Wie man in der Medina Marrakechs mit dem Mietwagen stecken bleibt – eine Anleitung.

von Elisa | take an adVANture
offene Kueche in Marrakech auf dem Souk

Bevor ich euch auf einen Roadtrip von Fez nach Marrakech mitnehme, zeige ich euch heute, warum Marrakech und Google Maps eine wahnsinnig schlechte Kombination sind. Ein kleiner Auszug aus meinem Reiseleben, der mal wieder zeigt, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich nunmal gerne vorgestellt hätte. Mittlerweile kann ich herzlich drüber lachen, auch wenn mir bei dem Gedanken an die Situation noch immer die Knie zittern.

 

Einmal mit dem Mietwagen in der Medina von Marrakech stecken bleiben: √ Check.

Es ist irgendwann Ende März, hinter uns liegen einige spannende Tage aus Richtung Fez kommend. Nach grenzenloser Freiheit und weiten Landschaften folgt jetzt der letzte Stop unseres Roadtrips. Die Fahrt nach Marrakech zieht sich, wehmütig lassen wir die Berge hinter uns und steuern dem Sonnenuntergang entgegen. Es ist schon finster, als wir die Stadtgrenze erreichen, mittels Google Maps navigieren wir uns zu unserem Hostel. Zumindest versuchen wir es, denn kurz darauf ist das passiert, wovor ich mich die ganze Zeit am meisten gefürchtet habe. Wir stecken mit unserem Auto mitten in der Medina fest, wo eigentlich Fahrzeuge dieser Größe nicht erlaubt sind. Um uns herum Menschenmassen, die sich zwischen uns und der nächsten Hauswand durchquetschen. Hinter uns eine Vielzahl von Mopeds, die uns mit einer unmissverständlichen Geräuschkulisse klarmachen, dass wir hier nichts zu suchen haben. Einer von ihnen schubst tatsächlich auch kurz unser Auto an, was zum Glück keinerlei Schäden hinterlässt. Wir würden ja sehr gerne Platz machen, einmal kurz wenden und schnellstmöglich verschwinden. Was vielleicht sogar möglich gewesen wäre, würden die Menschen um uns herum nur einfach mal für einen kurzen Augenblick warten.

Andere Länder, andere Sitten, somit gibt es in dem Moment kein Vor und Zurück mehr. Die Mopeds quetschen sich mittlerweile auch an unserem Auto vorbei, nur Millimeter von größeren Lackschäden entfernt. Bis sich ein junger Marokkaner erbarmt, an unser Fenster klopft und uns die Möglichkeit zum Wenden ermöglicht. Ein paar Meter vor uns befindet sich ein kleiner Platz, der ein bisschen breiter wie unser Auto lang ist. So schaffe ich es in ein paar Zügen den Dacia um 180Grad zu drehen, zwischen einem Gemüsehändler auf der einen Seite und einem weiteren Stand auf der anderen. An einer Hauswand neben uns sitzt ein alter Herr, der uns gestikulierend zu verstehen gibt, wir sollen ja nicht sein rechtwinklig in die Straße ragendes Fahrrad beschädigen. Ich versuche die Ruhe in Person zu sein, denke mir aber nur: „WTF, dann nimm halt einfach dein besch… Fahrrad zur Seite, du Vollhorst!“.

Stand in der Medina Marrakechs

Unser hilfsbereiter Marokkaner nimmt auf dem Beifahrersitz Platz und lotst uns aus der Medina raus, zu einem öffentlichen Parkplatz nahe einer Schule. Dort können wir dann auch unser Auto für die nächsten 2 Nächte abstellen, für 100DH Gebühr (ca. 10€). Ich muss kurz verschnaufen, mit wackeligen Beinen und schwitzigen Händen steige ich aus. Wir nehmen unsere Rucksäcke und er zeigt uns noch kurz den Weg zum Hostel, den wir wohl in der momentanen Verfassung schwer gefunden hätten. Bei Ankunft entpuppt sich unser hilfsbereiter Marokkaner aber als das, was wir hier eigentlich auch erwartet haben. Die 100DH, die wir ihm anbieten, sind ihm viel zu wenig, mindestens 200DH müssten es schon sein. Mit fadenscheinigen Begründungen erläutert er seine Raffgier und schlussendlich bleibt uns nichts anderes übrig, als ihm seinen geforderten Betrag zu zahlen. Wo bitte sind die Menschen, die einfach nur um des Helfens willen helfen?

