Weitwandern in Österreich – auf dem Adlerweg dem Himmel entgegen.

von Elisa | take an adVANture
Blick ins Eppzirler Tal

Adlerweg, Tirol, Österreich. Es ist kurz nach 9.00 Uhr, als ich mich mit Mike in der Hotellobby treffe. Für die nächsten 2 Tage stehen 2 Etappen auf dem Adlerweg an, inklusive einer Übernachtung in einer der vielen Berghütten. Und ich freue mich wie ein kleines Kind auf die Tour, wird es für mich doch endlich mal wieder Zeit für Berge, Wälder, Wasser, Bäume, Natur, Tiere, Ruhe, schöne Aussichten, körperliche Anstrengung und noch so einiges mehr. Vor allem das Thema „Wasser“ wird diesmal nicht zu kurz kommen, es regnet bereits seit einigen Tagen und es ist keine Besserung in Sicht. Was aber der Stimmung keinen Abbruch tut. Eine Wanderung immer dem Himmel entgegen.

 

Wandern auf dem Adlerweg – die Fakten.

Starten wir erstmal mit den harten Fakten. Der Adlerweg ist ein Weitwanderweg, der auf insgesamt 33 Etappen durch Tirol führt: 24 davon befinden sich in Nordtirol, die anderen 9 im Osten des Bundeslandes. Namensgeber ist der Adler im Tiroler Wappen, aber auch der Wegverlauf, der an die Silhouette eines Adlers erinnert.

Während der Tour kommt jedes Wanderherz auf seine Kosten, wobei für die meisten Etappen doch Erfahrung und Trittsicherheit Voraussetzung ist. In Nordtirol hat man insgesamt 320 Kilometer vor sich, mit 23.000 Höhenmeter bergauf und 20.000 Höhenmeter bergab. In Osttirol geht es etwas gemütlicher zu, zumindest was die Länge betrifft. Auf 93 Kilometer legt man hier ca. 8.000 Höhenmeter bergauf und fast ebenso viele bergab zurück.

Für ausführlichere Infos empfehle ich euch die offizielle Seite von Tirol: >>> HIER entlang <<<

 

Etappe 14 auf dem Adlerweg: Von Innsbruck bis zum Solsteinhaus.

Es nieselt leicht, als wir aus dem Taxi aussteigen. Die Sonne versteckt sich hinter einer dicken Wolkenschicht und der umliegende Wald wird von einer farblosen Nebelsuppe umhüllt. Was der ganzen Situation einen mystischen Charakter verleiht und mich an das ein oder andere Märchen erinnern lässt. Rotkäppchen, die 7 Zwerge oder Aschenbrödel hätten der ganzen Szenerie noch die Krone aufgesetzt. Das Wetter hat einige Vorteile, die man bei Sonnenschein gerne mal vergisst. Während der gesamten Tour begegnen uns nur eine Handvoll Wanderer und die Temperaturen sind mit ca. 12 – 15 Grad angenehm kühl für die körperliche Anstrengung.

Forstweg auf der 14. Etappe des Adlerwegsnebliger WaldwegBlick auf Nebelwand am Adlerweg

Bereits die ersten Meter haben es in sich. Ein schmaler Forstweg führt steil bergauf, rechts und links von mir ragen die Bäume bis weit in den Nebel hinein. Außer dem Geräusch meiner Schritte auf dem losen Untergrund höre ich nur vereinzelte Regentropfen, die auf die Moose und Farne am Wegesrand fallen. Wir kreuzen einen Bachlauf, an dem sich die Unwetter der letzten Tage zeigen. Das Geröll wurde den Hang runtergespült und wir müssen mit großen Schritten von Stein zu Stein hüpfen. Danach wird der Pfad zu einem klassischen Wanderweg, der sich zwischen den Bäumen und großen Wurzeln entlang schlängelt. Mike gibt mir ein Zeichen und zeigt nach vorne, ins Walddickicht hinein. Ich bin zwar zu langsam um die Kamera zu zücken, kann aber trotzdem noch einen Blick auf die Gams werfen.

