Malerweg, Sächsische Schweiz. Die Sonnenstrahlen des letzten Oktoberwochenendes kitzeln in der Nase. Goldgelbe Blätter rieseln leise von den hohen Bäumen. Unter den Füßen raschelt das Laub, ab und zu hinterlassen die Wanderschuhe einen tiefen Abdruck im Herbstmatsch. Nur ein weiteres Geräusch hallt durch die Wälder des Elbsandsteingebirges: Das aufgeregte Geschnatter und Gekicher von 4 Mädels, alle aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands kommend.
Es war mal wieder Zeit für ein Mädelswochenende. Draußen sollte es sein. Anstrengend sollte es sein. Und mit wunderschönen Aussichten sollte es verbunden sein. Die Wahl fiel auf meine alte Heimat, auf Sachsen. Wir wollten wandern und wenigstens eine Etappe des Malerwegs bezwingen. Am liebsten natürlich den Teil mit der Bastei, denn diese Aussicht bei schönstem Herbstwetter wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Inhaltsverzeichnis
Wandern auf dem Malerweg – Etappe 1 und 2
Wir haben einen Tag Zeit und wir wollen viel sehen. Vier paar Wanderschuhe stehen bereit, die Vorfreude ist groß und trotzdem fällt es mir ein wenig schwer, mich aus meinem Schlafsack zu pellen. Denn, wie das immer so ist, man sieht sich nur aller paar Monate, jeder bringt etwas zum Trinken mit, alles muss probiert werden und es gibt viel zu erzählen.
Nach dem Frühstück geht es endlich los. Ohne Plan, mit einer kleinen Karte und einer kurzen Info, in welche Richtung wir gehen müssen. Vom Campingplatz aus sind es nur ein paar Schritte bis nach Pirna-Liebethal, dem Ausgangspunkt des Malerwegs. Wir befinden uns im Liebethaler Grund. Rechts und links ragen steile Felswände hinauf, in der Mitte schlängelt sich gemütlich ein kleines Flüsschen durchs Tal. Wenn ich mal nicht mit Reden beschäftigt bin, schweift mein Blick hoch zu den goldenen Baumwipfeln. Noch ist es Vormittag und die Sonne erreicht gerade mal die obersten Blätter.
Wir sind fast ganz alleine unterwegs und das ist auch gut so. Alte Ruinen einiger Mühlen tauchen direkt am Wegesrand auf und geben der Wanderung eine verwunschen magische Stimmung. Nach einiger Zeit verlassen wir den Liebethaler Grund, es geht nach oben, durch einen Ort, an einer Straße entlang und über ein Feld, mit traumhafter Fernsicht. Trotzdem, wir wollen wieder in den Wald. Wieder zu den moosbedeckten Felsen, zum laubbedeckten Weg, wo die Blätter leise von den Bäumen rieseln.
Und wir werden nicht enttäuscht, denn im Uttewalder Grund kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich fühle mich, als wäre ich mitten in einem Märchen der Gebrüder Grimm angekommen. Waren das auf der Lichtung dort Hänsel und Gretel? Kommt uns gerade der böse Wolf entgegen? Und dieser Apfel dort … so verführerisch rot und saftig.
Am Felsentor müssen wir kurz warten – Gegenverkehr. Kurz danach entscheiden wir uns die erste Etappe nicht bis nach Wehlen zu Ende zu wandern sondern biegen links ab in Richtung Bastei, dem Highlight der zweiten Etappe. Im Schnelltempo geht es den Berg hinauf und ich komme dabei ganz schön aus der Puste.
Oben angekommen wird der Weg fester und es begegnen uns immer mehr Menschen, meistens in feinstem Sonntagsoutfit. Verschwitzt, mit hochrotem Kopf und schlammverschmierten Wanderschuhen fallen wir auf. Je näher wir der Bastei kommen, desto unwohler fühle ich mich. Zwar freue ich mich auf die Aussicht. Aber so viele Menschen, nach einem Tag in Ruhe und Abgeschiedenheit, mag ich einfach nicht. Hab ich noch nie gemocht. Da ich aber dieses eine Foto schießen möchte, muss ich da wohl durch. Und ich werde nicht enttäuscht.
Wir genießen noch kurz die untergehende Sonne. Aber langsam müssen wir los. Typisch für uns, haben wir noch keinen Plan, wie wir überhaupt wieder nach Pirna kommen. Auf vielen, vielen Stufen geht es runter bis nach Rathen und wir den Massen bis zur Elbe folgen. Für 1€ fährt uns die historische Fähre auf die andere Seite, begleitet von einem kleinen Spontankonzert eines Männerchors, und im Sprint rennen wir zur Bahn.
Ein paar Stationen weiter erreichen wir Pirna und wir lassen den Tag bei leckerem Essen und vielen Gesprächen ausklingen.
