Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 7-14: Türkei – Ein Roadtrip von West nach Ost nach West nach Süd.

von Elisa | take an adVANture
Team BorderCross in Bogazkale

Ich muss gestehen, dass ich so einige Vorurteile vor dem Roadtrip durch die Türkei hatte. Hirngespinste, die sich irgendwie über die Jahre in meinem Kopf manifestiert hatten. Aber auch Meinungen wegen dem, was vor allem die letzten Monate vor unserer Reise durch die Medien geisterte und besorgte Fragen von Freunden und Familie nach sich zog. Freiwillig wäre ich wohl nie in das Land gereist. Nur dem glücklichen Umstand der Rallye ist es zu verdanken, dass ich nach knapp 1.5 Wochen feststellen konnte, dass das definitiv nicht meine letzte Reise durch die Türkei gewesen sein wird. 

 

Tag 7 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Richtung Osten und jede Menge Asphalt.

Zwei wirklich spannende Tage in Istanbul lagen hinter uns, mit gerade mal 150 gefahrenen Kilometern. Die Hummeln in unseren Hintern wurden immer größer und es war endlich wieder Zeit für einige Stunden auf türkischen Schnellstraßen.

Magirus Deutz in der TuerkeiEin Roadtrip durch die Tuerkei

Die Strecke zog sich ewig und wir kamen nur sehr langsam voran. Leider blieb uns somit keine Zeit, auch mal rechts und links von uns die kleinen Nebenstraßen auszukundschaften. Ein kurzer Abstecher zu einer Werkstatt, um Elmos rechten Vorderreifen mit Reifendichtmitteln zu versorgen, viel dabei kaum mehr ins Gewicht. Damit während der Stunden keine Langeweile aufkam, nutzten wir die Fahrt für lustige Gesangseinlagen, lautes Mitgrölen bei der passenden Roadtrip-Musik und kleine Aufheiterungen untereinander. Für die knapp 600km haben wir den ganzen Tag gebraucht, erst spät Abends, nach Einbruch der Dunkelheit, sind wir im Fahrerlager in Boğazkale in Zentralanatolien angekommen.

Gefahrene Kilometer: ca. 580km.

 

Tag 8 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Boğazkale, Ankara und viel Staub und Adrenalin.

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Sonnenschein, einem entspannten Vormittag und der Einweihung unserer Outdoor-Dusche ging es damals mit allen Fahrzeugen ins Gelände rund um Boğazkale. Schmale und steinige Feldwege führten uns dabei durch abgelegene Dörfer und wunderschöne grüne Landschaften. Einige Kinder und Erwachsene stürmten auf die Straße, um das Schauspiel zu beobachten. Einen kurzen Schreckmoment gab es, als einige Stromkabel etwas tief hingen und die Feuerwehr nur mit Hängen und Würgen darunter durchkam.

Fahrerlager in BogazkaleRallye durch die Tuerkei bei Bogazkale

Elmo und Bertha schlugen sich in dem Gelände gut, Ole jedoch machten die großen Steinbrocken und Bodenwellen etwas zu schaffen. Ein kurzes Krachen und schon schleifte der Unterbodenschutz vom Volvo am Untergrund und musste unter reger Publikumsbeteiligung vor Ort entfernt werden. Eine aufgerissene Ölwanne wäre aber definitiv schlimmer gewesen. 

Durch das Hinterland bei BogazkaleVolvo 850 als Rallyefahrzeug

Auch wenn wir an dem Tag bereits schon einiges erlebt hatten, war mit den Abenteuern noch lange nicht Schluss. Unser nächstes Ziel war die türkische Hauptstadt Ankara. Kurz vor der Ankunft mussten wir aber erstmal freundlicherweise von der Polizei eskortiert werden, da wir, zusammen mit einem anderen Team, etwas planlos und verloren in der Gegend herumstanden. Beim anschließenden LeMans-Start auf einem großen Parkplatz mitten in der Stadt waren unsere 4 Jungs mit Elmo und Bertha eindeutig die Sieger der Herzen. Es wurden vorher schon Wetten auf den Sieg der Feuerwehr abgeschlossen, die geballten 7,5 Tonnen Gesamtgewicht sind wohl doch etwas schwerfällig, wenn es um möglichst zügige Beschleunigung geht. Überraschenderweise flogen keine Autoteile durch die Gegend, einzig die Geräusche von aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen durchdrangen die staubige Luft um uns herum.

