen versorgen, schaut er abwinkend über den gefüllten Spritkanister hinweg.
Der Schlagbaum hebt sich und kurz darauf befinden wir uns schon mittendrin, zwischen Bergen, deren Gipfel jenseits der 5.000 m Richtung blauen Himmel ragen.
ⓘ Stand 2025: Im März 2025 unterzeichneten die Präsidenten beider Länder einen Vertrag, der die 972 km lange Grenze vollständig festlegt. Nach der mehrjährigen Schließung wurden die Grenzübergänge im Juli 2025 wieder offiziell geöffnet.
Meines Wissens wird keine besondere Genehmigung mehr benötigt, die GBAO-Permit ist jedoch weiterhin verpflichtend.
Kyzyl-Art-Pass
Ich weiß nicht mehr, wann sich der Pamir Highway in meine Träume geschlichen hat. Das dürfte sicherlich schon 20 Jahre her sein. Ich habe über ihn in Büchern gelesen, ich habe Dokus geschaut und Bilder regelrecht angeschmachtet.
Zurück zur Gegenwart: Und jetzt endlich sind wir genau hier – und kommen in diesem Moment aber keinen Meter weiter.
Durch die Bodenwelle (und vier, in den letzten Monaten überstrapazierte Stoßdämpfer) schaukelt sich der Bulli immer wieder auf und verliert all den Schwung, den man in dieser Höhe bekommen kann.
Long story short: Am Ende helfen uns A. und I., indem sie uns mit ihrem VW T4 Syncro ein paar Höhenmeter ziehen.
Mit den beiden hatten wir uns eigentlich nur für den Transit durch Russland vor ein paar Monaten verabredet, woraus aber eine tiefe Freundschaft und Langzeit-Reisebekanntschaft entstanden ist.




ⓘ Hinweis: Mach’s nicht wie wir und fahre seit Jahren mit einem „Abschleppseil“ aus zwei aneinander geknotete Spanngurten. Hol dir stattdessen ein Abschlepp- oder Bergeseil, bestenfalls kinetisch, also mit Seildehnung, weil fahrzeugschonender.
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Der Weg zum Kyzyl-Art-Pass durch eine Art Niemandsland besteht aus einer schmalen Schotterpiste, die Ton in Ton in die Ausläufer der hiesigen Bergwelt übergeht.
Wir sehen halbwilde Yak-Herden, passieren einen Militär-Checkpoint in phänomenaler Einöde und stoppen immer wieder, um die Aussichten auf uns wirken zu lassen. Für kein Geld der Welt würde ich jetzt woanders sein wollen.
Karakul
Dem Kyzyl-Art-Pass folgt die Einreise nach Tadschikistan. Und wieder bewahrheitet sich eine Erfahrung, die wir über die Jahre und dem Passieren von vielen Grenzen gemacht haben: Wertschätzung, ehrliche Freundlichkeit und Geduld sind die Grundpfeiler kulturübergreifender Kommunikation.
Wir treffen ausschließlich nette Beamte und nachdem wir uns handschriftlich in ein riesiges Buch eingetragen und eine Art Zollgebühr bezahlt haben (in einem anderen Gebäude, 25 US-Dollar in bar) können wir weiterfahren.
Ich staune über deren Arbeitsplatz. Die Gebäude sind eher Baracken und schützen zwar vor direkten Witterungseinflüssen, nicht aber vor dem Wetter, das durch alle Ritzen kriecht.
Hinter weggewehten Vorhängen sehen wir Bett und Fernseher vor bröckeligem Putz stehen. Die Gebäude beherbergen sicherlich alles, was man zum Überleben braucht – mehr aber auch nicht.
Anschließend erreichen wir den Karakul, den größten See im Pamir.




