Priwjét Russland.

von Elisa | take an adVANture
Basilius-Kathedrale in Moskau

Russland. Flächenmäßig der größte Staat unserer Erde, zugleich aber auch einer der am dünnsten besiedelten. Schon seit meiner Kindheit löst dieses Land eine gewisse Faszination in mir aus. Was vielleicht daran liegt, dass ich in der DDR geboren wurde – vielleicht aber auch nicht, wer weiß. Jedenfalls fiel mir in meiner Schulzeit die Wahl nicht schwer, als ich mich in der sechsten Klasse zwischen Französisch und Russisch als zweite Fremdsprache entscheiden musste. Wodka und Soljanka, das war schon immer eher meins, als Wein und Baguette. Damit meine ich nicht den Alkohol per se (meinen ersten Wodka-Rausch hatte ich tatsächlich erst in Russland), sondern das dazugehörige Lebensgefühl.

Ich büffelte mehrere Jahre die russische Sprache und lernte das kyrillische Alphabet. Irgendwann wusste ich im Schlaf, dass in Schreibschrift unser kleines „n“ im Russischen das kleine „p“ ist, unser „p“ wiederum das „r“ und das „m“ das „t“. Die Grammatik aber machte mir zu schaffen, wie in jeder Sprache, die ich bisher gelernt habe. Hängengeblieben von all dem ist einzig die korrekte Aussprache vom russischen R, das mittels anatomischer Verrenkungen der Zunge am Gaumen gerollt wird.

Holzsteg auf Kizhi Island

Dann ist da noch die Geschichte Russlands. Vom Zaren- und Kaiserreich über die Oktoberrevolution der Bolschewiki bis zur Sowjetunion. Und durch den Kriegsverlauf und die DDR auch Teil unserer Geschichte. Eine Reise nach Russland war aus vielerlei Gründen schon lange ein Wunsch von mir und eines Frühlingstages stand ich dann irgendwann mitten im Moskauer Kreml.

 

Russland. Moskau.

Architekturliebhaber kommen in Moskau voll auf ihre Kosten – oberirdisch und unterirdisch gleichermaßen. Stalins Prestigeobjekt, die Moskauer Metro, ist gespickt mit einer Reihe von Superlativen. Die Haltestellen gelten nicht nur als die schönsten der Welt, sondern liegen auch so tief unter der Erde, wie kaum irgendwo anders. Hier wird das Umsteigen zum reinen Vergnügen und man verpasst auch gerne mal die nächste oder übernächste U-Bahn.

⇒ Tipp: Bei JUSTtravelous plaudere ich ein bisschen ausführlicher über die Moskauer Metro.

Metro Station Mayakovskaya in MoskauStation Komsomolskaya der Moskauer MetroStation Belorusskaja der Moskauer Metro

Normalerweise meide ich Städte auf Reisen. Zu groß, zu laut, zu austauschbar. Doch manchmal, da muss ich einfach eine Ausnahme machen. Weil ich gewisse Dinge schon immer mal sehen wollte. Und dazu gehört der Moskauer Kreml, der angrenzende Rote Platz und die Basilius-Kathedrale. Hier schlenderte ich also vorbei an Gebäuden, von denen jeder einzelne Stein so viele Geschichten erzählen könnte, um ganze Abende am Lagerfeuer damit zu füllen. Ich finde es immer wieder spannend, wie Architektur, die mit Seele meine ich, Gefühle und Gedanken bestimmen kann.

Roter Platz in MoskauKirche innerhalb vom Kreml in Moskautypisch russischer Eingang in Moskau

 

Russland. Wolga Kanal, Swir und Newa.

Ich fuhr damals auf einem Schiff von Moskau nach St. Petersburg. Die Schifffahrt an sich tut hier jetzt nichts zur Sache, alles andere drumherum aber schon. Denn während meiner Reise ging es vorbei an kleinen Orten und durch beinahe unberührte Landschaften. Uglitch, Yaroslavl, Goritsy und Mandrogi waren Dörfer, die mich weniger wegen der sakralen Bauten beeindruckten, sondern die mir für einen Augenblick russisches Landleben zeigten. Väterchen Frost und die Hexe Baba Jaga lassen grüßen.

Blick in ein russisches DorfWohnhaus in GoritsyGebaude im Ort Goritsy

Aber noch viel beeindruckender war diese unfassbar schöne Natur. Während das kleine Schiff fast lautlos über das Wasser glitt, zog immer mal wieder eine dichte, grüne Wildnis an mir vorbei. Mich hätte es nicht gewundert, wenn plötzlich Putin oberkörperfrei auf dem Rücken eines Bären in Ufernähe stehen würde. So wie auf T-Shirts und Tassen abgedruckt in diversen hippen Souvenirläden.

Mir fällt da gerade der Moment ein, eines Nachts, irgendwo in der Nähe von St. Petersburg. Es muss so gegen 2.00 Uhr gewesen sein, ich konnte nicht schlafen und schlich mich leise durch die Gänge hinaus auf’s Deck. Knapp einen Monat vor der Sommersonnenwende wurde es auch tief in der Nacht nicht finster. Ich holte mir einen Stuhl, saß dort eine Weile ganz alleine und genoss die Ruhe und die Aussicht. In solchen Momenten ist das Leben perfekt.

Schiff auf dem Fluss Swir in RusslandDorf im Nebel in RusslandLandschaft im Nebel in Russland

 

Russland. Kischi.