Infos und Hintergründe zum Malerweg in Sachsen
Der Malerweg ist ein traumhafter Fernwanderweg im Elbsandsteingebirge in Sachsen. Auf mehreren Etappen wandert man auf den Spuren Casper David Friedrichs und anderer bedeutender Künstler der Romantik.
Als Rundweg erstreckt sich der Malerweg auf 8 Etappen über 112km durch wunderschöne Landschaften, vorbei an Wasser und Berge, durch Wälder, über Wiesen und Felder. Start und Ziel ist Pirna (oder auch Pürna – siehe oben).
Jede Etappe ist gut an einem Tag machbar. Egal zu welcher Jahreszeit, der Malerweg ist immer eine Reise wert. Macht euch aber bei einigen Hauptsehenswürdigkeiten auf ordentlich Ansturm gefasst. Die Bastei zum Beispiel ist auch mit Bus oder Auto erreichbar.
Infos zum Malerweg
LAGE: Der Malerweg befindet sich im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz.
ANREISE: Start für die erste Etappe ist Pirna-Liebethal. Mit dem Auto fahrt ihr auf der A4 Richtung Dresden, kurz davor biegt ihr auf die A17 Richtung Prag. Die B172a bringt euch dann nach Pirna. Mit der Bahn geht es bis zum Dresdner Hauptbahnhof, von dort fährt die S1 Richtung Pirna.
REISEZEIT: Aufgrund der Aussichten und der schönen Felsformationen, für die das Elbsandsteingebirge berühmt ist, ist der Malerweg zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.
ÜBERNACHTUNG: Es gibt verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Malerweg. Von einer einfachen Wanderherberge bis zum Hotel ist alles zu finden. Wir haben in einem Bungalow auf dem Waldcampingplatz Pirna-Copitz übernachtet (sehr zu empfehlen / Supermarkt ist in der Nähe).
Ansonsten gibt es in der Gegend auch private und ebenfalls naturnahe Stellplätze, z. B. via AlpacaCamping – als legale und entspannte Alternative zum Wildcamping.
WANDERN UND KLETTERN: Auf dem Malerweg gibt es verschiedene Beanspruchungsgrade, die Anforderungen reichen von leicht bis mittel. An einigen Stellen ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zu empfehlen. Die Sächsische Schweiz ist außerdem ein Kletterparadies. Überall könnt ihr Kletterer beobachten oder bei entsprechender Kenntnis selber die Felsen erklimmen. Weitere Infos über den Malerweg findet ihr auf der Seite der Sächsischen Schweiz.
Empfehlung: Eine schöne Geschichte aus dem Elbsandsteingebirge im Winter von Jens Notroff findet ihr im Buch Deutschland im Winter – Geheimtipps von Freunden* vom Reisedepeschen Verlag. Das etwas andere Reisebuch über unser schönes Land.
*Affiliate Link. Wenn ihr darüber das Buch bestellt, bekomme ich eine kleine Provision, für euch aber entstehen keine zusätzlichen Kosten.
♥ Für mehr Heimatliebe ♥
Sachsen kann kreativ und bunt und Natur. Ein paar weitere Beispiele zeige ich euch – aus meiner direkten Heimat – unter Geheimtipps Oberlausitz » alternative Reiseziele für einen Roadtrip im Osten.
26 Kommentare
Wie wunderschön das aussieht!
Ich plane dieses Jahr auch einen Besuch in der Gegend. Die Felsen sollen wunderbar zum Klettern sein und ich habe herausgefunden, dass man legal und kostenlos als Kletterer dort übernachten kann. Nun habe ich dank deines Berichts noch mehr Lust die Sache anzugehen! Hoffentlich wird es bald wieder wärmer :D
Liebe Grüße,
Lynn
Hallo Lynn,
ich fand es auch total spannend die ganzen Kletterer dort zu beobachten. Die Aussicht muss für die Leute noch fantastischer sein. Vor allem, wenn man sie sich erst verdienen muss.
Kletterst du selber? Da bin ich schon auf deine Eindrücke gespannt.
Lieben Gruß
Elisa
Die Fotos und deine Beschreibungen sind toll. Ich bin auch schon an einigen Stellen, u. a. auf der Bastei gewesen und bin auch immer wieder begeistert von der sächsischen Schweiz. Auch mit dem Fahrrad auf dem Elberadweg kann man die herrliche Landschaft genießen.
DANKEEEE :)
Das nächste Mal machen wir eine Tour zusammen. <3
Hallo Elisa,
sehr schöner Artikel mit inspirierenden Bildern. Die sächsische Schweiz hatte ich schon immer auf dem Zettel. Hoffentlich klappt es dieses Jahr mit einer Reise dorthin. Auf jeden Fall hast du einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Sehnsucht nach diesem Ort riesengroß geworden ist :-)
Liebe Grüße
Christina
Hallo Christina,
hab vielen Dank!!! :)
Da drück ich die Daumen, damit es mit einer Reise dahin klappt. Ich kann es dir nur empfehlen.