Die Wasseroberfläche leuchtet tiefblau und glasklar, während sich die umliegende Bergkette in ihr spiegelt.
Wir befinden uns weit über der Baumgrenze und so fällt unser Blick auf eine karge Hochgebirgslandschaft, das niederschlagsarme Hochgebirgswüstental Markansu, Wüstengräser und Dornensträucher sind die einzige Vegetation.
In mir macht sich eine riesengroße Faszination breit, ein Gefühl der Unbedeutsamkeit beim Anblick dieser mächtigen Natur. Es ist kein negatives Gefühl der Angst oder dergleichen, sondern eins tiefer Demut.
Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert sagte: „Reisen macht einen bescheiden. Man erkennt, welch kleinen Platz man in der Welt besetzt.“ Diese Zeilen und dieser Moment harmonieren perfekt.
Ganz leise klopft aber noch ein weiteres Gefühl an – es sind leichte Kopfschmerzen aufgrund der Höhe, denn wir verbringen unsere erste Nacht auf rund 4.000 m.
Wir haben uns in der letzten Woche zwar gut akklimatisiert, dennoch ist die Höhenkrankheit ein nicht zu unterschätzendes Thema. Neben unruhigen Nächten begleitet uns ein permanentes Durstgefühl, von akuten Problemen bleiben wir jedoch verschont.
Literarische Empfehlung für deinen Roadtrip durchs Pamir-Gebirge. Gerne möchte ich dir zwei Bücher empfehlen, die die Vorbereitung meiner Reise durch Zentralasien absolut bereichert haben.
Ich habe dir die Bücher so verlinkt, dass du mit dem Kauf deinen lokalen Buchhandel oder familiengeführte Verlage unterstützen kannst.
Sowjetistan
Die Sozialanthropologin Erika Fatland aus Norwegen reist mehrere Male nach Zentralasien und besucht die „Stans“, fünf Staaten der ehemaligen Sowjetunion mit ’stan‘ im Namen.
Sie verknüpft in ihren Erzählungen Vergangenheit und Gegenwart so geschickt, dass sich all die Zusammenhänge zeigen, um die wechselhafte Geschichte verstehen zu können.
Ich fand dieses Buch extrem spannend und sehr lehrreich, es sollte meiner Meinung nach eine Pflichtlektüre für Reisende sein, die in dieser Ecke der Welt unterwegs sind.
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Im Pamir
Priska Seisenbacher ist Autorin und Fotografin mit dem Fokus auf Afghanistan, Iran, Pakistan und Tadschikistan. Sie sucht die Begegnungen mit den Menschen vor Ort, zeigt ihre Geschichten und schenkt uns Einblicke in deren Leben – vor allem in die Lebenswelten von Frauen.
„Im Pamir“ reist Priska durch das Hochgebirge in Afghanistan, China, Kirgistan und Tadschikistan, abseits der (halbwegs) befestigten Straßen. Dieses Buch ist die beste Einstimmung für deine Zeit im Pamir-Gebirge!
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Tag 2: vom Karakul bis Murgab
Diese Gegend hier nahe der chinesischen Grenze ist fast menschenleer.
Die Hauptaufgabe der wenigen Orte ist die Instandhaltung der zweithöchstgelegenen befestigten Fernstraße der Welt, die seit über 80 Jahren die tadschikische Hauptstadt Dushanbe mit der rund 1.200 km entfernten Stadt Osh in Kirgistan verbindet.
Für uns Reisende ist diese Straße eine Art Abenteuer, der Ausbruch aus Gewohntem, vielleicht die Suche nach etwas oder ein Loslassen. Für die Menschen vor Ort ist sie eine Lebensader.
Sie bringt Handel, Waren und Lebensmittel hoch ins Pamir Gebirge, wo aufgrund von Klima und Topografie vielerorts Landwirtschaft nicht möglich ist.


Zwischen der Grenze und dem Pass verläuft ein Stacheldrahtzaun links am Rand vom Pamir Highway und erinnert an die Gegenwart des mächtigen chinesischen Nachbarn.
Auf der anderen Seite beginnt die Pufferzone, wobei der wackelige Zaun selbst kein Hindernis darstellt, die menschenfeindliche Gegend dahinter aber sicherlich schon.
Ak-Baital-Pass
Am Karakul, dem „Schwarzen See“, liegt ein gleichnamiges Dorf, das aus ein paar weißgetünchten Häusern besteht. Da der See selbst keinen Abfluss besitzt, ist der Salzgehalt des Wassers relativ hoch, sodass sich nur eine Fischart angesiedelt hat: die Karakul-Bachschmerle.
Das macht auch den Karakul, der wohl durch den Einschlag eines großen Meteoriten entstanden ist, zu keiner sicheren Nahrungsquelle. Und dennoch ist das kleine Dorf mehr oder weniger großflächig bewohnt.
Nicht weit davon entfernt startet der Anstieg auf die 4.655 m vom Ak-Baital-Pass, dem höchsten Punkt unserer Reise, den wir im Schritttempo erklimmen.
Mehr als 30 Minuten tuckern wir sehr langsam im ersten Gang die Straße rauf, angespannt und schweigend. Verreckt uns hier der Motor, müssten wir rückwärts wenden und zurück bis zum Anfang des Passes fahren.




