Altyn-Emel-Nationalpark – Tipps, Route, Wissenswertes und jeeeede Menge Bilder. Eins meiner Lieblingsziele in den Ländern, die wir bereisen, sind die jeweiligen Nationalparks vor Ort. Denn dort kann ich sehen, wie Natur sein kann, wenn der Mensch nicht (oder nur minimalst) eingreift. Nachdem wir zu Beginn unserer Reise durch Zentralasien in Kasachstan ‚Strecke gemacht‘ haben (wir haben die Entfernung im neuntgrößten Land der Erde doch etwas unterschätzt), war der Altyn-Emel-Nationalpark im Südosten der erste richtige Stop für uns.
Und ich war sehr begeistert von dieser Landschaft, die ich mit nichts aus meinen Erinnerungen vergleichen konnte. Es ist steinerne Kunst, die bereits Dschingis Khan 1219 bewundert hat und einer Überlieferung zufolge der Gegend ihren Namen gab („Altyn-Emel“ bedeutet auf Mongolisch „goldener Sattel“).
Ich zeige dir hier schönste Momentaufnahmen – in Wort und Bild – einer Reise mit unserem Bulli. Du erfährst etwas über die ‚harten Fakten‘ (Anreise und Pipapo), aber auch über das, was diesen Flecken Erde für mich so besonders gemacht hat.
Inhaltsverzeichnis
Was du über den Altyn-Emel-Nationalpark wissen musst
Lass mich also erstmal mit den Fakten starten, bevor ich dir von meiner Erfahrung berichte. Der Altyn-Emel-Nationalpark ist ein Geopark und befindet sich nordöstlich von Almaty, ganz im südöstlichen Teil von Kasachstan.
Auf den ersten Blick wirkt die Gegend vielleicht etwas trostlos und trocken, besteht doch ein Großteil des Parks aus Wüste und Felsen. Auf den zweiten Blick (und für diejenigen, die sich dafür öffnen) bietet dieser Landstrich eine Fülle an Fauna und Flora!
Hier gibt es z. B. Gazellen und Steinböcke, turkmenische Halbesel, über 230 Vogelarten, in den niedrigen Büschen kreucht und fleucht es wie wild. Am Ende haben wir vom Großwild nur die Gazellen gesehen, was die Eindrücke aber keineswegs geschmälert hat.
Denn die bunten Felsen waren Highlight genug.
Anreise zum Altyn-Emel-Nationalpark
Von Almaty, der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans, sind es rund 260 km Fahrt bis zum Besucherzentrum des Parks in Basshi. Ich selbst fand bereits die Anreise wunderschön, mit weiten Blicken auf die Ausläufer der Dzungarian Alatau Mountains nördlich der Straße.
Via dem Altyn-Emel-Pass fährt man für rund 80 km Kilometer sogar mitten durch diese Berge.
Tickets und Permits
Um den Altyn-Emel-Nationalpark befahren zu können, benötigst du eine Permit. Die bekommst du entweder im Voraus digital (das ist jedoch etwas komplizierter) oder direkt im Besucherzentrum in Basshi.
Im Besucherzentrum (es wird kein / kaum Englisch gesprochen) gibst du an, wie viele Tage du im Park bleiben möchtest, du bezahlst anschließend die Gebühr in bar fürs eigene Fahrzeug und alle mitreisenden Personen. Beachte die Pausenzeiten von ca. 13.00 – 14.30 Uhr, denn dann ist niemand vor Ort.
Wir haben im Juli 2023 pro Tag 2490 Tenge bezahlt (200 Tenge für den Bulli und 1145 Tenge je Person), das waren umgerechnet nicht einmal 5 Euro. Man bekommt ein Ticket sowie eine einfache Routenkarte ausgehändigt, das Ticket muss man an den Kontrollpunkten vorzeigen.
Übernachtung im Nationalpark
Da wir unser Zuhause auf Rädern dabei hatten, konnten wir im Altyn-Emel-Nationalpark an ausgewiesenen Stellen kostenfrei campen. Alternativ stehen Gasthäuser, Hotels und Campsites außerhalb des Parks (vor allem in Basshi) gegen Bezahlung zur Verfügung.
Weitere Informationen über den Altyn-Emel-Nationalpark findest du unter www.altynemel.kz sowie bei Caravanistan.