(Für Bewegtbilder HIER entlang oder HIER entlang)

LeMans - Start in der TuerkeiLeMans - Rennen in AnkaraLe Mans Rennen

Unser Fahrerlager für die Nacht erreichten wir südlich der Hauptstadt bei Haymana.

Gefahrene Kilometer: ca. 320km

 

Tag 9 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Auf der Suche nach dem berühmtesten Kebap der Welt.

Noch geplättet von den ganzen Eindrücken am Tag zuvor und eigentlich gerade erst in der Mitte der Türkei angekommen, ging es jetzt schon wieder einige Hundert Kilometer in Richtung Westen. Gleich nach dem Start machte uns der rechte Vorderreifen von Elmo etwas Sorgen. Der Gummi war an einigen Stellen spröde und gerissen, eine längere Weiterfahrt wollten wir so nicht riskieren. Mit dem klassischen Werkzeug zum Reifenwechseln kommt man bei einem Magirus Deutz aber nicht wirklich weit, es scheitert ja bereits schon an einem Wagenheber. Hilfe mit schwerem Gerät fanden wir wiedermal in einer Werkstatt am Straßenrand.

Reifenwechsel in der TuerkeiMagirus Deutz als RallyefahrzeugIskender Kebap in Bursa

Eine der Tagesaufgaben aus dem Roadbook bestand in der Suche nach dem berühmtesten Kebap der Welt. Zusammen mit dem Team Kamelroas, die wir (oder sie uns?) unterwegs aufgegabelt haben, machten wir uns auf die Jagd nach Fleisch, Brot, Soße und sehr viel brauner Butter – ganz banal die Zutaten für den berühmten Iskender Kebap. Den fanden wir dann auch in Bursa, dem ehemaligen Wohnort seines Erfinders. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten und die Meinungen wechselten damals zwischen „Lecker, bitte mehr davon.“ und „Nee, das war eher nicht so meins.“. Balıkesir, das Tagesziel, erreichten wir wieder erst im Dunkeln.

Gefahrene Kilometer: ca. 510km.

 

Tag 10 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Ein gerissener Abgaskrümmer und deutsch-türkische Freundschaft.

Die Kommunikation zwischen uns und dem Organisationskomitee war manchmal etwas planlos und so haben wir das Frühstück vor Ort verpasst. Was nicht unbedingt so schlimm gewesen wäre, hätten wir auf den vielen Fotos der anderen Teams nicht gesehen, was für Köstlichkeiten dort aufgetischt wurden. Schon alleine bei dem Gedanken an Oliven, Humus, Köfte und diversen anderen eingelegten Köstlichkeiten lief uns damals das Wasser im Mund zusammen.

Wir aber haben uns nach einem Frühstück zwischen Einheimischen in einem kleinen Café im Stadtzentrum auf den direkten Weg nach Uşak gemacht. Die Straße Richtung Süden führte uns entlang eines Sees, wo wir eigentlich endlich mal ein paar Stunden im Gelände verbringen wollten. Denn das war etwas, was wir auf den weiten Strecken über eintönige Landstraßen vermisst haben.