Lieben Gruß
Sooo schön <3 Ich will da auch hin!
Ich sag dir, es war ein Träumchen. Wir sollten langsam wieder eine gemeinsame Tour planen!!! :)
Steht definitiv auch auf meiner Liste!!! Mich nerven allerdings auch oft die vielen menschen, wenn man vorher schön durch die Einsamkeit gewandert ist.
Ja, das war der einzige „negative“ Punkt. Aber die Aussicht hat alles entschädigt. :)
Heimat Danke
Freiday
Wow, wunderschöne Bilder! Da will man doch gleich die Wanderstiefel schnüren :-)
Danke dir, Marion. :)
sieht ja echt toll aus
die sächsische Schweiz gehört auch zu den Gegenden in Deutschland, die ich gern mal etwas genauer erkunden würde, mal sehen wann sich das mal ergibt
lg
Hey Melli,
es war ein traumhafter Tag. Mach das unbedingt, eine Wanderung dort kann ich dir absolut empfehlen. :)
[…] Manchmal wirkte die Landschaft komplett surreal, als würden jeden Moment Hänsel und Gretel auf der Lichtung erscheinen. Eins meiner persönlichen Highlights der Wanderung war am Nachmittag der Anblick der Bastei. Leider war zwar viel zu viel los, aber bei Glühwein und der Aussicht kann man da gerne mal die anderen Besucher ausblenden. Weiterlesen […]
Bei uns war’s oft eher herbstnass als herbstbunt! Wir waren Ende Oktober 2016 auf dem Malerweg unterwegs. Berichte zu unseren Eindrücken findet Ihr – Etappe für Etappe – unter https://happyhiker.de/wandern/deutschland/malerweg/
Wir hatten ziemliches Glück mit dem Wetter. ;)
[…] Wandern in der Sächsischen Schweiz gibt es auch bei meinen Bloggerkollegen: Take an AdVANture: Der Malerweg – ein Traum in Herbstbunt Go Girl! Run: Wanderurlaub in der Sächsischen […]
Hey,
ganz toll beschrieben und wunderbare Bilder. Ich bereue es heute noch wie wir vor 2 Jahren in Dresden waren nicht diesen Weg begangen zu sein.
Danke dir, Oli!
Dann wird es Zeit für einen nächsten Anlauf, oder? :)
Deine Bilder sind wirklich wunderschön!
Wenn du das nächste Mal da bist, besuch doch auch mal die andere Elbseite. Der Zirkelstein und die Kaiserkrone bei Schöna oder der Gohrischstein und der Papststein um Gohrisch sind wirklich auch wunderbare und einfach zu erreichende Wanderziele, die einen tollen Ausblick bieten!
Oder wie wäre es in der Böhmischen Schweiz mit der Edmundsklamm und dem Prebischtor? Hier wäre ein schöner Vorschlag für eine Route: https://www.elbsandstein-urlaub.de/saechsische-schweiz/wandern/prebischtor-wanderung-edmundsklamm-kamnitzklamm/
Hallo Sebastian,
hab vielen lieben Dank … für das Kompliment und die vielen Tipps. Die werde ich mir merken, für denn Fall, dass ich endlich mal wieder Zeit habe, in meiner alten Heimat zu reisen. :)
Gruß, Elisa
Liebe Elisa,
Was für tolle Bilder von deiner Wanderung. Es ist echt abgefahren, wie unterschiedlich alles bei unterschiedlichen Jahreszeiten aussieht! Ich war dieses Jahr im September dort und hatte die Bastei grau in grau. War trotzdem oder gerade deswegen toll! Nur mit den Menschenmassen habe ich mich wie du schwer getan.
Ich verblogge gerade alle Etappen. Wenn du Lust hast, schau gern mal. https://audreyimwanderland.com/2019/11/17/malerweg_etappe-2_von-wehlen-nach-hohnstein/
Auf deinen Beitrag werde ich auf jeden Fall verlinken.
LG
Audrey
Liebe Audrey,
danke dir für deinen schönen Kommentar! Ja, die Menschenmasse sind, zumindest an der Bastei, nicht gerade wenig. Aber egal, schließlich ist man ja in dem Moment ein Teil davon. Nichtsdestotrotz ist es eine wunderschöne Gegend zum Wandern und die Natur erleben.
Lieben Gruß,
Elisa
[…] Einen Blick auf die Bastei, diesmal bei strahlendem Wetter und mit Herbstfarben, findet man zusammen mit einem unterhaltsamen Artikel auch bei Elisa von Take an Advanture. […]