Highlights im Altyn-Emel-Nationalpark
Und los geht’s! Es ist noch zeitiger Vormittag, als wir unseren Roadtrip durch den Altyn-Emel-Nationalpark starten. Insgesamt drei Touristenrouten führen auf nicht asphaltierten Pisten durch den Park.
Tourist Route 1 und 3 können direkt von Basshi aus befahren werden, zur Tourist Route 2 kommt man nur von Shengeldy aus (mehr dazu weiter unten). Der Rest des Parks ist Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.
Wir beginnen mit Route 3 (die am Ende leider auch die einzige von uns befahrende Route sein wird). Aus Basshi raus, gen Süden, gehts dafür erstmal auf festen Untergrund ziemlich flott bis ins kleine Örtchen Aktobe.
Ich bin hier bereits von den kleinen Lehmhäusern begeistert, die das Dorfbild prägen, auch wenn sich dadurch die Einfachheit des Lebens der Bewohner:innen zeigt. Die kleinen Häuschen wirken wie direkt aus der Erde gewachsen, es ist Natur pur in gebauter Form.
Hinweis: Im Nationalpark gibt es keine Trinkwasserversorgung, auf Nachfrage kannst du deine Wasserkanister am Besucherzentrum auffüllen.
Kosbastau Oase
Gleich hinter Aktobe endet der Asphalt und wir wechseln auf losen und staubigen Untergrund. Wir sind zu viert unterwegs, A. und I. in ihrem VW T4 Syncro, wir in unserem VW T3 Bulli.
Es ist heiß, Hochsommer, für etwas Frischluft kurbeln wir die Fenster herunter. Der Horizont flimmert schwül, in weiter Ferne sehen wir die dunklen Wolken mehrerer Sommergewitter – später wird deren Wasser noch eine wichtige Rolle in unserer Routenplanung spielen.
Unser erster Stopp wirkt aber noch recht Grün, wenn man bedenkt, dass wir uns in einer wüstenartigen Landschaft befinden.
Kosbastau ist eine Oase, mit vielen Bäumen, Büschen, Bach, See und heißer Quelle mit radonhaltigem Wasser. Das wäre eine perfekte Kombination für kühlenden Schatten tagsüber und lange, sommerliche Abende – wären da nicht die dutzenden Mücken, die einen längeren Aufenthalt unmöglich machen.
Wir bleiben also nur kurz. Ich lasse es mir aber nicht nehmen, für einen Moment die 700-jährige Weide zu betrachten, die wohl die ein oder andere Geschichte erzählen könnte: über Nomad:innen damals und heute, über Nachfahren Dschingis Khans, über Dynastien und Förderationen.
Katutau Mountains
Die Wellblechpiste rattert monoton unter unseren Reifen. Erst ab rund 60 – 80 km/h würde man über diese Bodenunebenheiten ‚fliegen‘ und sie dadurch nicht mehr wahrnehmen.
Diese Geschwindigkeit würde aber nicht nur der Umgebung nicht gerecht werden, sondern ist auf unbekanntem Terrain auch zu gefährlich. Also fahren wir langsam und klappernd weiter.
Ungefähr auf halber Strecke zu den Aktau Mountains biegen wir links ab. Ein Schild in kyrillischer Schrift, auf dem bereits ein paar der Buchstaben fehlen, weist uns den Weg zu den Katutau Mountains.
Die Katutau Mountains sind Berge vulkanischen Ursprungs. Es ist ein Wüstengebirge aus gefrorener Lava, es ist erdgeschichtliche Vergangenheit zum Anfassen. Wir parken am Ende der Zufahrt auf dem Parkplatz und erkunden für 1 / 2 Stunden die unmittelbare Umgebung zu Fuß.
Gewaltige Vulkanausbrüche schufen hier vor Millionen Jahren im Perm, der letzten Periode im Paläozoikum, eine Landschaft, die in der folgenden Zeit durch Wasser und Wind geformt und immer wieder verändert wurde und wird.
Aktau Mountains
Wir fahren weiter, Richtung Osten, zu den Aktau Mountains. Das sind Kreideberge, die sich einmal auf dem Grund eines ausgetrockneten uralten Meer befanden.
