Wenn die Seele Urlaub macht – unterwegs im Nationalpark Hohe Tauern.

von Elisa | take an adVANture
Blick auf den Grossglockner im Nationalpark Hohe Tauern

Nationalpark Hohe Tauern, Osttirol, Österreich. Hinter mir liegt eine 2-Tages-Wanderung auf dem Adlerweg in Nordtirol und vor mir liegen zwei ebenso anstrengende, wie auch faszinierende Tage im Osten Tirols. Nach knapp 2.5h Stunden Fahrt werde ich mit Sonnenschein, saftigem Grün und kargen Bergspitzen empfangen und ich verreiße fast das Steuer, als ich mal wieder rechts und links von mir die Natur bestaune. Der Bulli kämpft sich unter blauem Himmel diverse Straßen nach oben und dank der etwas schwächeren Motorisierung bildet sich bald eine kleine Autoschlange hinter mir. Ich bin in Ostirol im Nationalpark Hohe Tauern angekommen und kann es kaum glauben, dass das meine erste Reise in diese Gegend ist. Und ich weiß schon jetzt, das es nicht die letzte gewesen sein wird.

 

Der Nationalpark Hohe Tauern – die Fakten.

Lasst mich doch kurz mit den Fakten starten, bevor es emotional und sehr bildlastig wird. Der Nationalpark Hohe Tauern ist ein Ort der Superlativen. Er ist der älteste Nationalpark in Österreich und gleichzeitig auch der größte im gesamten Alpenraum. Innerhalb des Gebiets befindet sich, neben mehr als 250 weiteren 3000ern, auch der höchste Berg des Landes, der Großglockner. Aufgeteilt auf die drei österreichischen Bundesländer Tirol, Kärnten und Salzburg, beinhaltet der Nationalpark über 300 Gletscher, über 500 Bergseen, knapp 300 Bäche und tausende Kilometer Wanderwege.

Der Park ist in 2 Zonen eingeteilt, einer Kern- und einer Außenzone. Ich lasse mir erklären, dass diese Einteilung dem Schutz der Natur und der Kultur gleichzeitig dient, dass sich beides nicht ausschließen muss und ein wichtiger Punkt für die Erhaltung und Pflege von Geschichte und Umwelt ist.

Für ausführlichere Infos empfehle ich euch die offizielle Seite des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol: >>> HIER entlang <<<

 

Die Natur als Ort für Körper und Geist.

Das permanente Grundrauschen unserer Gesellschaft übertönt oftmals die Hilferufe unserer Seele. Tagein und tagaus werden wir mit Stress konfrontiert, den wir als solchen nicht unbedingt immer wahrnehmen. Es ist der Lärm unserer Zivilisation, der uns in jeder Minute begleitet und dessen Nachwehen langfristig nicht gut für uns sind. Abhilfe schafft ein Ort, der immer da ist, den wir aber selten wahrnehmen – die Natur. Diese Gedanken schießen mir durch den Kopf, als ich auf zwei Wanderungen im Nationalpark Hohe Tauern unterwegs bin. Denn hier zeigt sich Mutter Erde von einer besonders schönen Seite und zwar so, wie ich sie am liebsten habe. Saftige Wiesen, grüne Wälder, glasklare Gebirgsbäche, graue Bergspitzen und weiße Schneefelder in weiter Ferne. Damit auch ihr visuell und textlich in den Genuss meiner Reise kommt, habe ich einige Infos zu den beiden Touren aufgeschrieben, zusammen mit ein paar kleinen Ausschweifungen.

Person geniesst Aussicht bei der StuedlhuetteEdelweiss im Nationalpark Hohe Tauern

 

Mit Blick auf den Großglockner: Eine Wanderung vom Lucknerhaus zur Stüdlhütte.

Der Großglockner thront majestätisch über der kompletten Gegend. Er bestimmt das Leben der Bewohner und man sieht ein Glänzen in ihren Augen, wenn sie über „ihren“ Berg erzählen. Um eine Tour in seine Richtung kommt man bei einer Reise durch den Nationalpark Hohe Tauern nicht herum und so mache ich mich am Morgen auf zu einer Wanderung in seiner Sichtweite.