Aber diesmal klappt es aus eigener Kraft! Der Punkt ganz oben ist wenig spektakulär, keine Infotafel oder dergleichen zeigt, wo man sich überhaupt befindet.
Erst auf der anderen Seite, ein paar Hundert Höhenmeter weiter unten, steht ein handgemaltes Schild, zwischen Betonpfeilern befestigt und mit diversen Aufklebern übersäht: „Перевал Ак-Байтал высота 4655m“. Ein wettergegerbtes Zeichen menschlichen Vordringens in die rauesten Gegenden unserer Erde.
Und wir haben es doch glatt geschafft, mit einem fast 40 Jahre alten Fahrzeug ohne Allrad und nur 50 PS hier auf’s Dach der Welt zu steigen.
Murgab
Unser Tagesziel ist Murgab, mit rund 7.000 Einwohner:innen der größte Ort im Ost-Pamir. Er ist das Paradebeispiel einer Versorgungsstadt am Highway, denn hier gibt’s im Grunde alles Nötige, was man für einen Überland-Stopp und die Weiterreise braucht.
Uns geht’s hauptsächlich um die Registrierung, die in Tadschikistan innerhalb der ersten 10 Arbeitstage nach der Einreise vorgeschrieben ist. Da wir Murgab erst am späten Nachmittag erreichen und das Prozedere etwas Zeit in Anspruch nimmt, sollen wir am nächsten Tag wiederkommen.
Also besuchen wir den berühmten Container-Basar und füllen unsere Vorräte auf.
Mitten im Ort, auf ebener Fläche, stehen hier stählerne Verschläge und geben Waren des täglichen Bedarfs frei. Kartoffeln, Tomaten, Gurken, Zwiebeln und Karotten, hier und da mal ein Kohl. Die Qualität ist so, wie man sie nach einer hunderte Kilometer langen Anreise über eine Straße im wettergegerbten Zustand erwarten kann.
Wir picken uns ein paar Lebensmittel heraus, aber nur so viel, dass wir nicht das Gefühl haben, den Einheimischen etwas wegzunehmen. Anschließend kosten wir Yak-Eis und staunen über das Kleinstadtleben auf dem Dach der Welt.
Die meisten Häuser sind aus dem gebaut, was die Natur hergibt, mit unbefestigten Wegen abseits des Highways. Schlicht, praktisch und an die hohe Lage innerhalb dieser Halbwüste angepasst – aber dennoch auf eine gewisse Art schön.




Am nächsten Morgen gehen wir wieder in das OVIR-Büro (Abteilung für Visa und Registrierung) im rotleuchtenden Gebäude der Stadtverwaltung. Wir benötigen unsere Reisepässe, die GBAO-Permit und ein Passfoto sowie ca. 120 Somoni (die tadschikische Währung) in bar.
Ein paar Somoni hatten wir bereits in Osh getauscht, dennoch müssen wir als nächstes zu einer Bank, um dort die Gebühr einzuzahlen. Ich liebe es sehr, wenn solche banalen Dinge anschließend zu einem Highlight werden!
Denn in der Bank herrscht reges Treiben ohne System und erst nach rund zwei Stunden gelingt es uns, das Geld einzuzahlen.
Mittlerweile weiß ich zwar, dass der direkte räumliche Abstand, den man als Europäer:in zu Mitmenschen braucht, in vielen anderen Kulturen nicht existent ist, dennoch erstaunt es mich (wertfrei) immer wieder.
Die finale Registrierung verläuft reibungslos und beim Rausfahren aus der Stadt tanken wir noch Diesel aus Eimern.
Tag 3: von Murgab bis Chatyr-Tash
Ich verabschiede mich von Murgab mit einem Blick zurück und bedanke mich in Gedanken von Herzen bei den vielen lieben Menschen, deren Wege sich kurz mit dem unseren gekreuzt haben.
Aus der Stadt raus gibt es den ersten größeren Checkpoint, wo wir eine Kopie der GBAO-Permit abgeben müssen. Die stetige extreme Witterung nagt auch an diesem kleinen Häuschen. Rudimentär ausgestattet, stehen im Inneren nur ein alter Holztisch und ein paar (unbequem wirkenden) Stühle.
Die Fenster sind mit Zeitungspapier abgeklebt, ein bisschen Tageslicht dringt durch kleine Löcher. Zwei desolate Türen führen in weitere Räume. Schön oder gar ergonomisch ist dieser Arbeitsplatz nicht.
Der Beamte ist über den Mehraufwand nicht erfreut. Per Hand trägt er die Details aus unseren Reisepässen in ein dickes Buch, bis ein Mann den Raum betritt und ihm mehrere Pässe reicht – ziemlich offensichtlich zusammen mit einigen Scheinen Somoni.
Das bedeutet für uns, dass wir erstmal warten müssen, denn die Reihenfolge wurde damit neu definiert.
Uns eilt aber nichts und am Ende ist es wie immer – wir haben die Zeit und sie die Uhr. Eine halbe Stunde und einen Blick ins Auto später hebt sich der Schlagbaum und es geht weiter.