Gruppenfoto Polaroid Bild mit Mechanikern in der Tuerkeituerkischer Mechaniker unterschreibt auf Magirus Deutztuerkischer Automechaniker

Aber, neuer Tag, neuer Werkstatttermin. Elmos Abgaskrümmer war gerissen und musste unbedingt geschweißt werden. Eins der wenigen Dinge, die wir trotz unseres riesigen Stauraums nicht mithatten, war ein Schweißgerät. Zum Glück, denn sonst wären wir nicht in den Genuss von unfassbarer Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft gekommen. In Sındırgı, einem kleinen Ort an der Çaygören-Talsperre, machten wir uns auf die Suche nach einer Werkstatt, die für die Größe der Feuerwehr das passende Gerät zur Verfügung hatte. Beim 3. Anlauf wurden wir fündig und wir verbrachten mehrere Stunden vor Ort, bekamen Essen und Trinken und einen neuen Flansch für den Auspuffkrümmer. Wir waren jeden Tag auf’s Neue von der Freundlichkeit der Menschen überrascht. Es war definitiv eine Reise, von der wir viel mit Nachhause genommen haben: Erinnerungen, Gedanken, Emotionen und Eindrücke.

Team BorderCross an der Caygoeren-TalsperreMagirus Deutz an der Caygoeren-Talsperre

Auf einem Picknickplatz in Uşak angekommen versackten wir mit Team Fehlzündung, Team Ooglep, Team Kamelroas und Team 101 Nacht für einige Stunden an unserem Lagerfeuer. Während der gesamten Reisen gab es unzählige schöne Momente, aber die Zeit mit einigen anderen Teams haben wir immer besonders genossen.

Gefahrene Kilometer: ca. 240km.

 

Tag 11 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Es kommt halt doch nicht immer auf die Größe an.

Die Vorfreude auf den Tag war groß, denn es sollte mal wieder ins Gelände gehen. Die Offroad-Tour durch den zweitgrößten Canyon der Welt, dem Ulubey Canyon, entpuppte sich aber leider als etwas enttäuschend. Wurde am Anfang noch gerätselt, ob die Feuerwehr überhaupt durchpassen würde, war es am Ende doch ziemlich unspektakulär. Dafür entschädigte die Aussicht am Rand des Canyons und die anschließende Fahrt durch wunderschöne Bergwelten. Und dem Staub sei Dank waren unsere Autos endlich auch als Rallyefahrzeuge erkennbar.

Auf dem weg zum Ulubey CanyonBlick über den Ulubey CanyonKorso am Ulubey CanyonRallyefahrzeuge am Ulubey Canyon

Das Ziel für den Abend war eine kleine Stadt in Küstennähe. Abseits der Schnellstraßen gab die Landschaft den Blick auf Berge und weite Weideflächen frei, komplett anders wie noch 24h zuvor. Innerhalb von ein paar Stunden legten wir einigen Höhenmeter zurück und teilweise hatten wir die Straßen ganz für uns alleine. Serpentinenartig schlängelten sich unsere Wege in den Süden, ganz zur Freude unseres Fahrgefühls.

Gefahrene Kilometer: ca. 420km.

 

Tag 12 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Ein Tag für’n Arsch.

Oder anders gesagt: Pauschaltourismus lässt grüßen! Nachdem wir bei Ole aufgrund von Blasenbildung beide Vorderreifen wechseln mussten, hatten wir bis zum Start um 14Uhr nur noch gut 2 Stunden Zeit. Dummerweise entschieden wir uns, anstatt mit den Autos zum Strand zu fahren, eins der Touristenboote zu nehmen. Nicht nur, dass die ganze Aktion irgendwie etwas befremdlich für uns war, haben wir uns komplett verkalkuliert und somit blieben uns nur ein paar Minuten am Iztuzu-Strand bei Dalyan.