Im telefonisch reservierten Hostel dann die nächste Pleite des Abends, die männliche Diva an der Rezeption weiß von keiner Buchung und Platz für 5 Personen hätte er sowieso nicht. Außerdem sei er jetzt müde und schließlich wären wir ja Schuld an allem. Schlussendlich landen wir dann in einem anderen Hostel nahe des berühmten Djemaa el Fna und fallen todmüde ins Bett.


Der erste Eindruck von Marrakech war kein positiver und auch am nächsten Tag wollte sich das Bild nicht so recht wandeln. Zu oft wurden wir damals hinters Licht geführt, Begegnungen endeten unfreundlich oder sogar beleidigend und selbst die netten Bekanntschaften fanden nie ohne Hintergrund statt. Was ich sehr schade fand, denn somit begegneten wir den Menschen vor Ort mit Misstrauen.

Schaefer und Schafherde in Marokko

Wobei ich ganz klar sagen muss, dass ich diesen Eindruck NUR von Marrakech hatte! Bei so vielen Touristen macht es keinen Unterschied, ob man nett zu dem einen und unfreundlich zum anderen ist. Denn hinter der nächsten Ecke wartet ja schon ein weiterer potenzieller Kunde. Während unseres Roadtrips die Tage zuvor trafen wir ausnahmslos auf freundliche und hilfsbereite Menschen, die einen wieder an das Gute glauben lassen.

Und was lernen wir daraus? Google Maps sollte nicht immer die erste Wahl sein, Planung ist anscheinend doch alles und definitiv werde ich wohl bald wieder ähnliche Fehler begehen.


Weitere Artikel über Marokko:

• Taghazout. Vom Surfen, von Sonnenuntergängen und Meer.

• In 25 Bildern durch Marokko: Ein Roadtrip von Fez nach Marrakech.

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6 Kommentare

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Sabine 19. April 2017 - 22:10

Auweia Elisa, Du musst Nerven wie Drahtseile haben. Mit dem Auto in der Medina ist schon Hardcore. Aber im Nachhinein ist sowas ja immer witzig *lol*

Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 21. April 2017 - 14:49

So im Nachhinein bin ich noch immer fasziniert, dass ich nicht total ausgeflippt bin. Aber gut, hätte ja eh nichts gebracht. :D
Definitiv ist es eine Geschichte, die ich noch meinen Enkeln erzählen kann. ;)

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Mandy 30. April 2017 - 16:16

Oh man, was für ein Horror – ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich in dem Moment da in der Straße gefühlt haben musst! Die Erfahrung mit den „netten“ Begegnungen in Marrakech haben leider wir auch gemacht und auf dem Rest unserer Reise sind wir nur wirklich netten Menschen begegnet. Schon seltsam, diese Stadt…

Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 1. Mai 2017 - 13:48

Diese Stadt ist wirklich ein komischer Haufen. Dort bekommt man keinen wirklichen Eindruck von dem, was Marokko eigentlich ausmacht. Aber gut, für den nächsten Trip nach Marokko (der definitiv kommen wird) weiß ich dann Bescheid. :)

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Christine 5. Mai 2017 - 15:53

Hallo Elisa,

ich kann mir bildlich vorstellen, wie ihr da in der Medina steht. Ich wäre wahrscheinlich komplett ausgeflippt, vor allem bei dem Mann mit dem Fahrrad. Was für ein bescheidener Start in Marrakech. Eigentlich steht die Stadt ganz weit oben auf meiner „Muss ich sehen“-Liste. Ein Freund von mir, der aus Casablanca stammt, ist ganz verrückt nach Marrakech, fährt jedes Jahr einmal hin. Aber er wird wahrscheinlich auch nicht so abgezockt, wie die anderen Touristen. Interessant zu hören, wie du es empfunden hast bzw. was du erlebt hast.

Liebe Grüße,
Christine

Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 5. Juni 2017 - 14:40

Hallo Christine,

es war wirklich eine etwas unentspannte Situation. Vielleicht hätten wir Marrakech auch nicht so wahrgenommen, wenn wir unseren Marokko-Trip dort gestartet hätten. Aber da wir vorher durch wunderschöne Landschaften gefahren sind und grenzenlose Gastfreundschaft erfahren haben, war es ein ziemlicher Schock für uns in der Großstadt.
Und sicherlich werden Einheimische nicht so abgezockt, wie wir Touristen. Naja, aber der Rest des Landes ist definitiv einen (oder 2, 3, 4 …) Besuche wert. :)

Lieben Gruß,

Elisa

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