Wir machen nur wenige Abstecher, um die Fahrzeuge zu schonen. Zwar sind die Straßenverhältnisse bisher besser als erwartet, aber wir sind nach mehreren Monaten zwischen Kaukasus und Pamir auch schon einiges gewohnt.
Das Shorbulak Observatorium, ein alte, verlassene Sternwarte aus Sowjetzeiten, und ein paar Höhlenmalereien machen jedoch eine Ausnahme.
Wenn du dir über die Qualität des Trinkwassers am Pamir-Highway unsicher bist, kannst du einen Wasserfilter benutzen. Meine Empfehlung für die Wasserfilterung im Camper (haben wir selbst im Einsatz):
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Shorbulak Observatorium
Links weg geht eine Piste, die eigentlich nur aus festgefahrenen Spuren besteht. Das ist dennoch der offizielle Weg – das zeigt zumindest die Beschilderung, die uns die grobe Richtung weist.
Auf diesem großflächigen Plateau werden wir für rund 20 km ordentlich durchgeschüttelt.
Wellblechpisten sind des Fahrzeugs beinahe größtes Leid.
Zum einen natürlich wegen der großflächigen Rüttelei von Mensch, Ausbau und Maschine. Zum anderen überhitzen die Stoßdämpfer und schlimmstenfalls verlieren sie das Öl, das die Schwingungen bremsen soll, weil es immer flüssiger wird.
Das Shorbulak Observatorium befindet sich auf einem der umliegenden Hügel auf rund 4.350 m Höhe.
Es wurde zu Sowjetzeiten errichtet und war eine der Außenstellen des Pulkowo Observatoriums der Russischen Akademie der Wissenschaften. Mittlerweile ist Shorbulak ein Zeitzeugnis russischer Faszination für den Kosmos.




ⓘ Hier ging’s um die Submillimeterwellen-Astronomie – elektromagnetische Strahlung mit extrem kurzen Wellenlängen, um kalte Materie im Universum zu erforschen. Dafür braucht es sehr trockene und kühle Orte mit stabilen Wetterbedingungen, da Wasserdampf in der Erdatmosphäre diese Submillimeterwellen absorbieren würde.
Wir parken die Autos unterhalb der Sternwarte an einer Handvoll verlassener Häuser, die sicherlich der Bewirtschaftung des Geländes dienten. Für die letzten Höhenmeter brauchen wir eine ganze Weile, denn die Luft ist dünn und die Puste somit ebenfalls.
Die Sternwarte selbst ist optisch wenig spektakulär, dafür aber der Blick, der bis zu den schneebedeckten Bergen in China reicht.
Nicht weit von hier liegt die autonome Region Xinjiang, der Muztagata (dritthöchster Gipfel des Pamir-Gebirges) oder der Kongur (höchster Berg des Pamir-Gebirges) sind nur einen rund 100 km weiten Steinwurf entfernt.
Shakhty Höhlenmalerei
In derselben Ecke, nur ein paar Kilometer Schotterpiste gen Süden, befinden sich uralte Höhlenmalereien. Viele Informationen dazu habe ich nicht gefunden, aber da wir uns in der Nähe befinden, schauen wir sie uns natürlich an.
Auf Stein abgebildet ist eine Person, die sich auf der Jagd befindet. Weitere Figuren sind ebenfalls zu sehen, wie ein Wildschwein, ein Yak und ein Bär. Entdeckt wurden die Malereien Mitte des letzten Jahrhunderts, datiert werden sie auf das 8. – 5. Jahrtausend v. Chr.
Auch wenn es diesmal nur kleine Petroglyphen sind, begeistern sie mich sehr.
Hier haben Menschen bereits vor so vielen Jahrtausenden gelebt und Zeichnungen hinterlassen, die ganze Epochen überdauert haben. Wie sah das Pamir-Gebirge damals aus? Wie waren die Landschaft und das Klima? Was hat die Person sich dabei gedacht?