Sedimentablagerungen durch vulkanische Aktivitäten ließen hier Schluchten und Canyons entstehen, die in allen möglichen Farben – pastellig anmutend – erstrahlen. Davon können wir uns am Abend jedoch nur in weiter Ferne beeindrucken lassen.
Wir sind auf dem Weg zum offiziellen Stellplatz, der sich, mit Plumsklos und überdachten Sitzgelegenheiten ausgestattet, am Fuße der Berge befindet. Rund 2 km vor unserem Ziel sehe ich, wie sich etwas schnell über die Piste vor uns bewegt: roter Schlamm, in hoher Geschwindigkeit und mit unbekannter Tiefe.
In den Bergen gab es den ersten Regen seit Monaten (was selbst für hier untypisch ist), somit konnte der ausgetrocknete Boden kein Wasser aufnehmen und hat binnen Minuten breite Ströme – eigentlich ganze Schlammlawinen – entstehen lassen.
Für diesen Moment gab es kein Durchkommen. Also haben wir das Beste daraus gemacht, uns einen sicheren Platz etwas oberhalb gesucht, ausgiebig gekocht, ein bisschen getrunken und zur Entschädigung einen wunderschönen Sonnenuntergang bestaunt.
Am nächsten Morgen ist die Stelle wieder einigermaßen passierbar, aber ziemlich lehmig und ausgewaschen. Deshalb gibt’s für die letzten Kilometer für uns eine Mitfahrgelegenheit bei unseren Reisefreund:innen in ihrem Syncro.
Und dann stehen wir dort und blicken auf eine Landschaft, die man in dieser Perfektion eigentlich nur malen kann. Weiß, bläulich, rötlich, gelblich, jeweils in allen Abstufungen, mit Schattenwurf, rundgeschliffen, gezackt, hoch und tief.
Das ist Erdgeschichte für alle Sinne! Direkt vor uns erstreckt sich eine kleine Schlucht, in der man theoretisch in die Berge hinein wandern kann. Die Überschwemmungen haben aber auch hier Spuren hinterlassen, der Matsch macht nur eine kurze Durchquerung auf die andere Seite möglich.
Zudem ist es heiß, der Hochsommer mit über 40 °C ist nicht die beste Jahreszeit für eine ausgedehnte Wandertour im Altyn-Emel-Nationalpark. Es gibt keinen Schatten und so erklimmen I. und ich nur einen kleinen Sattel auf der gegenüberliegenden Seite.
Tipp: Wenn möglich, dann bleib mindestens über Nacht an den Aktau Mountains und unternimm ein paar Spaziergänge in der Gegend.
singende Dünen
Auf dem Weg zurück nach Basshi bzw. zur Abzweigung zur Tourist Route 1 – zu den singenden Dünen – hat sich gezeigt, dass weitere Streckenabschnitte am Abend vorher überflutet wurden. Wir müssen mehrmals Schwung holen, um im feuchten Boden nicht steckenzubleiben.
Als wir dann am Abzweig zu den Dünen ankommen (ein paar Kilometer südlich von Basshi), erstreckt sich vor uns ein ganzer Bach, der sich auf über 500 m der Strecke ausgebreitet hat und eine Weiterfahrt unmöglich macht. Wir versuchen es auch gar nicht, denn Einheimische raten uns davon ab.
Und so verpassen wir ein weiteres Naturhighlight im Altyn-Emel-Nationalpark, denn nach Tagen der Warterei entscheiden wir uns am Ende gegen den Besuch.
Hin- und Rückweg hätten 100 km fiese Wellblechpiste bedeutet. Da wir noch mehrere Monaten Zentralasien (und als großes Highlight den Pamir Highway) vor uns haben, siegt die Vernunft, wir wollen (müssen) die Autos schonen.
Wenn du dich aber für diesen Abstecher entscheidest, wartet das nächste Naturschauspiel auf dich. Wenn bei Trockenheit und Bewegung die Sandkörner aneinander reiben, entsteht ein Geräusch, das einem Gesang ähnelt – daher der Name.
