Wanderung WildeWasserWeg – Peiljoch, Sulzenauferner, Sulzenauhütte und Grawa Wasserfall.

von Elisa | take an adVANture
Flusslauf am WildeWasserWeg

WildeWasserWeg, Stubaital. Einer der Hauptgründe, warum ich mich vor einigen Jahren für den Süden Deutschlands entschieden habe, waren die Alpen. Arbeitsbedingt musste ich meine Heimat verlassen, zur Wahl standen damals Hamburg und München. Hamburg ist zwar eine wirklich schöne Stadt, aber alles drumherum ist mir persönlich viel zu flach. Tja, und München? München ist zwar auch nicht wirklich hügelig, aber in kürzester Zeit bin ich in den Alpen. Und die Alpen machen einfach süchtig! Dieses Gefühl in den Bergen ist unbeschreiblich. So schön, so lebensbejahend, so ursprünglich. Wobei ein Punkt beim Wandern dabei für mich besonders wichtig ist: die Aussicht. Denn man könnte es kurz und knapp so zusammenfassen: Aussicht mies = Wanderlaune mies. Deswegen findet man mich am ehesten irgendwo weit oben, umgeben von schroffen und kargen Gipfelspitzen. Und im allerbesten Fall befindet sich dann am, im und um den Wanderweg herum noch kristallklares Wasser. Da kommt jetzt der WildeWasserWeg im Stubaital ins Spiel.

Auf dem Weg zum WildeWasserWeg

 

Der WildeWasserWeg ganz klassisch.

Auf dem WildeWasserWeg, wie der Name es schon sagt, wandert man die meiste Zeit direkt am Wasser entlang. Sei es am Fluss, vorbei an Wasserfällen, mit Stopps an kleinen Seen und Schwemmland, bis hinauf zum Gletscher. Man erlebt die volle Schönheit des Wassers und kann die Naturschauspiele hautnah bewundern. Die klassische Route teilt sich dabei in 3 Etappen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf. Die erste Etappe startet an der WildeWasserArena und endet am Grawa Wasserfall. Der Weg ist barrierefrei ausgebaut und erweckt schon mal den ersten Eindruck auf die kommenden Stunden. Die zweite Etappe führt vom Grawa Wasserfall bis zur Sulzenauhütte. Mit 2 starken Anstiegen gehört der Abschnitt, meiner Meinung nach, zum anstrengendsten Teil. Und die dritte Etappe, das Grande Finale, hat dann den Sulzenauferner (den Gletscher) als Ziel.

Blick auf die 3. Etappe des WildeWasserWegs

 

Der WildeWasserWeg von hinten nach vorne.

In unserem Fall sah die Tour aber etwas anders aus. Wir wanderten an diesem Tag insgesamt 2.5 Etappen, starteten nicht direkt auf dem WildeWasserWeg und gingen das Ganze rückwärts. Um jetzt keine Verwirrung aufkommen zu lassen: Wir wanderten natürlich vorwärts, aber starteten in der Nähe des eigentlichen Endes der 3. Etappe.

Interessant fand ich den Gedanken, dass wir die ersten Kilometer eines kleinen Wassertropfens mitverfolgt haben. Am Gletscher entschließt er sich zu schmelzen, im Gletschersee ruht er sich noch kurz für die lange Reise aus und dann geht es los. Mal schnell und laut, mal langsam und ruhig bahnt er sich den Weg runter ins Tal, um dann in Innsbruck den Inn zu erreichen. Dann weiter bis nach Passau, wo die Donau auf ihn wartet. Und schlussendlich: das Schwarze Meer.

Blick vom Aufstieg zur 3. Etappen des WildeWasserWegs

 

Dresdner Hütte – Sulzenauferner (Gletscher).