Ein schmaler Weg führt vom „Parkplatz“ bis zur Shakhty Höhle, von wo aus wir den Blick auch über die karge Weite schweifen lassen können.
Bei so einer Aussicht bekomme ich immer den Drang, tief einzuatmen, als könnte ich so den Moment in jeder Zelle meines Körpers konservieren.
Unser Nachtlager schlagen wir später kurz hinter Chatyr-Tash, zurück auf dem Pamir-Highway, an einem einsamen Felsen auf. Der Wind fegt über die trockene Ebene und sobald die Sonne die Berggipfel erreicht, wird es empfindlich kalt.
Geschichten aus Zentralasien zum Hören: Im CamperStyle-Podcast darf ich mit Nele und Sebastian über unsere Reise durch diese wunderschöne Gegend sprechen » Mit dem Bulli nach Usbekistan und wieder zurück – Interview mit Elisa von takeanadVANture
Tag 4: Chatyr-Tash bis Abzweig
Meine Neugier ist immer groß, ebenso die FOMO, die „Fear of missing out“. Ich möchte ‚alles‘ sehen, wobei das natürlich relativ und eigentlich auch nicht greifbar ist.
Was ist denn ‚alles’? Hier reicht eine schroffe und in weiten Teilen lebensfeindliche Bergwelt bis fast an den Straßenrand. Wir sind zu Gast in einem Teil dieser Erde, wo die Realitäten der Menschen vor Ort nicht konträrer zu meiner eigenen sein könnten.
Während die Landschaft vorbeizieht, denke ich viel über meine Privilegien nach, über eben meine Realität und wie ich die Möglichkeit hatte und habe, sie selbst zu gestalten.


Der Tag besteht hauptsächlich aus Fahrerei. In Alichur machen wir uns nochmal auf die Suche nach einer Tankstelle und wieder gibt es Diesel aus Eimern.
Diesmal hat der aber einen sehr unangenehmen Geruch und ich bin froh, dass der alte Motor unseres Bullis so ziemlich alles in Geschwindigkeit verwandeln kann.
Das Dorf Alichur ist doch recht groß und liegt zwischen dem Pamir-Highway und dem Fluss Gunt, der natürlich und hübsch durch die Bergwelt mäandert.
Cafés, Homestays, ein Hostel und andere bescheidene Infrastrukturen zeigen die Bedeutung als wichtiger Stopp entlang der Überlandstraße.
Rund 25 km weiter westlich biegen wir ab, zu zwei der schönsten Seen in dieser Gegend.
Bulunkul & Yaschilkul
Der Yaschilkul (oder auch Jaschilkul) ist ein Hochgebirgssee und ein wichtiges Feuchtgebiet zwischen vegetationslosen Berghängen auf über 3.700 m.
Um dorthin zu gelangen, müssen wir wieder eine rund 20 km lange Wellblechpiste nehmen. Dabei müssen wir uns unseren Weg suchen, denn auf einigen Abschnitten zerstreuen sich die Fahrspuren weit übers Land.
Je nach Witterung und Fahrzeug werden die Routen wohl neu gewählt und es bleibt manchmal nur der Bruchteil einer Sekunde, um sich an den vielen ‚Pisten-Verästelungen‘ für den weiteren Verlauf zu entscheiden.
Was mich anschließend immer wieder beeindruckt, ist die Tatsache, dass sich so abgelegen Orte befinden.
Wir erreichen das kleine Dorf Bulunkul, das direkt am gleichnamigen See liegt. Ein paar flache Häuser verteilen sich lose, Yaks grasen am grünen, feuchten und weitläufigen Ufer.



Rund 300 Menschen leben hier, die im Sommer nicht nur der Sonne und dem Wind trotzen – das baumlose Plateau bietet offensichtlich keinen Schutz – sondern im Winter auch bis zu -63° Grad.
Bulunkul soll damit der kälteste, bewohnte Ort in ganz Zentralasien sein, es ist eine Superlative der Extreme, reduziert aufs Mögliche.
Warm hält man sich dann mit dem Yak-Dung, dem einzigen verfügbaren Brennstoff. Überhaupt ist das Tier die Lebensgrundlage der Familien, ihr Energie- und Wärmelieferant.
Da wir auf dem Weg weiter hoch zum Yaschilkul den Tadschikischen Nationalpark betreten, gibt es im Dorf ein paar Homestays für Reisende und eine offizielle Stelle, um Eintritt zu bezahlen und eine Permit zu bekommen.
Der Yaschilkul selbst liegt dann nochmal über 100 Höhenmeter weiter oben.
Eine ganze Weile genießen wir die Aussicht aufs tiefblaue Wasser und es wirkt, als hätte jemand ein riesiges Fass Tinte zwischen die Berge gekippt. Der farbige Kontrast löst fast schon eine gewisse Melancholie aus, zwischen Schwermut und Sehnsucht.
Wir bleiben aber nicht über Nacht, sondern fahren zurück zum Pamir-Highway und zum nächsten Highlight unserer Reise.
Hast du Lust auf weitere Reiseeindrücke aus fernen Ländern, die wir mit dem Bulli bereist haben? Dann folge mir gerne via Facebook oder Instagram.
Tag 5 – 8: durchs Wakhan Valley
Das Wakhan Valley – nicht zu verwechseln mit dem Wakhan-Korridor, der sich zwar gleich nebenan, aber dennoch gefühlt Welten entfernt befindet – ist ein Tal an der Grenze zu Afghanistan.
Wir verlassen den Pamir Highway und biegen ab. Was vorher noch Asphalt war, wird jetzt zu einer holprigen Piste, die die meiste Zeit dem Flusslauf des Pamir und später des Pandsch folgt.