Es ist Punkt 8.00Uhr und Emanuel und Sandra warten bereits auf mich. Emanuel ist Nationalpark Ranger und ich bin unendlich dankbar für seine Antworten auf meine vielen Fragen. Mehr zu den Rangern vor Ort verrate ich euch übrigens weiter unten im Artikel. Wir parken das Auto auf dem öffentlichen Parkplatz am Lucknerhaus und starten unsere Tour bei schönstem Bergwetter. Am Anfang verläuft eine Zubringerstraße noch gemächlich bergauf, kurz darauf steigt der Weg steil an. In der ersten Stunde legen wir so schon ca. 300 Höhenmeter zurück und kehren für einen frischen Cappuccino in der Lucknerhütte ein.

Forstweg zur Lucknerhuette hinaufBlick auf die LucknerhuetteCappuccino auf der Lucknerhuette

Wir bleiben nicht lange. Der Berg ruft hörbar und kurze Zeit später finden wir uns auf einem schmalen Wanderweg wieder. Das Gelände wird steiler und felsiger, wir kreuzen einen Bachlauf und setzen die nächsten 600 Höhenmeter einen Schritt vor den anderen. Das Wetter ist perfekt, es sind Ferien und am nächsten Tag steht ein Brückentag an – dementsprechend vielen Wanderern begegnen wir in den nächsten 1.5 – 2h. Oben angekommen kehren wir in der Stüdlhütte ein, eine moderne Berghütte und der Ersatzneubau des 1868 errichteten Bestandsgebäudes. Der Entwurf des Neubaus stammt von dem deutschen Architekten Albin Glaser, funktional und größtenteils energieautark steht das Haus seit 1997 auf der Fanotscharte. Ich glaube, die Meinungen über diese Art von Architektur gehen auseinander, ich aber muss sagen, dass sie mir gefällt.

Blick ins Tal am Fuße des GroßglocknersWanderer auf dem weg zur StuedlhuetteBlick auf die Stuedlhuette

Um mich herum befinden sich lauter Bergsteiger, die gerade von der Besteigung des Großglockners zurückgekommen sind oder sich auf den Weg zur Erzherzog-Johann-Hütte machen, als Zwischenstopp für die Gipfeltour. Kletterhelme baumeln in allen möglichen Farben an den Rucksäcken neben Steigeisen, die bei jedem Schritt gegeneinander schlagen und klimpernde Geräusche von sich geben. In den Gesichtern der Menschen, die von oben kommen, zeigt sich Müdigkeit und Erschöpfung. Bei den Bergsteigern aus dem Tal kommend, Vorfreude und Aufregung. Aber alle haben sie eins gemeinsam: Ein Leuchten in ihren Augen beim Blick auf den Großglockner.

Bevor wir wieder den Abstieg ins Tal über einen anderen Weg in Angriff nehmen, werfen wir noch kurz einen Blick auf die Ausläufer des Gletschers, dessen Zunge imposant über eine Felskante ragt. Zurück geht es dann ungefähr entlang der Route der Erstbesteigung des Großglockners 1855 von der Kalser Seite aus, was zu der damaligen Zeit noch einer Expedition glich und mit einer Vielzahl von Entbehrungen verbunden war. Jetzt aber schnüre ich meine Wanderschuhe, zücke meine Spiegelreflexkamera und schüttele traurig den Kopf über den Rückgang des Gletschermassivs in den letzten 170 Jahren.

Gletscher am GroßglocknerBachlauf am GroßglocknerBlick auf den Großglockner

Details zur Tour:

• Höhenmeter: ↑ ca. 900m  – ↓ ca. 900m
• Länge: ca. 4.6km einfach, ca. 9.2km retour.
• Dauer: reine Gehzeit ca. 5h retour.
• Kondition: Mittelschwierige, rote und aussichtsreiche Bergtour. Trittsicherheit und festes Schuhwerk sollten vorhanden sein, ansonsten steht aber der Spaß im Vordergrund. Es ist eine Wanderung, die jedes Outdoorherz höher schlagen lässt. Zur Hochsaison aber leider vielbegangen.