Wir starten gegen 09.00Uhr mit der Stubaier Gletscherbahn am Ende des Stubaitals und fahren bis zur ersten Station. Die wirklich wunderschön anzuschauende Dresdner Hütte lassen wir links liegen. Und fast gleich von Beginn an heißt es „klotzen statt kleckern“. Links von der Bergstation führt ein schmaler Pfad serpentinenartig durch Geröll- und Abbruchfelder. Der Pfad ist gut beschildert, ab einer gewissen Höhe müssen Anna und ich aber die Kameras wegpacken, denn wir brauchen beide Hände. Ich muss mich gut konzentrieren und habe das Gefühl, das meine schwere Atmung meilenweit zu hören ist. Schwierige Bereiche sind seilversichert, eine gute Trittsicherheit ist aber unbedingt Voraussetzung. Die letzten Meter bis zum Peiljoch sind wieder flacher und geben den Blick auf eine wunderschöne Gerölllandschaft frei. Einzig auf den wackligen Felsbrocken sollte man gut auf sein Gleichgewicht achten und jeden Schritt vorsichtig planen. Den ersten Jubelschrei gibt es beim Anblick der vielen Hundert Steinmadln am Peiljoch und den nächsten dann kurze Zeit später beim Blick auf den Gletscher. Danach schlängelt sich der Weg über eine Moräne hinunter bis auf die Höhe des Gletschersees.

Steinmadl beim SulzenaufernerBlick auf den SulzenaufernerPause am Sulzenauferner

Dieser Abschnitt ist auch Teil des Stubaier Höhenwegs, einer Mehrtageswanderung über 8000 Höhenmeter, aufgeteilt auf 8 Tage. Eine Tour, die ich wahnsinnig gerne in Zukunft einmal gehen möchte.

 

Sulzenauferner (Gletscher) – Sulzenauhütte / 3. Etappe des WildeWasserWegs.

Nachdem wir eine Weile die Schönheit des Gletschers bewundert haben, geht es weiter. Flach abfallend führt der Weg über glatte Gletscherschliffe, vorbei an sanft grün bewachsene Schwemmflächen, immer am Wasser entlang. Die Landschaft wirkt unwirklich, eher fühle ich mich wie in der mongolischen Steppe (ohne jemals da gewesen zu sein), als mitten in den Alpen. Rechts und links von uns hat der Gletscher vor vielen Jahren Moränen hinterlassen, dahinter steigen die Hänge der umliegenden Berge steil an. Einen kurzen Abstecher machen wir noch zur ‚Blauen Lacke‘, einem im tiefsten Blau leuchtenden Moränensee. Für alle Fälle haben wir Bikinis mit (über meine Kleiderordnung wurde an dem Tag mehrmals herzlich geschmunzelt), zum Baden ist das Wasser aber eindeutig zu kalt. Und kurze Zeit später kehren wir in der Sulzenauhütte zum Mittag ein und ich lasse mir die leckerste Portion Spagetti Alio é Olio schmecken, die ich jemals gegessen habe.

Anemina Travels auf dem Wilde Wasser WegBlaue Lacke im StubaitalBlick auf die Blaue Lacke

 

Sulzenauhütte – Sulzenegg / Teil 2 der 2. Etappen des WildeWasserWegs.

Am Liebsten wäre ich die Nacht auf der Hütte geblieben. Eine wahnsinnig nette Bewirtung, schönstes Wetter und eine traumhafte Aussicht machten das Weiterwandern fast unmöglich. Aber eben nur fast, denn es liegen noch ein paar Höhenmeter vollgepackt mit vielen schönen Momenten vor uns. Die Sulzenauhütte steht direkt am Hang, an dem sich der Sulzenaufall in die Tiefe stürzt. Langsam wandern wir den Weg runter und schon nach kurzer Zeit machen sich meine Knie bemerkbar. Ich habe Wanderstöcke lange Zeit immer verflucht, jetzt verfluche ich sie wieder, da ich keine dabei habe (meine Empfehlung: Wanderstöcke nicht vergessen). Aber bei dem Anblick verfliegt jeder Groll beizeiten. Rechts von uns tobt der Sulzenaufall und vor uns liegt das Sulzenegg.

Essen in der SulzenauhütteBlick von oben auf das SulzeneggSulzenaufall

 

Sulzenegg – Grawa Wasserfall / Teil 1 der 2. Etappe des WildeWasserWegs.