Bevor wir das Wakhan Valley bei Langar erreichen, müssen wir zuerst noch über den Khargush Pass, der Tal und Highway miteinander verbindet. Nochmal geht’s bis auf 4.340 m rauf.
➔ Wie uns das gelingt und was wir alles in diesem wunderschönen Tal erleben, liest du in einem eigenen Beitrag, der bald schon erscheint.
Die besten Reiseführer für deinen Roadtrip durch Tadschikistan. Ich stelle dir hier 3 Reiseführer vor, die deine Reiseplanung extrem erleichtern.
- Roadtrip zum Nachreisen: Zentralasien & Pamir Highway* von Susanne Flachmann
- Zentralasien: für Overlander* von Valeria Pixner und Lukas Unterholzner
- Reiseführer Tadschikistan* von Dagmar Schreiber
Auch hier habe ich wieder versucht, dir die Reisebücher so zu verlinken, dass du beim Kauf deinen lokalen Buchhandel (z. B. via genialokal) oder unabhängige Autor:innen unterstützen kannst.
Tag 9 – 11: Chorugh und das Bartang Valley
Dort, wo wir das Wakhan Valley verlassen, treffen wir wieder auf den Pamir Highway – und jetzt beginnt der Teil der Strecke, der die meisten Nerven kostet.
Zwischen Chorugh und Kalaikhum wird an mehreren Stellen gebaut, ein Großprojekt mit ausländischem Einfluss, was zu Sperrungen und Sprengungen führt.
Aber erstmal genießen wir gefühltes Großstadt-Flair in der Hauptstadt der Region Berg-Badachschan.
Chorugh hat über 30.000 Einwohner:innen, es gibt Schulen, eine Universität, einen in Fachkreisen wichtigen botanischen Garten und weitere kulturelle und touristische Einrichtungen.
Gegründet wurde die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts als russische Garnisonsstadt im Great Game gegen die Expansion der britischen Kolonialmacht von Afghanistan her.

Wir bleiben nur kurz und organisieren ein paar Dinge. Zum Beispiel holen wir unsere originale GBAO-Permit in einem Guesthouse ab. Zwar reichen die Kopien an den Checkpoints, aber das kleine Papier macht sich einfach hervorragend in unserer Erinnerungskiste.
Wir besorgen uns außerdem eine SIM-Karte, heben Geld ab, füllen unsere Vorräte im Bazaar auf und suchen kulinarische Abwechslung in einem der gut bewerteten Restaurants. Letzteres gelingt uns nicht, denn es ist Sonntag und fast alle Restaurants sind geschlossen.
Nachdem wir auch noch getankt haben, entscheiden wir uns fürs Weiterfahren und erreichen erst im Dunkeln unser nächstes Ziel.
ⓘ Etwas außerhalb der Stadt, an der Tem–Demogan-Brücke, findet jeden Samstag ein tadschikisch-afghanischer Markt statt. Achtung: Aufgrund der politischen Situation kann der Markt zeitweise geschlossen werden, auch ist es Reisenden nicht immer gestattet, das Gelände zu besuchen.
Tipp: Wir beide nutzen für unsere Reisen je ein DKB-Konto. Mit dem Aktivstatus können wir weltweit fast überall gebührenfrei Geld abheben, wie auch hier in Tadschikistan.
➔ Hier kannst du dein Reise-Konto bei der DKB eröffnen*
Bartang Valley
Von Chorugh weiter gen Norden, wie auch im Wakhan Valley schon, verläuft der Pamir Highway direkt am Pandsch und an der Grenze zu Afghanistan entlang. Jeder Blick nach links ist somit einer in ein anderes Land hinein.
Wir erreichen das Bartang Valley erst spät am Abend. Das Tal führt tief in die abgelegensten Regionen des Pamir-Gebirges und theoretisch (und je nach Reisegefährt auch praktisch) kann man hier sogar bis zum Karakul fahren!
Das ist für mich erstmal noch ein Traum, denn zum einen reisen wir ja gerade in die andere Richtung, zum anderen würde unser VW T3 diese Route nicht überstehen.
Die Piste ist größtenteils einspurig und besteht nur aus festgefahrenen Geröll.
Wenn man Reiseberichte liest und sich Bilder anschaut, dann sind es mehrere Hundert Kilometer unbefestigter Untergrund, es müssen Flussquerungen gemacht werden und es kann Erdrutsche und Überschwemmungen geben.