 

Durch das Dorfertal zur perfekten Alpenidylle.

Lassen wir den nächsten Tag etwas gemütlicher angehen. Wieder zu dritt starten wir eine Tour, die diesmal nicht hoch hinaus geht, sondern gemütlich auf fast ebenem Gelände verläuft. Ausgangspunkt ist der Kals / Taurer Parkplatz, von dem aus der Weg am Anfang an der Dabaklamm entlangführt. Das Wasser fließt lautstark in mehreren Stufen links von uns herab und ich erfahre, dass das noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts der einzige Weg in das Tal hinein und hinaus war. Während wir also durch die relativ schmale Schlucht wandern, kann ich mir noch nicht vorstellen, was mich am Ende davon erwarten wird. Denn die hohen Felswände machen einem weitläufigen Tal Platz, das einem Alpenparadies auf Erden ziemlich nahe kommt.

Weg durch die Dabaklamm im Nationalpark Hohe TauernFlusslauf in der Dabaklammerster Blick ins Dorfertal in Osttirol

Kühe kreuzen unseren Weg und beäugen uns neugierig. Almhütten liegen entweder direkt am Wegesrand oder in weiter Ferne. Ein Bach plätschert gemütlich neben uns her, während Kuhglocken im Takt läuten. Und ab und zu dringt der Ruf eines Murmeltiers bis an unser Ohr. Ja, ich glaube, das hier ist die perfekte Idylle, in der der Geist zur Ruhe kommen und der Körper auf einer leichten Tour entspannen kann.

Der Wanderweg ist gleichzeitig auch die Zubringerstraße diverser Almen im Tal. Rechts davon befinden sich in einiger Entfernung zueinander Informationspunkte, die mir etwas über die Geschichte der Gegend erzählen. Bis Ende der 80er Jahre war das Dorfertal und alles Leben darin in Gefahr, da bereits seit den 20er Jahren Pläne für ein riesiges Wasserkraftwerk bestanden, dessen Stausee die Almen und Wiesen geflutet hätte. Nur durch große Initiative der Bevölkerung wurde das monströse Vorhaben zum Scheitern gebracht, kurz darauf wurde der Nationalpark Hohe Tauern in Tirol beschlossen. Was für ein Frevel wäre es gewesen, wäre diese Landschaft zerstört worden!

Eine Kuh im DorfertalBlick ins DorfertalNahaufnahme von Blumen im Dorfertal

Wir lassen uns Zeit, halten nach Gämsen, Steinböcken und Bartgeiern Ausschau und kehren schlussendlich im Kalser Tauernhaus ein, wo ich mir Kaspressknödeln und eine große Spezi schmecken lasse. Bis zum Dorfersee am Ende des Tals haben wir es leider nicht geschafft, da meine Rückfahrt ins Allgäu an dem Tag noch auf mich wartet.

Details zur Tour (bis zum Kalser Tauernhaus):

• Höhenmeter: ↑ ca. 230m  – ↓ ca. 230m
• Länge: ca. 5.6km einfach, ca. 11.2km retour.
• Dauer: reine Gehzeit ca. 3h retour.
• Kondition: Leichte Wanderung, für die ganze Familie geeignet. Vom Kalser Tauernhaus weiter bis zum Dorfersee sind es noch gut 200 Höhenmeter, für die man ca. 1h benötigt.

 

Unterwegs mit einem Ranger im Nationalpark Hohe Tauern.

Ich bin das erste Mal während einer Wanderung mit einem Ranger unterwegs. Und ich bin total begeistert! Nicht nur das ich jede Menge über die Geschichte vor Ort erfahre, Emanuel erzählt mir auch einiges über die Tier- und Pflanzenwelt. Immer das Fernglas im Anschlag, zeigt er mir Steinböcke, Gämse, Murmeltiere, Bartgeier und Adlerhorste. Dinge, die ich mit bloßem Auge nie gesehen, geschweige denn auch mit einer stärkeren Sehhilfe erkannt hätte.