Wandern auf dem Adlerwegeinzelner Nadelbaum auf dem AdlerwegWasserlauf am Adlerweg

Wir kommen an einem alten Nadelbaum vorbei, der wohl dort schon über ein Jahrhundert steht. Und ich frage mich in dem Moment: Wenn er sprechen könnte, was für Geschichten würde er uns wohl erzählen? Würde er uns auslachen oder bemitleiden? Würde er uns den Hintern versohlen, aufgrund der Dinge, die wir uns und unserer Umwelt antun? Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Kurz nachdem ich meine Gedanken zu Ende gedacht habe, höre ich schon von weitem das Bimmeln von einigen Schafglocken. Eine Herde von gut 50 Tieren grast gemütlich auf einer Weide und beäugt uns neugierig und seelenruhig – die pure Idylle. Wir lassen die Tiere hinter uns und steigen weiter hinauf in Richtung Solsteinhaus, wo wir die Nacht in einem 10-Bett-Zimmer verbringen. Ich lerne neue Leute kennen, unterhalte mich mit einem jungen Pärchen über Wanderrouten und mit älteren Norwegern über das Reisen.

Nahaufnahme eines SchafsHolzbank auf dem AdlerwegNebelwand vor Bergkulisse

>>> Zur detaillierten Tourenbeschreibung.

 

Etappe 15 auf dem Adlerweg (etwas gekürzt): Vom Solsteinhaus nach Gießenbach.

Die Nacht war überraschend erholsam und bereits kurz nach 8.00 Uhr starten wir zur nächsten Etappe. Auch an diesem Tag ist das Wetter nicht auf unserer Seite. Es nieselt ohne Unterbrechung, die Temperaturen liegen knapp im einstelligen Bereich. Nachdem es anfangs noch recht gemächlich bergauf geht, wird es kurze Zeit später anstrengend. Der Weg zur Eppzirler Scharte rauf ist rutschig, steil und loses Geröll macht jeden Schritt zu einem Balanceakt. Trittsicherheit und gutes Schuhwerk sind ein absolutes Muss. Die kargen Bergspitzen werden immer mal wieder vom Nebel verhüllt und lassen die ganze Szenerie trostlos und mystisch wirken. Wie ein Bild aus einer anderen Welt.

Bergführer auf dem AdlerwegBergspitzen im Nebel verhuehltBlick auf die Eppzirler Scharte

Oben angekommen können wir nur kurz verweilen, da ein eisiger Wind uns sofort auskühlt. Der Weg ins Eppzirler Tal runter verläuft einige Höhenmeter serpentinenartig am Hang entlang und ich weiß schon jetzt, dass der Muskelkater nicht lange auf sich warten lassen wird. Genau an der Baumgrenze haben wir wieder das Glück einige Gämse nur ein paar Meter vor uns zu sehen. Danach erstrahlt die Landschaft in allen möglichen Grüntönen – Kaisergrün, Berggrün, Salbeigrün, Maigrün, Waldgrün … Zeit für eine Einkehr in die Eppzirler Alm bleibt uns leider keine, dafür aber für eine kurze Rast und einen Blick zurück. Da ich an dem Tag noch weiter in den Osten Tirols in den Nationalpark Hohe Tauern fahren muss, verkürzen wir die Etappe und in Gießenbach werden wir bereits von einem Taxi erwartet.

Eppzirler TalBlick ins Eppzirler TalNebel in den Bergen am Adlerweg

>>> Zur detaillierten Tourenbeschreibung.


Zusätzliche Ausrüstung.