Wir machen einen Pausentag. Ich koche Apfelmus aus dem Obst, das wir an einem Checkpoint geschenkt bekommen haben, wir spielen ein paar Runden Carcassonne und lassen den Tag bei einem gemütlichen Filmabend ausklingen.
Wanderung nach Jizev
Am zweiten Tag im Bartang Valley unternehmen wir eine wunderschöne Wanderung. Bis zum Einstieg in die Tour, von unserem Stellplatz aus, sind es rund 20 km, die sich relativ einfach fahren lassen.
Wir parken die Autos, schultern die Rucksäcke und überqueren eine gut 50 m lange Hängebrücke, die die beiden Uferseiten miteinander verbindet – eine wackelige Angelegenheit über das schnell fließende und graue Wasser des Bartang.
Unser Ziel, Jizev, ist ein kleines Bergdorf, das nur zu Fuss über 600 Höhenmeter auf ca. 6 km erreichbar ist. Der schmale Weg führt uns immer am gleichnamigen Fluss entlang, der sich meist oberirdisch zeigt, aber auch mal tief im Gestein versteckt.
Wir wandern über verschiedene Ebenen und nehmen diverse Anstiege. Der Pfad führt dabei über Geröllfelder an den Berghängen entlang, meist baumlos und heute bei bestem spätsommerlichen Hochgebirgswetter.




Wir wandern gerne, sind aber nicht mit feinster und teuerster Outdoor-Klamotterie ausgestattet. Dennoch komme ich mir überkandidelt vor, als uns zwei Einheimische entgegenkommen, offensichtlich in Festtagskleidung gekleidet, mit einfachem Schuhwerk an den Füßen.
Im Ort angekommen, ist die ganze Szenerie dann (verklärt romantisch) paradiesisch.
Kleine Stein- und Lehmhäuser verteilen sich über Ebenen am Jizev-See. Auf von Hand bestellten Feldern wächst das, was die Jahreszeit hergibt. Aprikosen trocknen auf Steinen in der Sonne.
Die Ruhe hier oben verlangsamt sofort den Puls, den die Höhenmeter haben steigen lassen. Wir lassen uns am Ufer nieder und dösen ein wenig im Schatten, nachdem wir unser Picknick gegessen haben.
Kinderlachen zeigt das Ende der Schule an und ein paar von ihnen machen sich auf den Weg zu einem oberen Teil des Dorfes. Wir selbst begeben uns nach einiger Zeit wieder auf den Weg nach unten.
ⓘ In Jizev gibt es mindestens ein Homestay, wo du bei Einheimischen übernachten kannst, um z. B. am nächsten Tag noch weiter hoch zu wandern.
Bei Wanderungen in dieser Höhe ist es wichtig, ausreichend zu trinken (Stichwort: Höhenkrankheit)! Für genügend Trinkwasser gleich von Beginn an, nutzen wir je eine 1,9 Liter BPA-freie Trinkflasche aus leichtem und robusten Edelstahl.
Tag 12 – 14: Bartang Valley bis Kalaikhum
Für die nächsten 180 km brauchen wir zwei volle Tage. Die Beschaffenheit der Straße ist miserabel: Große Schlaglöcher, lange Wellblechpisten, dazu ein Gegenverkehr aus 40-Tonnern auf viel zu kleinem Raum für diese Verkehrsverhältnisse.
Optisch jedoch ist all das der pure Augenschmaus. Wird es eng, schmiegt sich der Pamir-Highway spektakulär an senkrecht aufragende Felswände – manchmal ragen sogar ganze Felsblöcke über ihn hinaus.
Weitet sich das Tal des Pandsch, dann verläuft die Straße auf der Höhe des Grenzflusses, oft umgeben von grüner Vegetation. Hier lässt er sich alle Zeit der Welt und fliest gemächlich durch’s Gebirge, bis er zu einem reißenden Strom wird, wenn die Bergwelt wieder näher aneinander rückt.
Seit dem Wakhan Valley folgen wir dem Verlauf dieses Flusses. Der Pandsch entsteht dort aus dem Zusammenfluss von Pamir und Wachandarja.