Im Talkessel können wir die Beine für gut 30min ausruhen, denn der Weg ist eben. Wir schauen immer mal wieder zurück und genießen den Blick hoch zu den Bergspitzen, bevor es dann wieder links des Grawa Wasserfalls steil nach unten geht. Der Weg ist matschig und rutschig, wir haben mittlerweile die Baumgrenze erreicht. Angenehm kühl und schattig wandern wir ca. 1.5h bergab und ich ahne jetzt schon, wie sich meine Beine am nächsten Tag anfühlen werden. Wir haben das Ende unserer Wanderung fast erreicht, ein letztes Mal pausieren wir auf der Aussichtsplattform zu Füßen des Grawa Wasserfalls.

SulzeneggBlick ins Stubaital

 

Ende.

Meine Schuhe erkenne ich voll lauter Matsch kaum wieder, die Flecken auf meiner Hose reichen bis über meine Knie (Wie schaffe ich das bloß immer?). Die Wanderung auf dem WildeWasserWeg war eine der schönsten der letzten Jahre. So viele verschiedene Blicke, so viele Vegetationsstufen und so viele unterschiedliche Beanspruchungen für Körper und Seele. Wir gehen die letzte Etappe nicht bis zum Ende, sondern biegen auf einen Parkplatz ab.

Anna erzählt euch wunderschön auf Anemina Travels die Reise auf dem WildeWasserWeg aus der Perspektive eines kleinen Tropfens auf dem Weg in ein großes Abenteuer.


INFOS ÜBER DIE WANDERUNG

Höhenmeter: ↑ ca. 425m  – ↓ ca. 1.200m.

Länge: ca. 10km.

Dauer: Mit einer längeren Rast auf der Sulzenau Hütte und wirklich vielen Fotostopps haben wir für die Tour ca. 6.5 – 7h Stunden gebraucht.

Kondition: Die Tour, so wie wir sie gegangen sind, braucht ein paar Wandervorkenntnisse, eine gute Kondition und vor allem hoch zum Peiljoch eine gute Trittsicherheit. Der erste Abschnitt ist als schwarzer Wanderweg markiert, danach geht es rot weiter.

Einkehr: Sulzenau Hütte (mit Übernachtungsmöglichkeiten), Sulzenau Alm (Übernachtung auf Anfrage) und Grawa Alm (keine Übernachtungsmöglichkeit).


Weitere interessante Artikel über eine Wanderung am Wilde Wasser Weg:

• Susi von Black Dots White Spots startet auch an der Dresdner Hütte und macht, nach einer Nacht auf der Sulzenauhütte, einen Abstecher zum Grünauer See: ZUM ARTIKEL.

• Charis von Wohlgeraten erzählt ein bisschen über ihre Tour auf der 1. Etappe des WildeWasserWegs und gibt Infos zum Grawa Wasserfall: ZUM ARTIKEL.

• Anita von Travelita wandert alle Etappen bis hinauf zur Blauen Lacke und zeigt uns in wunderbaren Fotos die Schönheit der Tour: ZUM ARTIKEL.

Hinweis: Ich wurde auf die Wanderung vom Tourismusverband Stubai Tirol eingeladen. Vielen Dank für das schöne Erlebnis. Alle Erfahrungen und Meinungen sind meine eigenen und bleiben davon unberührt.

Während der Tour wurde uns ein Bergführer zur Verfügung gestellt. Robert, vielen Dank für die Infos, für die lustigen Unterhaltungen und die Geduld. Falls ihr für eine anspruchsvolle Tour im Stubaital einen Bergführer buchen möchtet, dann kann ich die Jungs vom Stubai-Alpin Bergführerbüro absolut empfehlen.