Der Besuch der Oshaktas-Steinstelen (der Legende nach eine Feuerstelle der Krieger von Dschingis Khan, wahrscheinlicher aber ein Ort für religiöse Rituale der Saka-Nomad:innen) und der Quelle ‚Chokan Valikhanov‘ sind quasi obligatorisch.
weitere Highlights im Altyn-Emel-Nationalpark
Weitere Highlights im Altyn-Emel-Nationalpark befinden sich entlang der Tourist Route 2 im südwestlichen Teil. Dafür musst du dir aber bereits vorher eine Permit besorgen. Der Abzweig zum Checkpoint befindet sich nämlich in Shengeldy, 145 km vor Basshi von Almaty aus kommend.
Hier gibts die Petroglyphen von Tanbaly Tas und die königlichen Grabhügel von Besschatyr.
Things-to-do in der Nähe vom Altyn-Emel-Nationalpark
Der Begriff ‚Nähe‘ ist sicherlich relativ, denn die Entfernungen sind immernoch groß. Auf die Gesamtfläche Kasachstans gesehen, kann man aber tatsächlich fast von der unmittelbaren Umgebung sprechen.
Für deinen weiteren Roadtrip durch das Land möchte ich dir hier gerne noch ein paar Tipps für schöne Highlights in der Umgebung geben.
Almaty
Almaty ist die größte Stadt Kasachstans und war viele Jahre die Hauptstadt des Landes. Wir haben aber nur eine kurze Zeit in der Stadt verbracht, da es uns hauptsächlich in die Natur zieht.
Ein Essen in einem veganen Restaurant und ein paar Drinks in einer örtlichen Bar später sind wir von hier aus Richtung Altyn-Emel-Nationalpark gestartet.
Stippvisite in China
China mit dem eigenen Fahrzeug zu befahren ist kompliziert und kostenintensiv. Es gibt aber eine Möglichkeit kurz zu Fuß und visumfrei nach China einzureisen. Dafür fährst du via Scharkent in die Grenzstadt Horgos (oder auch Khorgos), von wo aus du mit einem Shuttlebus über die Grenze gefahren wirst.
Dort ausgestiegen, befindest du dich in einer Freihandelszone, einem internationalen Logistik- und Handelsknotenpunkt. Innerhalb dessen kannst du dich frei bewegen und diese ganze surreale Szenerie auf dich wirken lassen.
Scharyn-Nationalpark
Südlich vom Altyn-Emel-Nationalpark befindet sich der Scharyn-Nationalpark mit Kasachstans ‚Grand Canyon‘. Auch diese Landschaft ist einfach unglaublich und wirkt wie nicht von dieser Erde.
Der Scharyn-Canyon (auch Charyn-Canyon) ist hier das Highlight und erinnert tatsächlich an das (viel größere) Pendant aus den USA. Wir haben eine kurze Wanderung zu den Aussichtspunkten unternommen und uns von der Hitze im namensgebenden Fluss abgekühlt.
Kolsai Lake und Kaindy Lake
Diese beiden Seen befinden sich südwestlich vom Scharyn-Nationalpark, nahe der Grenze zu Kirgistan. Leider haben wir ihnen keinen Besuch abgestattet, was ich jetzt im Nachhinein etwas bereue.
weitere Schnappschüsse vom Altyn-Emel-Nationalpark
Ich liebe die Fotografie. Und dank meiner großen Sehnsucht für diese unglaublich vielfältige Welt, ihre Menschen, ihre Natur und für jedes einzelne Lebewesen, gehen mir die Motive sicherlich niemals aus.
Deshalb möchte ich dir zum Abschluss noch ein paar weitere Bilder zeigen – vom Altyn-Emel-Nationalpark, aber auch vom Weg dahin bzw. davon weg.
Warst du schon einmal im Altyn-Emel-Nationalpark? Oder sitzt du gerade an der Reiseplanung für einen Roadtrip durch Zentralasien? Erzähle es in einem Kommentar oder schreib mir eine Email an elisa(at)takeanadVANture.com.
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Alles Liebe
2 Kommentare
Hey Elisa, wir haben uns letztes Jahr spontan dazu entschieden, einen Urlaub in Kasachstan zu machen und ich war mehr als positiv überrascht! Total unterschätzt als Reiseziel.
Liebe Grüße!
Hallo Manuela, absolut – vor allem der Südosten Kasachstans ist lohnenswert und ziemlich spektakulär, was Natur und Landschaft betrifft.
Lieben Gruß. :)