Auf der anderen Seite ist Afghanistan. Die Grenze selbst ist unsichtbar, sie liegt irgendwo in der Mitte des Flusses.
Es gibt hier nur ganz wenige Möglichkeiten, den Pandsch zu überqueren. Er ist dennoch der, der die Grenzziehung vorgibt, denn er hat seine Umgebung über die Jahrtausende beharrlich geformt.
Dieser harte Cut unterschiedlicher Realitäten löst ein komisches Gefühl aus.
Ich bin hier auf dieser Seite und habe die mir rein zufällig gegebene Möglichkeit, frei auf dem Pamir-Highway und durch die ganze Welt zu reisen.
Auf afghanischer Seite wiederum werden vor allem Frauen und Mädchen in all ihren Möglichkeiten unterdrückt – einzig aufgrund ihres Geschlechts.
➔ Informationen über die aktuelle, humanitäre Lage und – ganz wichtig – Spendenmöglichkeiten findest du z. B. beim Afghanischen Frauenverein e. V. und bei Terre des Hommes.
Kleine Auswahl an Literatur afghanischer Frauen:
- Wir sind noch da!* von Nahid Shahalimi
- Ich habe den Zorn des Windes gesehen* von Mariam Meetra
- Geliebtes Kabul* – Tagebuch einer Frauenschreibgruppe während der Machtübernahme der Taliban
Baustellen am Pamir Highway
Am nächsten Tag warten die größten Baustellen am Pamir-Highway auf uns. Während Sprengungen werden ganze Abschnitte über Stunden gesperrt, deshalb starten wir schon mit dem ersten Tageslicht um 6 Uhr morgens.
Während einer dieser Sperrungen verbringen wir die Mittagszeit wartend, dösend und essend am Rand der staubigen Piste. Apropos Staub: Der ist unser ständiger Begleiter und wird vor allem durch den entgegenkommenden LKW-Verkehr ordentlich aufgewirbelt.
Und apropos LKW: Zwischendurch bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Bulli so dicht wie möglich an den Felsen zu fahren, während sich überbreite Sattelschlepper an uns vorbeischieben, manchmal mit einer halben Reifenbreite über den Abgrund. Chapeau an die Fahrer!
Wir sind froh, als kurz nach Kalaikhum Schotter in durchgehenden Asphalt wechselt. Das ist aber auch das Zeichen, dass unsere Reise im Pamir dem Ende entgegengeht.
Statt der Fernstraße M41 und somit weiter dem Pamir-Highway gen Norden zu folgen, entschließen wir uns für die besser ausgebaute Variante, um nach Dushanbe zu gelangen. Ab Kalaikhum geht’s weiter dem Grenzverlauf folgend entlang.




Am letzten Abend machen wir dann noch einen Fehler, den wir bisher eigentlich gut vermeiden konnten. Wir werden unvorsichtig und campieren zu nah in Grenznähe, in Sichtweite Afghanistans.
Normalerweise haben wir Stellplätze hinter großen Büschen und Erdwällen gesucht, vor neugierigen Blicken geschützt. Diesmal sind wir zu offensichtlich, nach Einbruch der Dunkelheit stehen auf einmal mehrere Fahrzeuge und einige Männer vom Militär vor uns.
Wir können hier nicht bleiben, es sei zu gefährlich. Als wir fahren, sehen wir im Scheinwerferlicht weitere Soldaten am Straßenrand, ihre Waffen lose griffbereit, den Blick Richtung Berghang auf der anderen Seite.
Ich entschuldige mich innerlich für unsere Sorglosigkeit – und bin einmal mehr dankbar für mein Aufwachsen in einer Demokratie.
Pamir-Highway: Fazit und weitere Momentaufnahmen
Die Zeit in Berg-Badachschan hinterlässt Spuren.
Zum einen ist da natürlich ein riesiger Bildband an Eindrücken im Kopf. Zum anderen sind da aber auch vier defekte Stoßdämpfer, die einige Zeit später zu zwei gebrochenen Federn und einer mühsamen Organisation von Ersatzteilen in Usbekistan führen.
Mehr als fünf Monate verbringen wir in Zentralasien und die Erinnerungen an den Pamir Highway rufen dabei so ein intensives Gefühl des Spürens und Lebens hervor, dass Superlative kaum ausreichen, um all das Erlebte zu beschreiben.
Es braucht hier kein teures Equipment oder einen perfekt ausgestatteten Allrad-Camper. All das funktioniert auch mit einem kleinen, fast 40 Jahre alten Bulli, jeder Menge Gelassenheit und einer unvoreingenommenen Neugier auf Land und Leute.




















Einen Artikel über unsere Zeit im Pamir-Gebirge findest du in der Waves & Woods #42.
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![Pamir-Highway » ohne Allrad aufs Dach der Welt [Route + Tipps]](https://takeanadvanture.com/wp-content/uploads/2025/09/Pamir-Highway-1.1-683x1024.png)
![Pamir-Highway » ohne Allrad aufs Dach der Welt [Route + Tipps]](https://takeanadvanture.com/wp-content/uploads/2025/09/Pamir-Highway-1.2-683x1024.png)
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