Der Onegasee ist der zweitgrößte See Europas. Und um an das Ziel zu kommen, die Insel Kischi, ging es einmal von Süd nach Nord über eine spiegelglatte Wasseroberfläche. In manchen Momenten war das Ufer so weit entfernt, dass es sich wie das offene Meer anfühlte. Die Kombination aus Wolken, Windstille und Sonnenschein schuf pittoreske Aussichten – so schön, wie nur die Natur zu malen vermag.

Onega See in RusslandSchiff auf dem Onega SeeSeitenarm vom See Onega in Russland

Auf sieben Kilometern Länge und fünfhundert Metern Breite wohnen auf der Insel Kischi knapp 100 Menschen. Hier gibt es wirklich nichts, außer Landschaft und einem hölzernen Kirchenensemble, das zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Die Schule ging gerade zu Ende und knapp ein Dutzend Kinder stiegen in den Schulbus – einen in die Jahre gekommenen PAZ-3205. Für mehr Ereignisse reichte die Zeit nicht, auch wenn sie hier auf der Insel stillzustehen schien.

Kirche in Holzbauweise auf der Insel KischiWindmuehle auf der Insel KischiElisa Model auf einem Steg in Russland

 

Russland. Sankt Petersburg.

In St. Petersburg trifft Kunst auf Kultur in fast perfektiöser Vollendung. Prunkbauten wechseln sich ab mit Schlössern und Palästen, die alternative Szene wiederum findet in versteckten Hinterhöfen, besetzten Häusern und alten Industriebauten Unterschlupf. Weniger der Gang durch die berühmte Eremitage (obwohl trotzdem sehenswert) hat mich nachhaltig beeindruckt, sondern vielmehr die kreativen Plätze in der Stadt. Das Unscheinbare liegt hier im Verborgenen. Über 3 Stunden folgte ich Olya durch diverse Straßen und Türen, ohne zu wissen, was mich genau dahinter erwarten würde. Ich habe keinen der vielen Kilometer bereut.

Ein Hinterhof in St. PetersburgStreetArt in St. PetersburgInnenraum eines Industriegebaeudes in St. Petersburg

⇒ Tipp: Wenn ihr auf der Suche nach spannenden und individuell geführten Touren in St. Petersburg seid, dann schaut euch unbedingt den Anbieter Sputnik8 an. Und lasst euch nicht die Cocktails in der Xroniki Bar entgehen – hier habe ich den besten Mojito meines Lebens getrunken.


Weitere schöne Artikel über Russland:

✔ Marianna vom WeltenbummlerMag bewegt sich über den Dächern von St. Petersburg.

✔ Buchtipp: Couchsurfing in Russland von Stephan Orth >>HIER<< bestellbar.

✔ Nadine Pungs schreibt auf Trackqueen: „St. Petersburg ist eine Russin in Paris.


Ach, und was den Wodka-Rausch betrifft? Ja, das war ein ordentlicher. Mit sehr gutem Wodka und dadurch auch keinem Kater am nächsten Morgen. Zum Wohl.

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Russland - mit dem Schiff von Moskau nach St. Petersburg

9 Kommentare

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Tamara 20. Mai 2018 - 04:59

Liebe Elisa, deine Reise klingt einfach wunderbar! Wie lange warst du denn unterwegs und mit welcher Reederei? Liebe Grüsse Tamara

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 22. Mai 2018 - 20:06

Hallo Tamara, es war eine wirklich schöne Zeit. Insgesamt war ich 10 Tage unterwegs. Der Anbieter hieß Gvidon Tours – https://www.gvidontours.at/de/. :)

Lieben Gruß,
Elisa

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Martin 28. Mai 2018 - 15:00

Schön geschrieben. Schöne Fotos. Danke

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 31. Mai 2018 - 19:29

Vielen lieben Dank, Martin. :)

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Schwabski 30. Mai 2018 - 06:45

Hallo Elisa, ein sehr schöner Artikel und eine tolle Reise durch Russland. Cool, dass Du auch einen kleinen Einblick in die künstlerische Szene in St. Petersburg bekommen hast, eine wirklich tolle Stadt. Ich kann Dir als Naturliebhaberin unbedingt noch den Baikalsee mit der Insel Olchon ans Herz legen, das würde Dir sicher gefallen :)

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 30. Mai 2018 - 10:40

Hallo Markus,

hab vielen lieben Dank, auch für deine Tipps! Dieser Trip damals wird sicherlich nicht meine letzte Reise nach Russland gewesen sein. In dem Land gibt es einfach so viel zu sehen, was ich gerne auf eigene Faust erleben möchte. Vielleicht in Zukunft auch mit meinem eigenen Camper – das muss ein Traum sein. :)

Lieben Gruß,
Elisa

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Schwabski 5. Juni 2018 - 08:42

Hallo Elisa, ja mit dem Camper durch Russland muss wirklich der Hammer sein :) Ich habe so eine Reise auch schon eine Weile im Hinterkopf, mal sehen was daraus wird. Drücke Dir auf jeden Fall die Daumen bei Deinem Vorhaben und werde Deinen Blog weiter verfolgen ;)

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Marat Stepanoff 25. September 2018 - 10:14

Have you really been to Russia? It is amazing. Beautiful photos and good article. I was born in Russia and photographed too. But now my work is centered around the Lofoten Islands in Norway. Were you there?

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 27. September 2018 - 17:10

Hi Marat,

yes I’ve been to both places. :) And enjoyed it a lot. Nice place you’ve decided to live.

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