Wusstet ihr, dass man am Warnruf eines Murmeltiers erkennen kann, ob sich ein Raubvogel in der Nähe befindet? Bei Gefahr von „oben“ pfeift der Nager nämlich nur einmal, nicht wie sonst mehrmals hintereinander. Oder wusstet ihr, dass Steinböcke kaum bis gar nicht schwitzen können? Deswegen findet man sie immer nur weit oberhalb der Baumgrenze in den Bergen. Wir entdecken Edelweiße, Emanuel zeigt mir, wo sich der Gletscher am Großglockner noch vor 170 Jahren befand und erzählt mir von der Erstbesteigung des Berges. Ich stelle viele Fragen und bekomme immer informative und spannende Antworten.

Ranger Emanuel bei der StuedlhuetteEdelweiss am Grossglockner

Geführte Wanderungen mit Rangern im Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol stehen übrigens jedem zur Verfügung. Es gibt bestimmte Touren laut Sommerprogramm, denen man sich kostenpflichtig nach Buchung anschließen kann. Die Gruppengröße ist überschaubar und der Preis von 15€ / Erwachsenen (Kinder bis 14 Jahre 9€) unschlagbar. Im Angebot sind Wildtierbeobachtungs- und Fotosafaris, Kräuterwanderungen, Gletschertouren und noch so einiges mehr. Aber auch individuell kann ein Ranger gebucht werden, à la „Rent a Ranger“ kostet das Angebot 200€.

Ranger haelt Ausschau im DorfertalMurmeltier am Grossglockner

Das Sommerprogramm des Nationalparks Hohe Tauern Tirol findet ihr >>> HIER <<<, weitere Infos bzw. die Möglichkeit zur Anmeldung bekommt ihr via Tel.: +43 4875 5161 – 10 / E-Mail: nationalparkservice.tirol@hohetauern.at oder über eure Unterkunft. Und wie sagte Sandra so schön: „Für den Bergführer ist der Weg das Ziel und für den Ranger ist das Ziel der Weg.“

 

Standardausrüstung.

Für klassische Tagestouren im Nationalpark Hohe Tauern empfehle ich euch folgende Ausrüstung:

Wanderschuhe
(Die Wanderschuhe sollten komfortabel sein und einen guten Halt in dem manchmal unwegsamen Gelände bieten.)

Kopfbedeckung
(Oberhalb der Baumgrenze ist Schatten rar gesät. Die Sonne ist in der Höhe sehr intensiv und um einen Hitzschlag zu vermeiden, empfehle ich euch eine luftige Kopfbedeckung.)

Wanderstöcke
(Auch wenn ich mich jahrelang gegen Wanderstöcke gewehrt habe, sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen. Sie dienen vor allem der Entlastung der Beinmuskulatur im steilen Gelände.)

Sonnencreme
(Sommer wie Winter ein Muss in den Bergen. Achtet auf ein guten Lichtschutzfaktor und denkt daran, frisch eingecremt NICHT in einen Bergsee zu hüpfen. Warum habe ich >>>HIER<<< aufgeschrieben.)

Wasserflasche
(Um Müll in unserer Umwelt zu vermeiden, empfehle ich euch Glas-, Kunststoff- oder Edelstahlflaschen. Nachfüllen könnt ihr sie unterwegs mit sauberen Quell- oder Gletscherwasser oder auf den Hütten.)

Wechselpullover
(Unterwegs werdet ihr ins Schwitzen kommen, oben angekommen kühlt man aber doch recht schnell aus. Um einer Erkältung oder ähnliches vorzubeugen, solltet ihr das durchgeschwitzte Oberteil gegen ein trockenes tauschen.)


Hinweis: Der Artikel entstand in Kooperation mit der Österreich Werbung. Vielen Dank für die Einladung zu der Tour. Meine Meinungen und Eindrücke bleiben davon aber wie immer unbeeinflusst. Außerdem enthält der Artikel Affiliate-Links. Wenn ihr über den Link das Produkt bestellt, bekomme ich eine kleine Provision, für euch entstehen aber keine zusätzlichen Kosten. Die Einnahmen dienen der Erhaltung des Blogs. Vielen Dank dafür.

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