Zusätzlich zur normalen Ausstattung, die ihr für Tageswanderungen braucht, empfehle ich euch noch folgende Dinge für Mehrtagestouren mit Übernachtungen auf Berghütten:

Stirnlampe
(Damit ihr in den Matratzenlagern während nächtlicher Wanderungen zur Toilette nicht das Zimmerlicht anschalten müsst. Die anderen Mitschläfer werden es euch danken.)

Hüttenschlafsack
(Ist in den meisten Hütten ein Muss. Er sollte so leicht wie möglich sein und trotzdem etwas wärmen.)

Hüttenschuhe
(Es gibt in den meisten Hütten einen Bereich, ab dem die Wanderschuhe ausgezogen werden müssen, um Verschmutzungen zu vermeiden. Außerdem tut es nach einem langen Tag in den festen Schuhen auch mal gut, den Füßen etwas Freiheit zu gönnen.)

Handtuch
(Leicht und schnelltrocknend sollte es sein. Einige Hütten haben Duschen – manchmal sogar mit Warmwasser – und eine Erfrischung kann Wunder bewirken.)

• Wanderführer speziell für den Adlerweg: Vom Bergverlag Rother oder Conrad Stein Verlag.

 

 

 

 

 

 

 


Hinweis: Der Artikel entstand in Kooperation mit der Österreich Werbung. Vielen Dank für die Einladung zu der Tour. Meine Meinungen und Eindrücke bleiben davon aber wie immer unbeeinflusst. Außerdem enthält der Artikel Affiliate-Links. Wenn ihr über den Link das Produkt bestellt, bekomme ich eine kleine Provision, für euch entstehen aber keine zusätzlichen Kosten. Die Einnahmen dienen der Erhaltung des Blogs. Vielen Dank dafür.

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7 Kommentare

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Christine 20. August 2017 - 15:19

Wow das klingt toll! Ich bin zwar eher der Fan von eintägigen Wanderungen, vielleicht sollte ich das aber mal ändern? ;-)

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 20. August 2017 - 16:32

Hallo Christine,

eine Mehrtagestour kann ich dir absolut empfehlen! Weil man meistens oben in den Bergen übernachtet und das nochmal eine besondere Stimmung erzeugt. :D

Lieben Gruß,

Elisa

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Martin 24. August 2017 - 14:13

Schöner Bericht und schöne Fotos bei nicht so schönem Foto. Aber so ist das halt. :-D
Wir waren auch erst kürzlich sechs Tage auf Teilabschnitten am Adlerweg in den Tuxer Alpen unterwegs. Das Wetter war mal hui, mal pfui. Aber wunderbare Tage. :-)
Liebe Grüße, Martin

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 24. August 2017 - 18:51

Hallo Martin,

das ist wohl war! :D
Klingt sehr schön. Irgendwann werde ich den Weg sicherlich auch mal komplett laufen – das habe ich mir schon vorgenommen.

Lieben Gruß,
Elisa

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OnYourPath 29. September 2017 - 01:40

Wenn ihr Wandern mögt, kommt doch mal nach Südtirol, da habt ihr ebenfalls eine sehr große Auswahl. Sehr zu empfehlen sind die 3 Zinnen. Am besten den schönsten Platz mit Blick aussuchen und dort Zelt aufschlagen. Im Sommer könnt ihr hinter den 3 Zinnen auch schön die Milchstraße sehen, was ein unglaubliches Foto abgeben wird.

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 6. Oktober 2017 - 13:34

Südtirol gehört definitiv zu meinen liebsten Wanderregionen. Bei den 3 Zinnen war ich dieses Jahr sogar schon (http://www.justtravelous.com/2017/07/reisetipps-sextner-dolomiten-drei-zinnen), leider ohne Zelt. Dafür aber mit einer Übernachtung auf der Büllelejochhütte. :)

Viele Grüße,
Elisa

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Weitwandern Jahresrückblick 2017 » gipfelrast.at 20. Dezember 2017 - 10:19

[…] Flügel heben (2): Elisa am Nordtiroler Adlerweg. […]

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