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13 Kommentare

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Stubai: Der Wilde Wasser Weg | Anemina Travels 4. Oktober 2015 - 15:01

[…] Mehr über den Wilde Wasser Weg gibt es bei Elisa von Take an AdVANture, die mit mir zusammen im Stubaital war: Der WildeWasserWeg von hinten nach vorne. […]

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Traumzeitmomente 26. November 2015 - 20:10

Klasse! Da wollte ich mich interessiert einlesen, wo das wohl ist, und merke, dass ich da schon mal war :)
Ist das Bild über der Überschrift oberhalb der Sulzenauhütte? Leider schaffte ich es nicht weiter, als bis zu einer Stelle wo man den Gletscher von weitem sehen konnte.
Meine Eindrücke aus dem Stubaital gibt’s hier:
http://stubai.traumzeitmomente.de/index.html

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 26. November 2015 - 21:07

Ja, genau. Das Foto habe ich ein kleines bisschen weiter oben geschossen.
Die Strecke von der Dresdner Hütte bis zur Sulzenauhütte kann ich absolut empfehlen. Die Aussichten sind traumhaft.
Schöne Fotos übrigens :D

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Isabella 7. Januar 2017 - 08:42

Dein Blog ist wirklich toll. Ich komme aus München und mache auch regelmäßig kleine Wanderungen in den Alpen . Die machen wirklich süchtig .
lg Isabella

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 9. Januar 2017 - 15:17

Danke schön, Isabella, für das liebe Kompliment! Und ja, die Alpen machen sowas von süchtig. :D

LG
Elisa

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Charis 14. Januar 2017 - 17:46

Schöne Beschreibung, schöne Fotos!
Ich bin den Wilde Wasser Weg zumindest in Teilen auch gelaufen und fand ihn wunderschön. Den Aufstieg auf die Hütte nehme ich mir jetzt für meinen nächsten Besuch im Stubaital vor!

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 16. Januar 2017 - 18:49

Danke dir, Charis! :)
Deine Fotos sind ja ein Träumchen. Ich möchte auch gerne nochmal die Tour machen, dann aber mit einer Übernachtung auf der Hütte, um noch vor Sonnenaufgang ein Stück höher zu gehen. Das stelle ich mir genial vor.

Lieben Gruß

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Ina von sport-tours-travels.de 25. Januar 2017 - 22:11

Hallo Elisa,
tolle Bilder. Im Stubaital war ich bisher nur einmal. Mit meinem Freund haben wir zwei Winterwanderungen auf den Hohen Burgstall und das Jochkreuz vor zwei Monaten gemacht. Den Wildwasserweg kenne ich nicht. Den Stubaier Höhenweg möchte ich auch mal begehen. Im letzten Sommer haben wir schon die 100-km Hüttenwanderung auf dem Meraner Höhenweg gemacht, was ein unvergessliches Erlebnis war.
Auf jeden Fall behalte ich die wunderschöne Ecke in der Alpen im Auge, denn das Stubaital nur 2 Autostunden von München entfernt ist.
Liebe Grüße
Ina

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 26. Januar 2017 - 11:20

Hallo Ina,

danke dir! Auf dem Hohen Burgstall war ich auch schon im Sommer, im Winter ist es sicherlich mindestens genauso schön. :)
Das Jochkreuz muss ich mir gleich mal merken. Und der Meraner Höhenweg steht schon ewig auf meiner Wander-Wunschliste.

Und ja, es ist wirklich perfekt, dass man von hier aus in so kurzer Zeit mitten in den schönsten Alpenregionen steht. :D

Lieben Gruß
Elisa

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Maike 12. Juni 2017 - 16:39

Wow, es gibt immer wieder wunderschöne Ecken der Alpen zu entdecken! Diese Wanderung muss ich auch mal ausprobieren. Ich habe sie mir jetzt auf jeden Fall gespeichert :-)
Der Sulzenaufall sieht wirklich majestätisch aus!!

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 13. Juni 2017 - 17:51

Hallo Maike,

die Tour kann ich dir absolut empfehlen. :)
Sicherlich werde ich sie noch einmal gehen, die Aussichten waren einfach zu genial!
LG
Elisa

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Jörg Buneru 12. Mai 2018 - 15:21

Tolle Inspiration ! Zu welcher Jahreszeit, in welchem Monat bist du den Weg gegangen?

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 16. Mai 2018 - 09:26

Hallo Jörg,

danke dir. Ich bin die Tour im Juli gegangen und hatte wirklich traumhaft schönes Wetter. :)

Grüße,
Elisa

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