Fahrerlager in DalyanFelsengraeber Kaunus bei DalyanFahrt durch das Hinterland der TuerkeiRoadtrip durch die Tuerkei

Der eigentliche Horror folgte aber am späten Abend. Eigentlich hätte es bei mir schon beim Namen „Side“ klingeln müssen, einem DER Urlaubsorte der türkischen Mittelmeerküste. Leuchtreklamen in Deutsch, Preise in Euro, Hotelbunker in allen Größen und Formen und buntes Animationsprogramm sind eigentlich genau die Dinge, die man bei so einer Reise nicht erwartet. Wir aber steckten mit Elmo, Bertha und Ole mittendrin. Hier zeigte sich die Türkei von einer komplett anderen Seite, als die, die wir die letzten 7 Tage gesehen und erlebt haben. Während bei uns Mädels die Vernunft siegte und wir zeitnah in unseren Autos verschwanden, versuchten die Jungs das Beste aus der Situation zu machen und betäubten den Schock mit dem Konsum diverser alkoholischer Getränke.

Gefahrene Kilometer: ca. 320km.

 

Tag 13 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Hangover IV.

Die Bilder am Morgen danach sprachen für sich. Auch wenn sich kein Baby in der Feuerwehr befand, Mike Tyson nicht seinen Tiger zurückforderte und niemand irgendwelche dauerhaften Gesichtsbemalungen hatte, waren die Jungs von der letzten Nacht doch arg gezeichnet. Die Aussage „Nur wer sich an alles erinnern kann, war nicht wirklich dabei.“ sagte eigentlich schon alles und dabei belassen wir es auch. 

Strandabschnitt in SidePause am Mittelmeer mit dem Team BorderCrossSteg an der Mittelmeerkueste in der TuerkeiKuestenstrasse in der Tuerkei

Die nächsten Stunden führte uns die Straße direkt an der Küste entlang, viel Zeit zum Genießen blieb uns leider nicht. Für die knapp 420km brauchten wir gut 9 Stunden und wir mussten diesmal pünktlich sein. Ab 21.00 Uhr wartete die Fähre in Mersin auf uns, etwas traurig verluden wir bis spät in die Nacht hinein die Autos auf das Schiff. Erst gegen 4.00 Uhr in der Früh kamen wir in einem Hotel in Adana an, wo wir den Fußboden der Hotellobby für ein paar Stunden Schlaf nutzten.

Gefahrene Kilometer: ca. 420km.

 

Tag 14 der Allgäu-Orient-Rallye: Türkei – Pause und ein kurzes Goodbye.

Wir vermissten unsere 3 Autos, die sich an dem Tag irgendwo im Mittelmeer auf Höhe Zypern befanden. Wir vermissten unsere gemütlichen Betten, unser Zuhause auf Rädern, unsere Feuerschale und die Bierbank. Passend zur Stimmung regnete es den ganzen Tag in Strömen und wir hatten etwas Zeit, unsere Gedanken zu sortieren und fehlenden Schlaf nachzuholen. 

Gefahrene Kilometer: 0km.


Alle bisher erschienenen Artikel über die Allgäu Orient Rallye:

• take an adVANture goes Orient – Allgäu Orient Rallye.

• Der Post-Travel-Blues und seine Nebenwirkungen.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 1-4: Von Deutschland bis in die Türkei.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 5-6: Mehrmals quer durch Istanbul.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 7-14: Türkei – Ein Roadtrip von West nach Ost nach Süd.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 15-18: Kreuz und quer durch Israel.

• Tagebuch Allgäu-Orient-Rallye. Tag 19-23: Auf Abwegen in Jordanien.

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2 Kommentare

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Mandy 13. Juli 2017 - 20:00

Wow, das ist echt krass, was ihr alles durchgemacht habt mit den Autos! Und immer wieder schön zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft der Menschen dort ist.
Die Bilder sind auch wunderschön! Hach, ich hab total Bock aus sowas… wenn ihr noch mal eine Rallye plant und noch eine motivierte Mitfahrerin sucht – hier hier! ;-)

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 16. Juli 2017 - 12:28

Wenn wir wieder eine Rallye planen und noch Mitfahrer suchen, dann weiß ich sofort, bei wem ich mich melden werde!!!! :D

Bis ganz bald und ich freu mich schon.

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